04.12.2012 Aufrufe

Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geme<strong>in</strong>schaft leben <strong>und</strong> Mitverantwortung tragen<br />

müssen. Sie müssen lernen, ihre Interessen zu vertreten,<br />

aber auch Kompromisse mit an<strong>der</strong>en zu schließen.<br />

Dabei ist die Methode <strong>der</strong> Mediation e<strong>in</strong>e wichtige<br />

methodische Basis. cliquen müssen erkennen,<br />

dass e<strong>in</strong>erseits ihre Differenz anerkannt wird <strong>und</strong><br />

„Raum entfalten darf“, an<strong>der</strong>erseits müssen sie als<br />

Gleiche <strong>und</strong> Gleichberechtigte an <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Gestaltung des Hauses mitwirken.<br />

Als weitere Ebene <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong> ist die Ebene <strong>der</strong> gesamten E<strong>in</strong>richtung<br />

o<strong>der</strong> des Hauses zu betrachten. Damit ist die<br />

gesamte Institution, all ihre Beteiligten (K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendlichen <strong>und</strong> pädagogischen Fachkräfte im Kern)<br />

geme<strong>in</strong>t, aber es müssen auch die Bezüge zum Träger,<br />

zu F<strong>in</strong>anziers <strong>und</strong> zu an<strong>der</strong>en wichtigen E<strong>in</strong>flussbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenwelt bedacht werden. <strong>Partizipation</strong><br />

auf <strong>der</strong> Ebene des Hauses behandelt die Fragen, die<br />

alle geme<strong>in</strong>sam angehen <strong>und</strong> an <strong>der</strong>en Entscheidung<br />

alle geme<strong>in</strong>sam beteiligt werden sollten. Es ist damit<br />

nicht nur die konzeptionelle Entscheidung zu fällen,<br />

wer über was entscheidet, son<strong>der</strong>n damit verb<strong>und</strong>en<br />

ist auch die Frage, wer entscheidet darüber, wer über<br />

was entscheiden darf. Das Haus als <strong>Partizipation</strong>sebene<br />

zu thematisieren, bedeutet also, die Machtfrage<br />

zu stellen. De facto geht die konkrete Macht im Haus<br />

vom Träger (<strong>und</strong> F<strong>in</strong>anziers) <strong>und</strong> den Hauptamtlichen<br />

aus. Sie entscheiden normalerweise über die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

konzeptionellen Bed<strong>in</strong>gungen des Hauses.<br />

Meistens s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche beson<strong>der</strong>s an<br />

den Gr<strong>und</strong>satzfragen wie F<strong>in</strong>anzen, bauliche Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> Personal so gut wie nicht beteiligt.<br />

Wollen aber Träger <strong>und</strong> Hauptamtliche den <strong>Partizipation</strong>sauftrag<br />

<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ernst nehmen,<br />

müssen sie Schritt für Schritt den Entscheidungsfreiraum<br />

<strong>der</strong> teilnehmenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

erweitern. Dazu gehört an<strong>der</strong>erseits auch zu klären,<br />

wo <strong>und</strong> warum Entscheidungen nicht <strong>in</strong> die Macht<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen gestellt s<strong>in</strong>d. Mit e<strong>in</strong>er <strong>Partizipation</strong>sorientierung<br />

allerd<strong>in</strong>gs müssten m<strong>in</strong>destens diese<br />

Machtentscheidungen vor den betroffenen Teilnehmern<br />

gerechtfertigt werden <strong>und</strong> ihnen, wenn nicht<br />

die Entscheidungsmacht, so doch e<strong>in</strong>e Protestchance<br />

e<strong>in</strong>geräumt werden.<br />

Der erste Schritt <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er durchgehenden<br />

<strong>Partizipation</strong>sorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />

ist also auch, den Beteiligten die Entscheidungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> Entscheidungs<strong>in</strong>halte überhaupt<br />

bewusst zu machen. Es bleibt Recht (<strong>und</strong> auch erzieherische<br />

Aufgabe) <strong>der</strong> Hauptamtlichen (<strong>und</strong> <strong>der</strong> Träger)<br />

zu entscheiden, wer über was bestimmen darf.<br />

Wenn man jedoch das Jugendhaus konzeptionell<br />

demokratisieren <strong>und</strong> die Macht teilen will, muss auch<br />

allen Beteiligten klar se<strong>in</strong>, welche Entscheidungspotenziale<br />

<strong>und</strong> –grenzen es überhaupt gibt. Im Kern<br />

geht es dabei um Pflichten <strong>und</strong> Rechte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>und</strong> Gruppen im Jugendhaus, um Regeln des sozialen<br />

Umgangs mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> um die Verfügung über<br />

Ressourcen (Geld, Raum, Personal, Aufmerksamkeit<br />

usw.), aber auch um Regelungen von Konflikten <strong>und</strong><br />

Umgang mit Abweichungen von den geme<strong>in</strong>sam entschiedenen<br />

Normen <strong>und</strong> Regeln.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> von Macht <strong>und</strong> Entscheidungen<br />

im Jugendhaus überhaupt für die Beteiligten bewusst<br />

zu machen, kann methodisch unterschiedlich angegangen<br />

werden. Um erst e<strong>in</strong>mal für alle die Entscheidungsmöglichkeiten<br />

zu klären, kann e<strong>in</strong>e Methode<br />

namens „Das Buch <strong>der</strong> Macht, o<strong>der</strong>: Über was entscheidet<br />

wer im Haus?“ verwendet werden. Dazu<br />

werden zwei große Wandzeitungen aufgehängt<br />

(vielleicht ansprechend gestaltet im Stil e<strong>in</strong>es Zauberbuches)<br />

<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite steht die Frage<br />

nach den Inhalten (was wird entschieden?), auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite die Frage: Wer entscheidet? In e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Übersituation o<strong>der</strong> auch im normalen<br />

offenen Betrieb können K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

Kärtchen ausfüllen <strong>und</strong> ihre <strong>in</strong>haltlichen Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidungsliste des „Buches <strong>der</strong> Macht“<br />

dokumentieren. Auch die Hauptamtlichen werden<br />

sich an dieser Übung beteiligen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit zu<br />

ihrer Auswertung ist die Methode „Wieso eigentlich?<br />

– H<strong>in</strong>terfragung von Macht- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen“.<br />

Dazu werden Plakate zu e<strong>in</strong>zelnen Entscheidungsträgern<br />

<strong>und</strong> –<strong>in</strong>halten gestaltet, <strong>in</strong>dem<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Satz die Entscheidungsstruktur<br />

beschrieben <strong>und</strong> dann h<strong>in</strong>terfragt wird (z. B. „Die<br />

großen Jungen entscheiden, wer wann an den Billardtisch<br />

darf – wieso eigentlich?“). An diese Übung müssen<br />

sich Diskussionsforen anschließen, <strong>in</strong> denen die<br />

Beteiligten ihre Entscheidung rechtfertigen <strong>und</strong> die<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 74 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!