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Documents - Janus Verlag

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NAU 14 200876ner Vorzeit auf eine schlagend einfache, aber geradedeswegen problematische Formel (Geidel1938, 38): „Die Entdeckung von Pfahlrosten amWestufer der Insel in den Jahren 1865 und 1873versetzte die wissenschaftliche Welt in eine gewisseAufregung; man glaubte, damit die nördlichstenPfahlbauten Europas gefunden zu haben. Dieneuere Forschung hat indessen den Nachweis erbracht,daß die Roseninsel keine Pfahlbausiedlung,sondern vielmehr immer eine Inselsiedlung beherbergte.Denn wo Pfähle festgestellt sind, fehlen dieKulturschichten und bei den Kulturschichten amInselrand fehlen die Pfähle. Die Pfähle im See gehörenerst dem Mittelalter an.“An diesem Punkt setzte ein naturwissenschaftlichausgebildeter gebürtiger Münchner als archäologischerLaie an. Aufgrund der Ereignisse des2. Weltkrieges war seine an der GeographischenFakultät der Ludwig-Maximilian-UniversitätMünchen im März 1942 angenommene Dissertationüber den Starnberger See unpubliziertgeblieben. Die Publikationsbemühungen der imJahre 1943 aktualisierten und zum Druck eingereichtenArbeit von Karl Schmidtler (1905–1991;Abb. 2) fanden im Bombenhagel der alliiertenLuftflotten ihr Ende. Zugänglich wurde das Manuskripterst nach Schmidtlers Tod durch dessenleider inzwischen ebenfalls verstorbene Ehegattin,Frau Ursula Schmidtler. Sie hatte im Jahre1998 Kontakt mit der Bayerischen Gesellschaftfür Unterwasserarchäologie e.V. aufgenommenund einen maschinenschriftlichen Durchschlagzur Verfügung gestellt (Schmidtler 1943). Lassenwir nun den naturwissenschaftlich versiertenAutor Karl Schmidtler – er hat in MünchenChemie, Biologie und Geographie studiert, warwährend des Dritten Reiches an der NSD Oberschule„Starnberger See“ in Feldafing tätig, habilitiertesich 1944 und wurde nach dem Kriegam Gymnasium in Weilheim als Lehrer in denStaatsdienst übernommen – über seinen Beitragzur archäologischen Erforschung der Roseninselselbst zu Wort kommen (Schmidtler 1943,149a ff.). In eckige Klammern gestellte Erläuterungenund Abbildungshinweise wurden nachträglicheingefügt, gesperrt gesetzte Ausdrückeund unterstrichene Passagen entsprechen demOriginaltext:.... „Die genaue Feststellung der tatsächlichenPfahlreste, ihrer Anordnung und Lage zur Insel ergibtnämlich eine Reihe bemerkenswerter Gesichtspunkte,die mit den bisherigen Anschauungen z.T.nicht in Einklang zu bringen sind.Der aussergewöhnlich niedrige Seespiegel, das nochwinterlich kalte Wasser und völlig windstille Tagenach vorangegangenen Stürmen, ergaben Endedes Winters 1942/43 die Möglichkeit zur genauenBeobachtung des Seebodens in der Roseninselumgebung,dessen Relief ohnehin durch die früherenLotungen kartenmässig festgelegt war.Bericht über meine Untersuchungen anden „Pfahlbauten“ der Roseninsel im Frühjahr1943Das Studium des Berichtes von S. v. S c h a b (DiePfahlbauten im Würmsee, München 1876), [erneutzum Abdruck gebracht in: Beitr. Anthr.u. Urgesch. Bayern 1, 1877, 1 ff.] sowie eigeneBeobachtungen gelegentlich meiner limnologischenArbeiten gaben mir die Anregung, bei günstigenBedingungen die Reste der sogen. Pfahlbauten imRoseninselgebiet genauer zu identifizieren.Der aussergewöhnlich tiefe Wasserstand des Sees,hervorgerufen durch die langanhaltende vorangehendeTrockenperiode (Sept. 1942 bis einschl.März 1943), die den Wasserspiegel zeitweise bisfast ½ m unter den Normalpegel zum Sinkenbrachte, gab hierzu willkommene Veranlassung.So hatte ich die Möglichkeit, in oben angegebenerZeit mehrmals, z.T. auch unter Begleitung des Inselverwalters,die fraglichen Stellen im Boot abzufahrenund zu fotografieren. Es ergab sich hierbeifolgendes:1. Auf dem nur flach vom Wasser überspültenMoränenrücken der Roseninsel (Übersicht aufmeiner Lotungskarte vom Roseninselgebiet) befindensich auf der W-Seite der Insel, etwa in Höheder Inselmitte und ca. 30–40 m seewärts vomUferrand der Insel beginnend und sich bis über denSüdsporn derselben nach S fortsetzend, eine grosseAnzahl, z.T. schlammüberdeckter eingerammterPfähle, die etwa 10–20 cm aus dem Seeboden herausragenund derzeit etwa 40–50 cm vom Wasserüberdeckt sind.2. Es lassen sich deutlich Pfahl r e i h e n von dichtnebeneinanderstehenden, ca. 15–30 cm dickenPfählen, sowie Pfahlfelder von dünneren, zahlreichund unregelmässig auf grössere Flächen verteiltenPfählen unterscheiden.3. Die Pfähle sind tief in den Moränenrückeneingerammt, z.T. nach N geneigt (Eisschub) undzeigen beim Anspiessen mit dem Bootshaken grosseFestigkeit und Zähigkeit des Holzes, vom demoberflächlich Teilchen absplittern und zu Bodensinken.4. Die Holzproben sind im nassen Zustandschwarz und zeigen nach dem Trocknen die Farbe,Festigkeit und Struktur des Eichenholzes.5. Weitere Pfahlreihen und Felder wurden auf

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