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Documents - Janus Verlag

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NAU 14 2008Abb. 4: Weser. HeutigerVerlauf im Verhältniszum Flusslauf um1600. Kartengrundlage:Karte v. W. Dilich(Schleier 1994, Abb.S. 29).62Die ersten Eingriffe in die Hydrologie des Flusseslassen sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen.Ab dem 11./12. Jahrhundert wurden dienatürlichen Uferwälle durch Deiche verstärkt(Behre 1995, 37; Schirmer 1995, 138; Liebermann/Mai1999, 111). Strombauliche Maßnahmenzur Verbesserung des Schiffsverkehrs setzenim 17. Jahrhundert ein (vgl. Abb. 3). Diegravierendsten Eingriffe erfolgten allerdings erstab 1870; der „5 m-Ausbau“ zeichnete ab 1887mit seinen umfangreichen Begradigungen,Durchstichen, Buhnenbauten und Leitwerkendem Fluss sein heutiges Bett vor, und sorgte inder Folge für eine stetige Verschmälerung undVertiefung (Lucker et al. 1995, Abb. 1). Mitdem „9 m-Ausbau“ in den 1980er Jahren wurdeim gesamten Bereich der Unterweser die Holozänbasisdurchstoßen; die Sohle des Flussesverläuft hier seither in pleistozänen Schottern.In der Summe haben diese Eingriffe zu gravierendenhydrologischen Veränderungen geführt.Eine Basis für die deutlichen Verschiebungendes Verhältnisses zwischen Mittlerem Tidehochwasserund Sturmflutwasserspiegeln bildetenbereits die Deichbaumaßnahmen (Behre2003, 39). Mit dem „5 m-Ausbau“ wandelte sichder Flussabschnitt vom ehemals oberwasserbeherrschtenBinnengewässer dann zu einem Tidestromum. Der Umbau zu einem trichterförmigenÄstuar sollte tiderhythmisch die ein- undauslaufende Wassermenge steigern und derenFließgeschwindigkeit und Räumkraft erhöhen.Seitenarme wurden abgeschottet oder aufgefülltund Leitwerke erbaut, um das Fließwasser aufdie Fahrrinne zu konzentrieren. In Konsequenzwurden die Pegelhöhe der Niedrigwasser kleiner,die Tidekurven entsprechend steiler, die Grundwasserspiegelsenkten sich. Hieraus resultiertewiederum eine Vergrößerung der Strömungsgeschwindigkeitenund damit der Erosion ander Flusssohle (Behre 1995, 50; Lucker et al.1995, 302 f.). Die zunächst durch Deichbauund Entwässerung erfolgte Melioration in derMarsch dürfte durch die Absenkung der Niedrigwasserpegelund die dadurch verursachteGrundwasserabsenkung noch verstärkt wordensein (Schleier 1994; Schirmer 1995, 38; Grabemannet al. 1999, 61).Man könnte nun aus diesen geologischen, stratigrafischen,paläohydrologischen und hydrologischenBefunden schlussfolgern, dass sowohlVeränderungen in der Fahrrinnensohle als auchdie geplanten, vergleichsweise geringen seitlichenFahrrinnenverschwenkungen nur vielfachumgelagerte und stratigrafisch ungegliederteBefunde bzw. Einzelfunde betreffen können.Dem ist allerdings keineswegs so.Zum einen durchschnitten die Durchstiche undBegradigungsmaßnahmen des 19. Jahrhundertsoffenbar nicht nur im Flussbett liegende Flussinselnund Sandbänke, sondern auch große,landfeste Geländeabschnitte abseits des damaligenFlusses. Dies wird deutlich, wenn manden heutigen Flussverlauf in historische Kartenhineinprojiziert. Insbesondere der Vergleich mitder ältesten, aus der Wende zum 17. Jahrhundertstammenden „Dilich-Karte“ (Schleier 1994,29) macht deutlich, dass die Weser in manchenStreckenabschnitten offenbar bedeutendelaterale <strong>Verlag</strong>erungen erfahren hat (Abb. 3 u.4). Entsprechende Hinweise gibt es für Uferabschnittebei Bremen, Brake und Nordenham.An solchen Stellen kann trotz aller Abstriche,die man an die Genauigkeit alter Karten vornehmenmuss, keineswegs ausgeschlossen werden,dass der Fluss heute hart an ehemaligenUferwällen verläuft oder stratigrafisch intakteAbfolgen von Klei- oder Torfablagerungen ehemaligerMarschgebiete schneidet.Zum anderen werden die geplanten Maßnah-

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