Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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den Jugendlichen „Angebote“ <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zur<br />
Verfügung zu stellen s<strong>in</strong>d, das Strukturcharakteristikum<br />
<strong>der</strong> Freiwilligkeit von <strong>Jugendarbeit</strong> e<strong>in</strong>geführt.<br />
Nur wenn Freiwilligkeit besteht, kann im Unterschied<br />
zur (Schul-)Pflicht die Entwicklung von eigens<strong>in</strong>niger<br />
Selbstbestimmung möglich werden. Der Ansatz bei<br />
den „Interessen“ <strong>der</strong> Jugendlichen stellt e<strong>in</strong>e starke<br />
Formulierung da, man mache sich klar, was es bedeutet<br />
wenn sich e<strong>in</strong>e pädagogische Institution nach den<br />
Interessen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> niemandes sonst richten<br />
soll. Dabei geht es sowohl um die manifesten „subjektiven“<br />
Interessen <strong>der</strong> Jugendlichen, die sie direkt<br />
äußern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, aber auch um die latenten<br />
„objektiven“ Interessen <strong>der</strong> Jugendlichen, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungsprozess gesucht <strong>und</strong><br />
sprachlich formuliert werden müssen. Hier wird e<strong>in</strong>deutig<br />
ke<strong>in</strong> erzieherisches curriculum vorgegeben,<br />
son<strong>der</strong>n die Inhalte von <strong>Jugendarbeit</strong> s<strong>in</strong>d durch die<br />
Adressaten zu bestimmen. Sie entscheiden sowohl<br />
über die Inhalte als auch über die methodische Umsetzung<br />
dieser Themen (Mitbestimmung <strong>und</strong> Mitgestaltung).<br />
Damit wird auch die Ausformung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Sett<strong>in</strong>gs <strong>und</strong> Arbeitsweisen <strong>in</strong> ihre Macht<br />
gestellt. Auch dieses müsste <strong>Jugendarbeit</strong> unterscheiden<br />
von erzieherischen Institutionen (wie z. B. Schule<br />
o<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung), die nicht ohne Weiteres<br />
von Jugendlichen bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />
Entsprechend wird das Ziel <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> mit<br />
Selbstbestimmung <strong>und</strong> gesellschaftlicher Mitverantwortung<br />
angegeben. Diese Formulierung fasst den<br />
Kern von <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zusammen.<br />
Selbstbestimmung wird nicht isoliert <strong>in</strong>dividuell-egoistisch<br />
verstanden, son<strong>der</strong>n sie entsteht im sozialen,<br />
gesellschaftlichen Zusammenhang. Selbstbestimmung<br />
verdankt sich immer <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enheit<br />
<strong>und</strong> Anerkennung. Partizipative <strong>Jugendarbeit</strong> wird<br />
also auch die Mitverantwortung <strong>und</strong> Mitgestaltung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> des sozialen Geme<strong>in</strong>wesens be<strong>in</strong>halten.<br />
Mitverantwortung wird e<strong>in</strong>erseits als Recht<br />
gewährt – Jugendliche können durch die <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gesellschaftlich-politisch mitentscheiden-an<strong>der</strong>seits<br />
als Pflicht gefor<strong>der</strong>t, sich auch verantwortlich<br />
für die Mitgestaltung <strong>der</strong> Gesellschaft zu<br />
engagieren. Dieses Ziel kann als „politische Bildung“<br />
verstanden werden. Denn ermöglicht werden sollen<br />
die Kompetenzen e<strong>in</strong>es demokratischen Bürgers als<br />
selbstbestimmtes, aber auch sozialverantwortliches<br />
<strong>und</strong> engagiertes Individuum. Durch politische <strong>Partizipation</strong><br />
soll nicht nur das eigene Feld <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
mitbestimmt, son<strong>der</strong>n auch ermöglicht werden, dass<br />
sich Jugendliche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft politisch e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />
<strong>und</strong> sich für ihre Interessen e<strong>in</strong>setzen. Mit § 11<br />
wird <strong>Jugendarbeit</strong> als e<strong>in</strong> Freiraumangebot an K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendliche entworfen, das ihnen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Selbstorganisation <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> eröffnet.<br />
Emanzipatorische Bildung kann nicht curricular <strong>und</strong><br />
didaktisch e<strong>in</strong>gepaukt werden, son<strong>der</strong>n es können<br />
nur Entfaltungsmöglichkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Feld<br />
angeboten werden.<br />
V.2. Eignung <strong>der</strong> Institution<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong> für<br />
<strong>Partizipation</strong><br />
Beschreibt man die <strong>in</strong>stitutionellen Gr<strong>und</strong>bed<strong>in</strong>gungen<br />
Offener <strong>Jugendarbeit</strong>, fällt zunächst e<strong>in</strong> charakteristikum<br />
auf, das zusammenfassend als Offenheit<br />
gekennzeichnet werden kann. Offenheit besteht<br />
zunächst <strong>in</strong> den Zielen <strong>und</strong> Zielgruppen Offener<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>. Die Zielgruppe Offener <strong>Jugendarbeit</strong><br />
s<strong>in</strong>d im Pr<strong>in</strong>zip alle Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung. Das bedeutet alle Altersstufen<br />
zwischen sechs <strong>und</strong> sieben<strong>und</strong>zwanzig Jahren,<br />
also alle sozialen Schichten, alle Jugendszenen usw.<br />
Jede E<strong>in</strong>richtung muss jeweils genauer bestimmen,<br />
wen sie als Zielgruppen def<strong>in</strong>iert, aber diese Entscheidungen<br />
können sich prozesshaft wandeln. Auch<br />
die gr<strong>und</strong>sätzlichen Ziele Offener <strong>Jugendarbeit</strong> s<strong>in</strong>d<br />
kaum präzise festgelegt. Neben <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Zielformulierung<br />
des KJHG, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Entwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Befähigung zur Selbstbestimmung <strong>und</strong><br />
zur gesellschaftlichen Mitverantwortung (das ja auch<br />
als die Aufgabe <strong>der</strong> Ermöglichung weitreichen<strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong><br />
gelesen werden muss) , gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
e<strong>in</strong> recht breites Zielfeld. Jede E<strong>in</strong>richtung wählt aus<br />
diesem potenziellen F<strong>und</strong>us e<strong>in</strong>zelne Großziele aus<br />
<strong>und</strong> nur selten werden diese <strong>in</strong> Teilziele operationalisiert.<br />
E<strong>in</strong>erseits besteht die Verpflichtung <strong>Partizipation</strong>smöglichkeiten<br />
zu eröffnen, an<strong>der</strong>erseits ist es not-<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 51 -