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Bezirksregierung Düsseldorf - Unternehmerverbandsgruppe eV

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Wolfgang Reuter: Einschätzung der Situation und mögliche<br />

schulische und arbeitsmarktpolitische Konsequenzen<br />

In Duisburg entspricht ihre Gesamtzahl der Größe einer ausgebauten Hauptschule,<br />

also weit über 300 Schülerinnen und Schüler. Die Mechanismen, Schülerinnen und<br />

Schüler entsprechend ihrer Begabung der angemessenen Schulform zuzuführen,<br />

funktionieren schon seit Jahren nicht. Die Frage, ob sie jemals funktioniert haben,<br />

kann an dieser Stelle ebenso wenig erörtert werden wie die Frage, ob die Definitionen<br />

der drei Begabungsprototypen, die dem gegliederten Schulsystem zugrunde liegen,<br />

jemals zutrafen oder nicht vielmehr Zuschreibungen gewesen sind, gesellschaftliche<br />

Statusfragen und gewollte Abgrenzungen zu regeln.<br />

Festgestellt werden kann aber, dass zwischen den drei weiterführenden Schulformen<br />

immer eine Rangfolge bestanden hat, die sich auch in den Bezeichnungen widerspiegelt:<br />

Volksschule/ Hauptschule, Realschule/ Mittelschule, Gymnasium/ Höhere<br />

Schule. Der inzwischen auch in Deutschland von vielen internalisierte Zusammenhang,<br />

dass die Wahl der „richtigen Schulform“ und der „richtigen Schule“ die beste<br />

Eingangsvoraussetzung für eine schulische und berufliche Karriere ist, hat die Entwicklung<br />

der Hauptschule als einer Schule beschleunigt, die sich schwerpunktmäßig<br />

nur noch den sozial- und bildungspolitisch benachteiligten Kindern widmet. Dass sie<br />

diese Aufgabe immer noch mit Bravour bewältigt, ließe sich an vielen positiven Beispielen<br />

belegen. In Nordrhein- Westfalen sorgt sie jedenfalls auch dafür, dass der<br />

Anteil derjenigen Schülerinnen und Schüler, die ihre Schullaufbahn ohne Abschluss<br />

beenden, bundesweit am geringsten ist. Die Öffentlichkeit nimmt dies zwar zur<br />

Kenntnis, einer entsprechenden Würdigung dieser pädagogischen Arbeit dagegen<br />

enthält sie sich weitgehend, entrüstet sich aber in besonderer Weise, wenn Hauptschule<br />

aufgrund ihrer besonderen Problemlagen negative Schlagzeilen wie die Rütli-<br />

Schule in Berlin erzeugt.<br />

Die Frage, was getan werden muss, um allen Schülerinnen und Schülern eine adäquate<br />

Ausbildung zu ermöglichen, kann allerdings nicht ausschließlich damit beantwortet<br />

werden, die Wirtschaft müsse eine ausreichend große Zahl an Ausbildungsplätzen<br />

schaffen und alle Probleme sind gelöst. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte<br />

und die damit einhergehenden Veränderungen kann niemand, der sich um<br />

die Zukunft der Schülerinnen und Schüler kümmert, außer Acht lassen. Die Ausbildungs-<br />

und Arbeitsplätze sind komplexer geworden, erfordern von Anfang an ein höheres<br />

Fachwissen und zusätzliche Sozialkompetenzen, die in früheren Zeiten zum<br />

großen Teil erst während der Ausbildung selbst vermittelt worden sind. Viele Schülerinnen<br />

und Schüler sind tatsächlich - obwohl sie erst mit einem Durchschnittsalter<br />

von 19 Jahren ihre Ausbildung beginnen - nicht in dem Maße „ausbildungsfähig“, wie<br />

dies Industrie und Handwerk fordern.<br />

Schule kann dies allerdings ebenso wenig allein bewältigen wie dies Industrie und<br />

Handwerk tun können. Es ist eine grundlegende gesellschaftspolitische Aufgabe, bei<br />

denen beide Institutionen in gemeinsam an Lösungen arbeiten müssen. An der<br />

Schnittstelle des Übergangs von der Schule in den Beruf kann festgemacht werden,<br />

wie wichtig diese Kooperation zwischen Unternehmen und Schulen ist. Denn die Beschreibung<br />

des Problems, dass Schülerinnen und Schüler immer weniger ausbildungsfähig<br />

sind, weil ihnen neben den Grundkenntnissen in Deutsch, Mathematik<br />

und in den Naturwissenschaften Fachkenntnisse und Fachkompetenzen fehlen und<br />

sie nicht ausreichend über Sozialkompetenzen und eine entsprechende persönliche<br />

Einstellung verfügen, erklärt zwar einigermaßen hinreichend die vorhandenen Defizite,<br />

enthebt aber weder die Schulen noch die Wirtschaft der Verantwortung, wirkungsvoll<br />

dagegen vorzugehen.<br />

Allerdings müssen andere Kräfte sie hierbei unterstützen. Natürlich müssen sich die<br />

Rahmenbedingungen für Schulen ändern, damit sie einen pädagogischen Raum<br />

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