PARTNERSUCHE IM SOZIALEN WANDEL - ElitePartner-Akademie
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KAPITEL 5 - DAS LEBEN ALS SINGLE<br />
Junge Menschen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch im Elternhaus lebten und eine<br />
gemeinsame Zukunft planten waren gewissermaßen gezwungen den Weg auf das<br />
Standesamt zu wählen, um eine Wohnung zu bekommen. Singlehaushalte waren zu<br />
jener Zeit eher die Ausnahme als die Regel. Speziell junge Mädchen wohnten bis zur<br />
Heirat bei der Familie und übersiedelten erst nach dem Ringtausch in eine<br />
gemeinsame Wohnung mit dem Ehemann.<br />
Voraussetzung für eine Verbreitung des Alleinlebens, und damit auch eines<br />
Singlelebens, war eine Gesellschaft, die es dem Einzelnen ermöglichte,<br />
verhältnismäßig unabhängig von sozialen Bindungen – insbesondere von Ehe und<br />
Familie – eine eigene Existenz zu erlangen. Doch nicht im sich stetig verjüngenden<br />
Eheschließungsalter, sondern in der »unproduktiven« Lebensphase des hohen Alters<br />
zog ein selbstständiges Leben zuerst ein. Der Tod des jeweiligen Partners war in der<br />
Zeit um die Jahrhundertwende ein typischer Ausgangspunkt von Alleinleben und<br />
Singleleben. Eine solchermaßen autonome Witwer- oder Witwenschaft ließ sich mit<br />
einer sukzessiven Verbesserung der Hinterbliebenenversorgung verwirklichen. Das<br />
Pensionssystem versetzte sehr viele der Hinterbliebenen in die Lage, den bisherigen<br />
Hausstand zu halten und soziale Abhängigkeiten wie das Leben im Haushalt der<br />
Kinder zu vermeiden. Damit verbunden war auch die Tatsache, dass eine neuerliche<br />
Eheschließung den Verlust der Witwenpension bedeutet hätte.<br />
Die Zerbrechlichkeit von Ehen und Beziehungen bringt es mit sich, dass es immer<br />
wieder eine gewisse Anzahl von Personen gibt, die Single sind, aber für diese<br />
Personengruppe ist dieser Zustand meist nur eine mehr oder minder kurze<br />
biographische Episode, bis eine neue Paarbeziehung eingegangen wird. Sie haben<br />
eine zerbrochene Beziehung hinter sich und hatten bisher vielleicht noch nicht die<br />
Gelegenheit, die Zeit, die Chance oder die emotionale Bereitschaft, eine neue<br />
Verbindung einzugehen. Es kann natürlich sein, dass diese Zeit des Alleinseins als<br />
positives Erlebnis eingestuft wird, eine Chance, das eigene Leben wieder zu ordnen<br />
– jedoch meist nur für eine kurze Zeitspanne. Selbstverständlich gibt es auch<br />
Personen, die sich entschließen fortan allein zu bleiben, aber meist sind diese<br />
Entscheidungen mit negativen Erlebnissen in zerbrochenen Beziehungen verbunden.<br />
ANDREA LEIDINGER-GRUBER SEITE 56 VON 123