NAU 14 2008rup 2004; Momber 2004). Die meisten derentsprechenden Untersuchungen beziehen sichzwar auf Gebiete mit weitaus günstigeren Bedingungenfür die Erhaltung archäologischerBefunde sowie auch für deren Zugänglichkeit,als dies an der deutschen Nordseeküste mit ihrenaußerordentlich rauen Naturverhältnissenund schwierigen Arbeitsbedingungen der Fallist. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen,dass es auch hier, wie in der gesamten Nordsee,geomorphologische Voraussetzungen – etwafossile Ästuare – gibt, welche menschliche Nutzungund die Erhaltung entsprechender archäologischerSpuren ermöglichten und sogar wahrscheinlichmachten (Fleming 2004a, 15).Die entsprechenden dänischen, englischen undniederländischen Forschungen des letzten Jahrzehntssehen sich selbst weit von einer systematischenErforschung des „Doggerland“ (Coles1998) entfernt. Für zukünftige Planungsvorhabenin deutschen Küstengewässern können siedennoch als wegweisend gelten. Die entsprechendenUntersuchungen des letzten Jahrzehntshaben zwei Hauptaspekte gemeinsam: sie standenzum einen in einem engen Zusammenhangmit neuen nationalen und europäischen Gesetzgebungen(Fleming 2004a, 12; Maarleveld/Peeters 2004; Oxley 2004), zum anderen mitneuen oder ausgeweiteten industriellen Nutzungender Nordsee – Fischerei, Öl- und Gasindustrie,Kiesgewinnung, Hafenbaggerungenund der Einrichtung von Windparks (Firth2004; Fischer 2004, 23. – vgl. insbesondereauch Beitrag D. Paddenberg in diesem Heft).In Deutschland wurde mit dem Umweltverträglichkeitsgesetzvon 1994, das Kulturgüterals Schutzgut einschließt, eine wichtige Voraussetzungfür Schritte in die gleiche Richtung gemacht(Heun 2003, 88 f.). Angesichts der Herausforderungen,die mit aktuellen Planungenzur Errichtung von Windparks und der damitverbundenen Kabeltrassen (vgl. z.B. http://www.energieportal24.de/artikel_1679.htm) oder demweiteren Ausbau der Seehäfen und Containerterminals(vgl. z.B. http://www.abendblatt.de/daten/2006/12/06/648575.html) auf dieDenkmalpflegebehörden der Küstenländer zukommen,werden wir ähnliche Wege wie unsereNachbarn gehen müssen. Dies gilt nicht zuletztauch in Bezug auf die Weiterentwicklung unsererMethoden. Die Untersuchungen an Elbeund Weser zeigen, dass die heute zur Verfügungstehenden archäologischen Feldmethodenunter den besonderen Bedingungen, wie sie inden Flussästuaren und im Küstenflachmeerder Deutschen Bucht anzutreffen sind, nicht sogreifen, wie es wünschenswert wäre. Wenn esnicht glückt, an diese besonderen Verhältnisseangepasste Dokumentationsstrategien zu entwickeln,haben wir in Zukunft zunehmend miteinem schleichenden, weitgehend unbemerktenVerlust von Denkmälern mit potentiell hohemwissenschaftlichem Rang und großer geschichtlicherBedeutung für die Kultur der Küstenlandschaftzu rechnen. Planungsvorhaben vomGrößenmaßstab der hier behandelten stellen sogesehen nicht nur neue Bedrohungen für dasUnterwasserkulturerbe, sondern auch denkmalpflegerischeHerausforderung und Zukunftschancedar.DankAbschließend sei hier einigen Personen undInstitutionen gedankt, ohne deren besonderenEinsatz das gute Gelingen der beiden Vorhabennicht möglich gewesen wäre. Zu danken ist insbesondereden Schiffsbesatzungen der „NigeWark“ der Hamburg Port Authority und denHydrographen der Firma Geonautec, sowie derLeitung und den Mitarbeitern der Firma InnomarTechnologie GmbH, Rostock. Den ArbeitsgruppenProjektgruppe VoruntersuchungFahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe2004 und des WSH Bremerhaven gebührt fürdie stets gute Zusammenarbeit und die Erlaubniszu dieser Veröffentlichung unser besondererDank.Stellvertretend für die vielen beteiligten Kolleginnenund Kollegen aus der Denkmalpflegeund den Museen der Länder Hamburg, Bremenund Niedersachsen möchten wir Dr. W. Kramer(ALSH), der sich maßgeblich für das Gelingender Vorhabens einsetzte, und den Leitern derjeweiligen Denkmalpflegebehörden, Herrn Dr.H. Haßmann, Herrn Prof. Dr. M. Rech undHerrn Prof. Dr. C. von Carnap-Bornheim herzlichdanken.Anschrift der VerfasserInnenRuth Blankenfeldt M.A.Archäologisches LandesmuseumStiftung Schleswig-Holsteinische LandesmuseenSchloss GottorfD-24837 Schleswigblankenfeldt@schloss-gottorf.deDr. Martin MainbergerUWARC GbRBallrechterstr. 3D-79219 StaufenMartin.Mainberger@uwarc.de70
Archäologische Gutachten … für die geplanten Fahrrinnenanpassungen von Elbe und WeserLiteraturAhrens 1966: C. Ahrens, Vorgeschichte des KreisesPinneberg und der Insel Helgoland. Die vor- undfrühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein7 (Neumünster 1966).Machbarkeitsstudie 2004: Projektgruppe VoruntersuchungFahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe.Machbarkeitsstudie zur weiteren Fahrrinnenanpassungvon Unter- und Außenelbe. Arbeitsfassung(Hamburg 2004).Behre 1995: K.-E. Behre, Kleine historische Landeskundedes Elbe-Weser Raumes. In: H.-E. Dannenberg/H.-J.Schulze (Hrsg.), Geschichte des Landeszwischen Elbe und Weser (Stade 1995) 1–59.Behre 2003: K.-E. Behre, Eine neue Meeresspiegelkurvefür die südliche Nordsee. Probleme der Küstenforschungim südlichen Nordseegebiet 28, 2003,9–63.Blankenfeldt et al. 2005: R. Blankenfeldt/F. Huber/I.Ibsen/N. Lau, Anpassung der Fahrrinne vonUnter- und Außenelbe an die Containerschifffahrt.Planfeststellungsunterlage Teil H 11b. 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