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Documents - Janus Verlag

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Schiffsarchäologische Pionierarbeit …Damit darf als gesichert gelten, dass die Klammernnicht mit dem Abdichtungsverfahren desFahrzeugs (Festhalten einer nahtabdeckendenHolzlatte mittels Sintels), sondern mit der direktenPlankenverbindung selbst in Beziehungzu bringen sind. Auf welche Art die hölzerneSchiffschale am Vierwaldstätter See wasserdichtgehalten wurde, konnte in den bisherigenTauchgängen am Wrack nicht festgestellt werden.In einer unsicheren Quelle erscheint fürdie Lastschiffe auf dem Vierwaldstätter See einegestemmte Lindenbastschnur als organischerDichtstoff. 18 In den Schiffmacher-Ordnungenund weiteren schriftlichen Zeugnissen derLuzerner Werft erscheinen diese Begriffe resp.die davon abgeleitete Tätigkeit des Abdichtens(„Schäubmen“) vom 16. bis zum 19. Jahrhundertregelmäßig, sodass man davon ausgehendarf, das die Schiffe zumindest in diesem Zeitraumtatsächlich mit Lindenbast abgedichtetworden sind.Ökonomische Prämissen diktieren die Bautechnikneuzeitlicher Lastensegler in vielen GewässerlandschaftenMitteleuropas. Eine Plankeklinker an einer zweiten zu befestigen, ist technischweniger aufwändig und in kürzerer Zeitzu bewältigen als eine kraweele Plankenverbindungherzustellen, die den Handwerkern hoheGenauigkeit bei ihrer Arbeit abverlangt. Überder Schwimmwasserlinie der Fahrzeuge wurdenam Vierwaldstätter See die weiteren Plankengängedann zwar stumpf, aber wohl nur mehrmit eisernen Klammern zur fertigen Rumpfschalezusammengefügt und durch Holznägelmit den Gürben verbunden – eine im Vergleichzu anderen relativ anspruchslose und rasche, jabeinahe provisorisch anmutende Baumethode,die gleichzeitig auch ein schnelles und Substanzschonendes Abbrechen ausgedienter Schiffe gestattet.Damit ist die Frage nach der Betriebszeit derSchiffe auf dem Vierwaldstätter See gestellt.Schon die Regelung, nach der im späten 16.Jahrhundert alle ausgedienten Schiffe demSchiffmeister zur Belohnung zufielen, lässt aufeine eher geringe Lebensdauer der Frachtkähneschließen. Dass in jener Zeit die im Vergleichzum Schiffbauholz gewiss weniger abgenutztenund wertvolleren Metallteile beim Bau neuerSchiffe wieder verwendet wurden, bekräftigt dieVermutung von in vergleichsweise kurzen Abständenerneuerten Fahrzeugen. Konkretere Informationenzur Nutzungsdauer der hölzernenLastsegelschiffe liegen dann aus der Bauzeit desUntermatt-Nauens selbst vor. Aus zahlreichenSchriftquellen des 19. Jahrhunderts wird ersichtlich,dass die Schiffe in der Regel nicht längerals 3 Jahre in Gebrauch waren.Neben diesen Aussagen zur Bautechnik erlaubtdas Wrack von Untermatt auch Angaben zumAntrieb des Schiffes. Entsprechend den überliefertenBaumassen wurde an der vierten, massivenBodenwrange, d. h. ungefähr im vorderenDrittel des Rumpfes, der Segelmast (Baum) ineine rechteckige Ausnehmung eingesetzt – inderselben Art, wie dies auch bei den provinzialrömischenPlattbodenschiffen bewerkstelligtwurde.Wenn ein Schiffswrack einen Mastspant aufweist,muss auch eine Mastducht vorhandensein, die den Mast über der Mastspur abstützteund sicherte. Zwar ist beim Untermatt-Wrackdiese „Segelbanck“ genannte Ducht – wohl einAbb. 7: Bootsbauer in der Luzerner Werft. Ausschnitt aus demLuzerner Stadtprospekt von Martinus Martini, um 1580 (StA-LU PLA 5255).13Staatsarchiv Luzern (StALU) AKT A1 F7 Sch. 902A und 903, gilt für sämtlicheArchivnachweise.14Ob die unterste Seitenplanke tatsächlich über ihre gesamte Länge seitlich an – undnicht auf – der äußersten Bodenplanke „sitzt“, konnte nicht abschließend geklärtwerden. Der perfekte Erhaltungszustand des Schiffes ist in dieser Hinsicht manchmaletwas hinderlich, da kein Einblick in „versteckte“ Details gewonnen werden kann.15Den schriftlichen Überlieferungen zufolge sollten es 26 oder 28 Gürben, d.h. 13 oder14 Spantenpaare sein.16Zitiert nach A. Härry, Die historische Entwicklung der schweizerischen Verkehrswege.Zweiter Teil: Die Entwicklung der Binnenschifffahrt in der Schweiz. II. Diehistorische Entwicklung der Schiffahrt auf den anderen schweizerischen Flüssen. In:Jahrbuch des Nordostschweizerischen Verbandes für Schiffahrt Rhein−Bodensee St.Gallen für das Jahr 1917 (Frauenfeld 1918) 267−269.17Franz Haas-Zumbühl, Die Geschichte der Sankt-Niklausen-Schiffs-Gesellschaft derStadt Luzern (Luzern 1910) 115.18Bickel 1995, 266.45

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