PARTNERSUCHE IM SOZIALEN WANDEL - ElitePartner-Akademie
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2.01 DIE BAUERNFAMILIE<br />
KAPITEL 3 – PARTNERSCHAFT, FAMILIE UND EHE <strong>IM</strong> <strong>WANDEL</strong> DER ZEIT<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts führte ein Bevölkerungswachstum – bei annähernd gleich<br />
bleibender Anzahl der Bauernhöfe – zu einem starken Anwachsen der bäuerlichen<br />
Bevölkerung. Als Bauernfamilien gelten nur jene Familien, die ihren Lebensunterhalt<br />
vorwiegend aus landwirtschaftlicher Produktion bestreiten, wobei der Hof sich in<br />
Familienbesitz befindet. Der Bauer und die Angehörigen arbeiten selbst mit.<br />
HEIRAT UND EHE<br />
Heirat war für den Bauern eine Lebensnotwendigkeit, schließlich brauchte er für die<br />
Bewältigung der täglichen Arbeit eine Frau und Kinder, die später die Arbeit<br />
übernehmen, wenn seine Kräfte nachlassen. Und natürlich einen Erben, der den Hof<br />
weiterführte. Außerdem bot die Ehe die einzige Möglichkeit, ein gesellschaftlich<br />
gebilligtes Sexualleben zu führen. Die Notwendigkeit, dass ein bäuerlicher Haushalt<br />
aus Bauer und Bäuerin zu bestehen hatte, führte dazu, dass es in der<br />
vorkapitalistischen Gesellschaft eine hohe Anzahl an Mehrfachverehelichungen gab.<br />
Sofern der Erbe noch nicht alt genug war, um den Hof zu übernehmen, führte der<br />
Tod des Ehepartners – die Sterblichkeit war damals sehr hoch und die Ehen von<br />
kurzer Dauer – nach kurzer Zeit zur neuerlichen Heirat. Den Hof alleine mit dem<br />
Gesinde 23 weiterzuführen war wirtschaftlich zu teuer, auch fehlte meist die Erfahrung<br />
in der Wirtschaftsführung.<br />
In der Literatur über die bäuerlichen Lebensverhältnisse wird hervorgehoben, dass<br />
Bauern einzig nach ökonomischen Gesichtspunkten auswählten und nicht nach<br />
Zuneigung und Liebe, die keine Rolle spielte. Bei den ärmeren Bauern war eher die<br />
Arbeitskraft der Zukünftigen von Bedeutung, denn viel Mitgift war nicht zu erwarten.<br />
Aus der Verknüpfung von Mitgift, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der Braut – die<br />
wesentlichen Kriterien für die bäuerliche Brautschau – erklärt sich auch, dass jüngere<br />
Bauern oft ältere Frauen heirateten. Heirat war für die Bauern notwendig, um die<br />
Kontinuität des Besitzes zu sichern, Arbeitskräfte heranzubilden und die Wirtschaft<br />
23 Mägde und Knechte, die lebenslang auf dem Hof verbleiben und „Familienanschluss“ haben, die<br />
Anzahl richtet sich nach der Größe des Hofes und der Anzahl und dem Alter der Kinder; je jünger<br />
die Kinder desto weniger konnten sie am Hof mitarbeiten und desto mehr Gesinde ist notwendig;<br />
oft erfüllen auch die ledigen Geschwister des Bauern diese Funktion (Rosenbaum, 1982, S.59f).<br />
ANDREA LEIDINGER-GRUBER SEITE 36 VON 123