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Bezirksregierung Düsseldorf - Unternehmerverbandsgruppe eV

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Wolfgang Reuter: Einschätzung der Situation und mögliche<br />

schulische und arbeitsmarktpolitische Konsequenzen<br />

Sind Schule, Wirtschaft und Gesellschaft gescheitert, den Übergang von der<br />

Schule in die Berufs- und Arbeitswelt für alle Schülerinnen und Schüler zu organisieren?<br />

Diese Frage impliziert zwei Grundannahmen: Erstens, es ist eine Aufgabe der Schule,<br />

den Übergang von der Schule in den Beruf zu organisieren und zweitens, es ist<br />

ein wirtschaftliches und gesellschaftspolitischer Anliegen, allen Jugendlichen einen<br />

angemessenen Platz im Arbeits- und Berufsleben einzuräumen.<br />

Aber offensichtlich haben sich die Verhältnisse so entwickelt, dass - wohlwollend<br />

formuliert - „Zweifel“ am gemeinsamen Erfolg angebracht sind; schärfer ausgedrückt:<br />

Die Zahl der unversorgten Jugendlichen, und hier sind die Statistiken der Arbeitsagentur<br />

unerbittlich, zeigt, dass, allen Bemühungen zum Trotz, alle drei - Schulen,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft - es nicht geschafft haben, einer Vielzahl junger Menschen<br />

eine berufliche Perspektive und damit auch einen Eintritt in die Gesellschaft zu<br />

vermitteln. Weniger als 10 % der Duisburger Hauptschülerinnen und Hauptschüler<br />

mit dem Sekundarabschluss nach Klasse 10 können direkt im Anschluss an ihre<br />

Schullaufbahn eine Ausbildung beginnen und sind darauf verwiesen, andere Möglichkeiten<br />

einer zusätzlichen schulischen Qualifizierung oder der Berufsförderung<br />

wahrzunehmen. Bei denjenigen, die den mittleren Bildungsabschluss (Fachoberschulreife)<br />

erreicht haben, werden es immerhin noch 75 % sein, die diesen Weg gehen.<br />

Gleichzeitig erhebt die Wirtschaft schon seit Jahren den Vorwurf, die Schulen<br />

entließen immer mehr Jugendliche, die nicht ausbildungsfähig sind, weil ihnen sowohl<br />

die fachlichen Kenntnisse als auch die Sozialkompetenzen fehlen und ihre persönliche<br />

Einstellung zur Arbeit und zum Beruf zu Wünschen übrig lässt.<br />

Dabei schien gerade die Hauptschule am ehesten von allen Schulformen gut gerüstet<br />

zu sein, ihre Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Bereits<br />

die ersten Richtlinien und Lehrpläne, die Anfang der Siebziger Jahre erschienen<br />

(„Blaues Wunder“), legten verbindlich fest, dass sie im Lernbereich Arbeitslehre eine<br />

systematische Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung im Unterricht vermitteln<br />

muss. Gesamtschulen haben diesen verbindlichen Lehrplan übernommen, weil<br />

auch ihre Schülerinnen und Schüler, die nach Klasse 9 oder 10 die Schule in Richtung<br />

Ausbildungsberuf verlassen, entsprechend vorbereitet sein müssen. Das obligatorische<br />

Betriebspraktikum mit einer Dauer von drei Wochen in Klasse 9 ist in beiden<br />

Schulformen bis zum Ende der Siebziger Jahre als fester Termin in der Jahresplanung<br />

etabliert und sollte gerade dieser Altersgruppe erste Berührungen und Erfahrungen<br />

mit der Arbeits- und Berufswelt ermöglichen, um eine gezielte und rational<br />

begründete Berufsorientierung und Berufswahl zu bewirken.<br />

An keiner dieser beiden Schulformen standen genügend ausgebildete Lehrerinnen<br />

und Lehrer zur Verfügung, was die Wirtschaft damals zu Recht und heftig kritisierte.<br />

Viele arbeiteten fachfremd und autodidaktisch, und sie hatten damit Erfolg. Die<br />

Schulpolitik reagierte hierauf mit der Bildung der so genannten „PÄDAGOGISCHEN BEI-<br />

RÄTE“, die unter der Leitung der Unteren Schulaufsicht Konzepte entwickelten, „Wirtschafts-<br />

und Unternehmerwissen“ in die Schulen zu tragen und dort zu verankern,<br />

und die Betriebspraktika, die zunehmend auch von den Realschulen angeboten wurden,<br />

zu koordinieren. Der regelmäßige Meinungs- und Erfahrungsaustausch von<br />

Lehrern, Vertretern der Kammern und der Arbeitsverwaltung, die Organisation von<br />

Lehrerbetriebspraktika (auf freiwilliger Basis!) und die Erprobung erster Kooperationsmodelle<br />

zwischen Schulen und Unternehmen sind wesentliche Ergebnisse aus<br />

diesen ersten Jahren gemeinsamer Arbeit. Die Gründung der „ARBEITSGEMEINSCHAF-<br />

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