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NAU 14 2008Abb. 2: Lage desUntermatt-Wracks(Vorlage: BeatEggimann).in frühen Aufnahmen fotografisch gut dokumentiertist und bis ins 20. Jahrhundert gebautwurde. Er erlaubt den zeitnahen Vergleichzweier formal und bautechnisch weitgehendunterschiedlicher Fahrzeuge. Im Rahmen einesDissertationsprojekts 4 wurden beide Wracks2005/06 in vielen Tauchgängen genauer untersucht.Im Vordergrund der Arbeiten standendabei vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeitvon Archäologie und Geschichte, die Kooperationmit Sporttauchern 5 sowie die Rekonstruktiondes älteren Wracks in Plan und Modellzum besseren Verständnis des Bauablaufs.Schriftquellen belegt, jedoch existieren keinefotografischen Aufnahmen dieses Schiffstypus.Er verschwindet um 1836 mit der Aufhebungder Luzerner Schiffhütte, deren obrigkeitlichesBaumonopol nach beinahe einem halben Jahrtausenddurch den politischen und technologischenWandel obsolet geworden war. Es dürftesich bei diesem Wrack somit um einen derallerletzten materiellen Zeugen vorindustriellerSchiffbautradition am Vierwaldstätter See handeln.Obertägig hat sich, wie an den meistenanderen Gewässern Europas, kein größeres vorindustriellesWasserfahrzeug erhalten. Damitmüssen für ein direktes, detailliertes Studiumder Bauweise und Entwicklung solcher Lastsegelschiffeunter Wasser liegende archäologischeFunde herangezogen werden.In unmittelbarer Nachbarschaft zum erwähntenWrack liegt ein weiterer, fast gleichaltrigerLastensegler eines jüngeren Bautypus, der schon4Thomas Reitmaier, Vorindustrielle Lastsegelschiffe in der Schweiz. Schweizer Beiträgezur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 35 (Olten 2008).5Vermessung vom Winter 2005 bis Januar 2007 durch Thomas Reitmaier und GregorEgloff, unter Mithilfe von Dani Bernhard sowie Beat Eggimann, Heidi Hostettler(Fotografie) und Hanny Odermatt, die Taucher Christopher Latkoczy, Daniele Fabro,Timo Kessler, Jean-Claude Bloch, Claudio Morello, Sandro Schüpfer, Beat Schumacher,Walter Ciscato, Martin Wright, Maria Glaser, Georg Hoch, Yvonne Isler, Remo deCarli, Monika Weder, Marcel Jost, Bootsbau-Meister Thomas Hasler/Stansstad und dieTauchsportgruppe Poseidon, Luzern. Ihnen allen sei an dieser Stelle aufrichtig gedankt!6Mit Verbindung über die Reuss zum Rhein nach Basel und weiter nach Norden bis zurOstsee.7Unter Lastschiffen verstehen wir Schiffe (i. e. S. „Boote“), die ausschliesslich zum Transportschwerer Lasten, Güter und Personen gebraucht und daher in der Regel von einemSchiffer und einigen Gesellen hauptberuflich gefahren wurden. Vgl. zum Luzerner Handel:Hans Wicki, Bevölkerung und Wirtschaft des Kantons Luzern im 18. Jahrhundert.Luzerner Historische Veröffentlichungen Band 9 (Luzern/München 1979); sowie FritzGlauser, Stadt und Fluß zwischen Rhein und Alpen. In: Erich Maschke/Jürgen Sydow(Hrsg.), Die Stadt am Fluss. Stadt in der Geschichte. Veröffentlichungen des SüdwestdeutschenArbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, Band 4 (Sigmaringen 1978)62−99.8Hans Bickel, Traditionelle Schifffahrt auf den Gewässern der deutschen Schweiz. Wortund Sache nach den Materialien des Sprachatlasses der deutschen Schweiz. SprachlandschaftenBand 17 (Aarau/Frankfurt a. M./Salzburg 1995) 325–328.42Lastensegler auf dem Vierwaldstätter SeeDer mehrarmige Vierwaldstätter See verbindetLandschaften und Täler der Zentralschweiz, dieauf dem Landweg erst im 19. und 20. Jahrhunderteffizient erschlossen wurden. Der Schiffsverkehrerlebte seit der offiziellen Öffnung desGotthardpasses im 13. Jahrhundert und derEtablierung der Stadt Luzern als Warenumschlagplatz6 einen massiven Aufschwung, unddementsprechend waren Wasserfahrzeuge fürJahrhunderte das elementare Transportmittel.Lokale und alpenquerende Personen- undWarenfracht wurde mit ungedeckten Lastsegelschiffendurchgeführt, deren heute noch gebräuchlicheBezeichnung Nauen auf eine deutlichältere Tradition verweist. 7 Mit dem im 14.Jahrhundert auftauchenden, aus der römischenAntike übernommenen Lehnwort Naue oderNawe, von lat. navis, mhd. nawe, naewe, belegtneben der schiffsarchäologischen Forschungauch die Sprachwissenschaft, dass mit dem Wortauch die Sache von den Römern übernommenwurde. 8 Ein anderes Motiv für die Entlehnungscheint unwahrscheinlich, sodass die einheimischeBevölkerung den allgemeinen Begriff navesoder Nauen automatisch mit dem Sachtypus desLastsegelschiffes verband. In Wort und Sachenachgewiesen ist diese Bezeichnung heute nochfür die vier um den Vierwaldstätter See gelegenenKantone Uri, Schwyz, Unterwalden undLuzern sowie das benachbarte Zug. Sie bezeichnetdort nicht nur das traditionelle, mittlerweileja verschwundene Lastsegelschiff, sondern auchden motorisierten, modernen Typ aus Metallzum Transport von Kies und anderem Baumaterial.Die beiden einzigen bis heute bekannt gewordenen,hier vorgestellten Überreste vorindustriellerLastensegler 9 liegen in der Gegend der „obernund untern Nase“, welche in frühen Reisebe-

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