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Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Im Jugendhaus gibt es viele Möglichkeiten, an denen<br />

Individuen für sich Entscheidungen fällen <strong>und</strong> an<br />

denen sie ihre persönlichen Interessen umsetzen<br />

können (o<strong>der</strong> auch nicht). Vielfach s<strong>in</strong>d ihnen, aber<br />

auch ihren Fachkräften diese Entscheidungsorte nicht<br />

bekannt (so entscheidet man z. B. über Konsum an<br />

<strong>der</strong> Theke, Benutzung von Spielen, Auswahl von Räumen,<br />

Beteiligung an Programmen, Zusammense<strong>in</strong> mit<br />

an<strong>der</strong>en usw.). Um den Fachkräften <strong>und</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen diese Entscheidungsmöglichkeiten<br />

bewusst zu machen, gibt es verschiedene Methoden,<br />

so z. B. den „House-checkup“ o<strong>der</strong>: „My way“. Man<br />

streift mit e<strong>in</strong>zelnen Personen durch das Haus <strong>und</strong><br />

dokumentiert ihre Kommentare zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Nutzungsmöglichkeiten (ideal<br />

auf Video). Anschließend wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung e<strong>in</strong>e<br />

Prioritätenliste erstellt, darüber wo Entscheidungsmöglichkeiten<br />

schon gut s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wo sie verbessert<br />

werden können.<br />

Führt man diesen „House-checkup“ mit mehreren<br />

e<strong>in</strong>zelnen Personen durch, kann man die Ergebnisse<br />

schließlich zu e<strong>in</strong>er Art Brettspiel zusammenfügen<br />

unter dem Titel „Du bestimmst“. E<strong>in</strong> Plan des Hauses<br />

wird als Spielplan genommen <strong>und</strong> mit Würfeln wird<br />

<strong>der</strong> Weg durch das Haus bestimmt. An jedem Entscheidungsort<br />

gibt es Ereigniskarten über die dort<br />

möglichen Entscheidungen. Ebenfalls werden offene<br />

Ereigniskarten vorgehalten, auf denen Wünsche für<br />

weitere Entscheidungsmöglichkeiten notiert werden.<br />

Abgesehen von den Entscheidungen, die e<strong>in</strong> Indi-<br />

viduum betreffen können, ist auch zu reflektieren,<br />

durch welche Entscheidungen von an<strong>der</strong>en es bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird (wer entscheidet über Öffnungszeiten,<br />

über Angebote, über Ressourcenverteilung usw.).<br />

Es ist zu überlegen, wie auch das Individuum sich <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Interesse <strong>in</strong> diese Entscheidungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

kann <strong>und</strong> wie ihm E<strong>in</strong>flussrechte eröffnet werden.<br />

Obwohl e<strong>in</strong> Jugendhaus das geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Zusammenleben ermöglichen muss, kann es dies doch<br />

nur tun, wenn es auch die Interessen <strong>und</strong> Positionen<br />

<strong>der</strong> Individuen dazu klärt <strong>und</strong> diese e<strong>in</strong>bezieht. Dieses<br />

kann auch mit den Teilnehmenden reflektiert (<strong>und</strong><br />

dann natürlich verän<strong>der</strong>t) werden. Dazu verwendet<br />

werden kann die Übung „Big brother: Wer bestimmt<br />

hier über dich?“. Dabei wird e<strong>in</strong> großes Plakat aufgehängt<br />

mit e<strong>in</strong>er großen schwarzen Figur, die den<br />

Daumen auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e weiße Figur hält. Die Jugendlichen<br />

können nun auf Karten notieren, wer alles <strong>der</strong><br />

große Bru<strong>der</strong> se<strong>in</strong> kann <strong>und</strong> was er dem kle<strong>in</strong>en aufdrückt.<br />

Die „nächsthöhere“ Ebene nach dem Individuum<br />

ist die Ebene von Gruppen <strong>und</strong> Cliquen im Jugendhaus.<br />

Dazu gehören sowohl die Peergruppen <strong>und</strong><br />

cliquen, also die Fre<strong>und</strong>eskreise, die sich selbstorganisiert<br />

zusammenf<strong>in</strong>den, als auch die “<strong>in</strong>szenierten<br />

Gruppen“, die durch pädagogische Unterstützung<br />

als Programmangebot des Jugendhauses stattf<strong>in</strong>den<br />

(Kursgruppen, Themen- <strong>und</strong> Interessengruppen,<br />

Kompetenzaneignungsgruppen usw.). Als Ebene <strong>der</strong><br />

Gruppen kann man ebenfalls Altersstufen betrachten<br />

<strong>und</strong> die wichtigen Gruppen <strong>der</strong> Mädchen <strong>und</strong> Jungen,<br />

ebenso wie die jugendkulturellen o<strong>der</strong> ethnischen<br />

Gruppierungen (die aber häufig <strong>in</strong> Form von cliquen<br />

auftreten). In <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong> geht es sowohl darum,<br />

wie die Gruppen für sich ihr Handeln im Jugendhaus<br />

selber bestimmen können, an<strong>der</strong>erseits aber auch,<br />

wie sie am Entscheidungsprozess für die gesamte<br />

E<strong>in</strong>richtung teilnehmen können. Mit <strong>der</strong> wichtigen<br />

Erkenntnis <strong>der</strong> akzeptierenden <strong>Jugendarbeit</strong>, dass<br />

solche Gruppierungen <strong>und</strong> cliquen nicht pädagogisch<br />

aufgelöst, son<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t werden müssen, s<strong>in</strong>d<br />

sie e<strong>in</strong> Kernelement von <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong>. In ihnen werden normative Orientierungen<br />

gebildet <strong>und</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> durchgesetzt,<br />

werden Interessen entfaltet, werden jugendkulturelle<br />

Stile ausgebildet <strong>und</strong> präsentiert, werden Konflikte<br />

mit an<strong>der</strong>en Gruppierungen „durchgekämpft“.<br />

Genauso wie auf e<strong>in</strong>zelne Individuen geachtet werden<br />

muss, geht es also <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong> darum, den<br />

cliquen ihre Interessen bewusst zu machen <strong>und</strong> ihnen<br />

<strong>Partizipation</strong>smöglichkeiten zu eröffnen. Methodisch<br />

werden dazu Verfahren gewählt, die e<strong>in</strong>erseits auch<br />

mit Individuen durchführbar s<strong>in</strong>d (<strong>und</strong> bereits referiert<br />

wurden), an<strong>der</strong>erseits werden Gruppen <strong>in</strong> Verfahren<br />

e<strong>in</strong>bezogen, <strong>in</strong> denen die Mitbestimmung im<br />

ganzen Haus organisiert wird (s. folgenden Absatz).<br />

Es ist wichtig, mit den Gruppen ihre Sicht des Jugendhauses<br />

<strong>und</strong> ihre Interessen zu klären. Das bedeutet<br />

aber auch, zu verdeutlichen, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 73 -

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