PARTNERSUCHE IM SOZIALEN WANDEL - ElitePartner-Akademie
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KAPITEL 3 – PARTNERSCHAFT, FAMILIE UND EHE <strong>IM</strong> <strong>WANDEL</strong> DER ZEIT<br />
Die Realität zeigte, dass am Ende des 19.Jahrhunderts noch immer eine Diskrepanz<br />
zwischen der Geldheirat und dem angestrebten Ideal der Liebesheirat bestand, denn<br />
auf die Ehe als einzige akzeptable Lebensperspektive war die Erziehung der<br />
bürgerlichen Frauen ausgerichtet. Nur sehr wenige junge Frauen erhielten zu jener<br />
Zeit eine Berufsausbildung und waren dadurch in der Lage, für den Lebensunterhalt<br />
selbst zu sorgen. Die jungen Männer konnten auch als Junggesellen eine<br />
gesellschaftlich anerkannte Position einnehmen, für die unverheirateten Frauen war<br />
das Leben wenig beneidenswert, ausgedrückt durch den Ausspruch »alte Jungfer«.<br />
Diese ledigen Frauen waren - selbst mit Vermögen - in ihrer Bewegungsfreiheit stark<br />
eingeengt, sie konnten nicht wie die Junggesellen ungehindert reisen oder<br />
Kaffeehäuser und Restaurants besuchen. Dadurch wären sie leicht ins Gerede<br />
gekommen und sexuelle Beziehungen waren praktisch unmöglich. Gleiches galt<br />
auch für geschiedene Frauen, wobei noch erschwerend hinzukam, dass eine<br />
Scheidung in diesen Kreisen zu jener Zeit einem Skandal gleichkam.<br />
2.05 DIE PROLETARISCHE FAMILIE<br />
Die proletarische Familie unterscheidet sich von der Familie in der Hausindustrie in<br />
einem ganz entscheidenden Punkt: durch die Trennung von Arbeitsplatz und<br />
Wohnbereich. Gemeinsamkeiten zwischen der Familie des Proletariats und der<br />
Familie des Bürgertums bestehen in der Intimität der familialen Beziehungen, der<br />
Kinderzentrierung und einem bewussten Erziehungsverhalten. Das moderne<br />
Proletariat entstand im Wesentlichen durch die Ausbreitung der Fabrikarbeit<br />
hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Charakteristisch für diesen<br />
Familientypus war die Besitzlosigkeit, durch die die Arbeitskraft gegen Lohn ständig<br />
»verkauft« wurde, verbunden mit einer umfassenden Fremdbestimmtheit bei der<br />
Arbeit, die außerdem schlecht bezahlt wurde. Weiters waren die Risiken bezüglich<br />
Krankheit, Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit selber zu tragen, denn die Leistungen der<br />
Sozialversicherungen sind mit den heutigen nicht zu vergleichen.<br />
HEIRAT UND EHE<br />
Alternativen zu Ehe und Familie sind auch aus der Arbeiterschaft nicht bekannt,<br />
wobei oft überstürzt geheiratet wurde, wenn ein Baby unterwegs war. Die sexuellen<br />
Kontakte implizierten ein Mindestmaß an Zuneigung und Sympathie und diese<br />
ANDREA LEIDINGER-GRUBER SEITE 43 VON 123