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Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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pation muss so gestaltet werden, dass sie e<strong>in</strong> Mehr an<br />

Mit- <strong>und</strong> Selbstbestimmung <strong>der</strong> Jugendlichen herausfor<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> auch ihre Fehler, mangelnden Kompetenzen,<br />

Rückschritte als Aspekte des Lernprozesses zu<br />

mehr Demokratie versteht.<br />

Man kann davon ausgehen, dass dieser konzepti-<br />

onelle pädagogische Anspruch kaum e<strong>in</strong>gelöst ist.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs werden durch se<strong>in</strong>e konzeptionelle Radikalität<br />

dennoch alle „kle<strong>in</strong>en“ Anstrengungen, die<br />

diesen Anspruch noch nicht erfüllen, aber im Blick auf<br />

dieses Fernziel agieren, nicht s<strong>in</strong>nlos. Nicht erst das<br />

leuchtende Ziel „Selbstbestimmung“ gilt, son<strong>der</strong>n alle<br />

Zwischenstufen auf dem Weg dah<strong>in</strong>, wenn sie angemessen<br />

an Entwicklungsstand <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>der</strong><br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung zumuten. Im<br />

S<strong>in</strong>ne emanzipatorischer <strong>Partizipation</strong> gilt es sich für<br />

e<strong>in</strong>e Ausweitung <strong>der</strong> Beteiligungsrechte von Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Dabei s<strong>in</strong>d auch die kle<strong>in</strong>sten Versuche<br />

nützlich.<br />

III.3. Voraussetzungen für<br />

<strong>Partizipation</strong> von<br />

Jugendlichen<br />

Auch wenn <strong>Partizipation</strong> als demokratisches Recht<br />

vorbehaltlos gewährt werden muss, basiert sie doch<br />

auf bestimmten Voraussetzungen, die berücksichtigt<br />

werden müssen: materielle Sicherung, entwicklungsbed<strong>in</strong>gte<br />

Voraussetzungen, Motivation sowie dem<br />

Verhältnis zwischen Gleichheit <strong>und</strong> Differenz.<br />

Vorraussetzung materielle Sicherung<br />

Demokratische Beteiligung <strong>der</strong> Bürger wird im mo<strong>der</strong>nen<br />

Sozialstaat gewährleistet durch: zivile Schutzrechte<br />

des Individuums, Politische Entscheidungsrechte<br />

(Beteiligung) <strong>und</strong> Soziale Bürgerrechte (soziale<br />

Sicherung). Diese Dreiheit, die <strong>in</strong> sozialen Kämpfen<br />

durchgesetzt wurde, beruht auf <strong>der</strong> Erkenntnis,<br />

dass nur wer materiell gesichert ist chancen <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Individualität <strong>und</strong> demokratischer<br />

Beteiligung hat. Angesichts <strong>der</strong> Erkenntnisse über<br />

verschärfte Armut bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen,<br />

Anstieg <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>slosigkeit bei gleichzeitiger<br />

Kürzung von Leistungen sozialer Sicherung <strong>und</strong><br />

Jugendhilfestrukturen wird deutlich, dass die materielle<br />

Basis für Beteiligungschancen von Jugendlichen<br />

mehr <strong>und</strong> mehr entzogen wird. So werden Voraussetzungen<br />

demokratischer Beteiligung genommen,<br />

ebenso wie Leistungsfähigkeit potentieller Unterstützungsorgane<br />

z. B. <strong>der</strong> Jugendhilfe. Soll demokratische<br />

Teilhabe für Jugendliche möglich bleiben o<strong>der</strong> erweitert<br />

werden, muss ihre materielle Gr<strong>und</strong>sicherheit<br />

gewährleistet werden, ebenso wie die Existenz ihrer<br />

professionellen Unterstützungssysteme. Diese For<strong>der</strong>ung<br />

wird umso dr<strong>in</strong>glicher angesichts <strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong><br />

skandalösen Erkenntnis, dass soziale Herkunft <strong>in</strong><br />

Deutschland die Bildungschancen bed<strong>in</strong>gt (vgl. dazu<br />

zuletzt PISA Studien), <strong>und</strong> das niedrige Bildungsqualifikationen<br />

objektive chancen wie subjektiven Willen<br />

zur politischen Beteiligung m<strong>in</strong>imieren (s.u.).<br />

Entwicklungsbed<strong>in</strong>gte Voraussetzungen<br />

o<strong>der</strong> Können Jugendliche partizipieren?<br />

Die Fähigkeit zur Beteiligung an demokratischen Entscheidungen<br />

ist mitgeprägt durch die unterschiedlichen<br />

Kompetenzen, die mit dem Lebensalter <strong>und</strong><br />

psychosozialem Entwicklungsstand verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie zeigen,<br />

dass Jugendliche im Allgeme<strong>in</strong>en über die kognitiven<br />

Kompetenzen zur Selbst- <strong>und</strong> Mitbestimmung verfügen<br />

(vgl. Oerter 1997). Piaget (1973) kann zeigen,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab dem 11. Lebensjahr <strong>in</strong> <strong>der</strong> „formaloperationalen<br />

Phase“ von konkreten E<strong>in</strong>zelfällen<br />

abstrahieren <strong>und</strong> zu allgeme<strong>in</strong>en Urteilen gelangen<br />

können. Kohlbergs Studien stellen fest, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ab zehn Jahren e<strong>in</strong>e konventionelle Moralvorstellung<br />

ausbilden, mit <strong>der</strong> sie allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

Normen <strong>und</strong> Regeln verstehen, begründen <strong>und</strong><br />

entwickeln können. So s<strong>in</strong>d sie fähig, sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Frage sowohl<br />

vom eigenen, wie auch vom Standpunkt des an<strong>der</strong>en<br />

betrachten zu können. Damit eröffnet sich die<br />

Möglichkeit, egozentrische o<strong>der</strong> auf Eigengruppen<br />

begrenzte Perspektiven zu überschreiten <strong>und</strong> soziale<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 10 -

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