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Documents - Janus Verlag

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Zwischen Inseln und Buchten – Auf den Spuren der Falkensteiner im Langbürgner Seeursprüngliche Zugangsbereich zur Inselbefestigung„Zickenburg“ konnte im Nordosten derWallanlage ausgemacht werden (Popp 1895). EineVerbindung zum genau gegenüberliegendenOstufer scheint somit wahrscheinlich. Leider istdieser Bereich aufgrund einer dichten Schilfzonenicht mehr zu erschließen. GeneralmajorKarl Popp a. D. berichtet in seinem 1894 gehaltenenVortrag (Popp 1895) über „Wallburgen,Burgställe und Schanzen in Oberbayern“ auchvon einem heute unter Wasser gelegenen Stegzwischen „Zicken- und Zinnenburg“, einemmöglichen Hinweis auf die Gleichzeitigkeit beiderAnlagen.Vor dem Hintergrund dieser spannenden Forschungsgeschichteerfolgte im Sommer undHerbst des Jahres 2006 im Auftrag des BayerischenLandesamtes für Denkmalpflege einegroßflächige unterwasserarchäologische Prospektiondes Langbürgner Sees mit besondererBetonung des Areals um die beiden Inselbefestigungen.Mithilfe tatkräftiger Unterstützungdurch die örtliche Wasserwachtgruppe BadEndorf konnte das Uferareal um beide Halbinselnsystematisch erforscht werden. Abgesehenvon zwei neuzeitlichen Doppelpfahlreihen mitnur geringen Erosionsspuren, die sowohl dieBucht zwischen der „Zicken- und Zinnenburg“als auch die südlich daran angrenzende Buchtzum Zwecke des Fischfangs von der übrigenSeefläche abtrennten, gelang erstmals die Dokumentationeiner kurzen Doppelpfahlreiheaus neun noch erhaltenen und stark erodiertenPfosten zwischen den beiden Befestigungsanlagenin nur geringer Wassertiefe. Die Doppelpfahlreiheverläuft ausgehend von der Südspitzeder „Zickenburg“ in südöstlicher Richtungzur „Zinnenburg“ und besteht aus Pfählen miteinem Durchmesser von ca. 25 cm. Von einemPfahljoch zum nächsten konnte ein Abstandvon durchschnittlich 2,50 Metern ermitteltwerden, während die Jochbreite ca. 2,90 Meterbetrug (Abb. 2 und 3). Damit könnte die Doppelpfahlreiheals Steg oder als kleine Balkenbrückezwischen beiden Befestigungen interpretiertwerden. Entnommene Holzproben wurden imAMS-Labor der Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen einer radiometrischen Analyse zugeführt,die eine mittelalterliche Datierung desSeeüberganges zwischen 1025 und 1158 n. Chr.erbrachte.Im Zuge weiterer unterwasserarchäologischerProspektionen konnte eine weitere bis aufGrundniveau aberodierte Doppelpfahlreihezwischen der südlichen „Zinnenburg“ und demWestufer in ca. 3 Metern Wassertiefe entdecktwerden (Abb. 2). Die Pfähle dieser Anlage weiseneinen stärkeren Durchmesser von bis zu 50cm auf. Ob sie damit als tragender Unterbau füreine wesentlich massivere Konstruktion gedienthaben oder ob aufgrund einer größeren Wassertiefeder Einsatz von mächtigeren Pfählen notwendigwar, kann aufgrund weiterer fehlenderHolzaufbauten nicht mehr rekonstruiert werden.Die Dokumentation von insgesamt nochfünf erhaltenen Pfahlpaaren sowie von weiterenvier in etwa derselben Flucht aufgenommenenPfählen lässt auch hier vorsichtig an einen Brückenübergangzwischen dem Westufer und der„Zinnenburg“ am Ostufer denken. Jedoch ist eineandere Interpretation, beispielsweise in Formeiner „Sperrvorrichtung“, aufgrund fehlenderaufgehender Bauelemente ebenfalls möglich.Auch diese Doppelpfahlreihe wurde durch dieEntnahme von kleinen Holzbohrkernen zurDurchführung von radiometrischen Analysenbeprobt. Zeitgleich mit der kleineren Doppelpfahlreihezwischen der „Zicken- und Zinnenburg“konnte für diese zweite Anlage eine Datierungzwischen 1024 und 1163 n. Chr. ermitteltwerden.Die Datierung der beiden potentiellen Seeübergängedes Langbürgner Sees fällt in die Blüte-Abb. 4: Familienbildnis der Grafen von Falkenstein beim Abschied Sibotos IV. vorseinem Aufbruch zum vierten Italienzug Barbarossas (Codex Falkensteinensis, 1166).Mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (KL Weyarn1/00002).93

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