Bezirksregierung Düsseldorf - Unternehmerverbandsgruppe eV
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Wolfgang Reuter: Einschätzung der Situation und mögliche<br />
schulische und arbeitsmarktpolitische Konsequenzen<br />
bei“ und „wir können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn Unternehmen<br />
falsche Entscheidungen treffen, die Konjunktur negativ verläuft und die Globalisierung<br />
Arbeits- und Ausbildungsplätze zerstört.“<br />
Sicher ist, dass es eine Reihe von schwerwiegenden Entwicklungen und Faktoren<br />
aus der Vergangenheit gibt, die die wirtschaftliche Lage und damit auch die Lage am<br />
Ausbildungsmarkt nachhaltig beeinflussen und weiterhin prägen werden. Sie können<br />
an dieser Stelle nicht alle genannt werden. Die wesentlichen sind folgende:<br />
• Die Konjunktur in Deutschland befindet sich seit zwei Jahrzehnten in einem<br />
Abwärtstrend, was sich an der Zahl der Firmenpleiten ebenso festmachen<br />
lässt wie an der ständig gestiegenen Arbeitslosenzahl und dem<br />
dramatischen Rückgang von Ausbildungsplätzen<br />
• Umstrukturierungen, ständige Veränderungen in den wirtschaftlichen<br />
Strukturen, der Wegfall ganzer Industriezweige wie die Montanindustrie<br />
im Ruhrgebiet oder - ganz aktuell - des Steinkohlebergbaus und die damit<br />
einhergehende Gefährdung der wirtschaftlichen und sozialen Grundlage,<br />
verunsichern immer mehr Menschen.<br />
• Über Jahrzehnte hinweg ignorierte die Politik, dass sich Deutschland<br />
zum Einwanderungsland entwickelt hatte, und unterließ die notwendigen<br />
Maßnahmen für eine zukunftsweisende Eingliederung der Menschen mit<br />
Integrationshintergrund in die Gesellschaft.<br />
• Die demographische Entwicklung mit der dramatischen Verschiebung in<br />
der Alterspyramide führt zu tief greifenden Veränderungen und zum Teil<br />
schmerzhaften Einschnitten in die Sozialversicherungssysteme und den<br />
so genannten „Generationenvertrag“.<br />
• Zunehmend wird der Verfall eines allgemein gültigen Wertebewusstseins<br />
und die Orientierungslosigkeit vor allem der jüngeren Bevölkerung als<br />
Ursache für eine Reihe gesellschaftspolitischer Probleme beklagt.<br />
• Die PISA- Studien haben das gesamte System der deutschen Schulbildung<br />
auf den Prüfstand gestellt und zur großen Überraschung der Öffentlichkeit<br />
und auch der Schulpolitik festgestellt, dass unser Schulsystem<br />
mit einer modernen demokratischen Wirtschaftsgesellschaft und ihren<br />
gehobenen Ansprüchen an Bildung nicht mehr kompatibel ist.<br />
Unter der langjährigen Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt leiden vor allem die<br />
Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen, der Förderschulen sowie der Gesamtschulen.<br />
Schon ihre Zeugnisse reichen häufig nicht aus, um mit der Konkurrenz aus<br />
den Realschulen und der Gymnasien Schritt halten zu können. Die ständig sinkenden<br />
Anmeldezahlen an den Hauptschulen sind seit Jahren ein Anzeichen dafür, dass<br />
diese Schulform für die Mehrheit der Eltern keine erstrebenswerte Schullaufbahn<br />
mehr für ihre Kinder darstellt.<br />
Hinzu kommt, dass die Grundschulen verpflichtet sind, in Klasse 4 eine Eignungsaussage<br />
für die weiterführenden Schulen zu treffen. Inzwischen sind es in Duisburg<br />
weniger als 15 % der Schülerinnen und Schüler, die nach Klasse 4 in die Hauptschule<br />
wechseln, meistens weil ihnen bereits die Grundschule die Eignung für eine Realschule<br />
oder ein Gymnasium abspricht. Am Ende der Klasse 6 müssen diejenigen<br />
Schülerinnen und Schüler von den Realschulen und den Gymnasien in die jeweils<br />
„untere Schulform“ wechseln, bei denen sich die Nichteignung erst am Ende der Erprobungsstufe<br />
heraus stellt.<br />
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