Bezirksregierung Düsseldorf - Unternehmerverbandsgruppe eV
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Wolfgang Reuter: Einschätzung der Situation und mögliche<br />
schulische und arbeitsmarktpolitische Konsequenzen<br />
schaffen können, in dem die individuelle Förderung jedes einzelnen Jugendlichen im<br />
Mittelpunkt der Bemühungen steht. An dieser Stelle ist allerdings auch die Frage erlaubt,<br />
ob die bereits jetzt vorhandenen Bedingungen nicht bereits ausreichen würden,<br />
wenigstens einen großen Teil der notwendigen Veränderungen zu verwirklichen<br />
und Kooperationen zu ermöglichen, die sowohl dem Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />
des Öffentlichen Bildungssystems und den Anforderungen aus der Wirtschaft<br />
gerecht werden. Praktiker aus beiden Lagern haben dies in der Vergangenheit jedenfalls<br />
erfolgreich bewiesen und höhere Übergangs- bzw. Übernahmequoten von Schulabgängerinnen<br />
und –abgängern erreicht. Die eigenverantwortliche Schule wird ihr<br />
pädagogisches Profil innerhalb der gesetzlichen Vorschriften des Schulgesetzes neu<br />
gestalten können und müssen. Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung sind<br />
zentrale gesetzliche Forderungen, denen sich keine Schule entziehen kann.<br />
Individuelle Förderung, die andere pädagogische Herausforderung, sollte die Kreativität<br />
und die Innovationsbereitschaft in der Schulgemeinde auslösen, die hierzu nötig<br />
ist. Schulleitungen werden das personalrechtliche Rüstzeug erhalten, um dieses<br />
neue Profil mit Menschen in Schulleben umzusetzen.<br />
Auch der Schulträger selbst steht in der Verantwortung. Dies ergibt sich bereits aus<br />
der gemeinsamen Verantwortung von Schule und Jugendhilfe. Schulsozialarbeit ist<br />
die Forderung der Hauptschulen, um wenigstens etwas Unterstützung bei der Bewältigung<br />
ihrer Aufgaben zu erhalten. Sie ist inzwischen zwar durchgesetzt, reicht aber<br />
bei weitem nicht aus. Schulsozialarbeit ist auch deswegen wichtig, weil sie eher diejenigen<br />
Erziehungsberechtigten erreicht, die in einer gewissen „Bildungsferne“ zur<br />
Schule stehen. Hier gilt es<br />
Neben schul- und bildungspolitischen Entscheidungen und Maßnahmen liegen die<br />
Möglichkeiten in relativ aufwändigen Maßnahmen, die aber spürbare Verbesserungen<br />
der Chancen von Schülerinnen und Schülern bewirken, indem verstärkt berufliche<br />
Praxis in die Schulen hineingetragen und im Unterricht zu verankert wird. Ohne<br />
die tägliche Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer zu schmälern, ist festzustellen, dass<br />
der Ausbilder z. B. von Thyssen-Krupp-Steel oder der Ausbildungsmeister einer Innung<br />
wesentlich authentischer und glaubwürdiger vermitteln können, was in der<br />
Ausbildung tatsächlich gebraucht wird, denn sie arbeiten an der Basis und sie sind<br />
keine Lehrpersonen. Warum muss der Fachlehrer allein Mathematik oder Technik<br />
unterrichten? Kann er sich nicht den Handwerksmeister in den Unterricht holen,<br />
wenn Flächen oder die Anteile einer Brotbackmischung berechnet werden sollen?<br />
Können Lehrerinnen und Lehrer nicht für ihre tägliche Arbeit davon profitieren, wenn<br />
sie erfahren, wie in einem Betrieb Teamarbeit gepflegt wird? Können nicht Projekte<br />
entwickelt werden, in denen Schülerinnen und Schüler mit Auszubildenden gemeinsam<br />
zum Beispiel eine Schülerfirma ins Leben rufen? Sind nicht Arbeits- und Sozialformen<br />
denkbar und machbar, in denen Schülerinnen und Schüler einen Teil ihrer<br />
Lernzeit in einem Betrieb zubringen, um die Sinnhaftigkeit von Unterricht unter realen<br />
Bedingungen erleben, sich selbst erproben und Berufswahlentscheidungen treffen<br />
können, die eher rational und weniger emotional begründet sind? Nicht alles davon<br />
wird im Rahmen der Schule und des Unterrichts erledigt werden können; aber es darf<br />
in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, dass Jugendliche zur Selbstverantwortung<br />
erzogen werden und selbst an der Gestaltung einer beruflichen Perspektive<br />
mitarbeiten können und sollen. Schließlich geht es um ihre Zukunft!<br />
Und die Wirtschaft? Sie akzeptiert inzwischen, dass sie zusätzliche Ausbildungsangebote<br />
bereitstellen muss, auch Angebote entwickeln muss, die „niederschwellig“<br />
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