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Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Man ahnt es ja bereits: Solche schlimmen Tendenzen<br />

s<strong>in</strong>d auch zu entdecken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konsumeristischen<br />

Dienstleistungsorientierung, die sich <strong>in</strong> Offener<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> breit macht. Sie muss deutlich unterschieden<br />

werden von e<strong>in</strong>er partizipativen Dienstleistungsorientierung<br />

(vergl. Schaarschuch 1996/1999),<br />

die die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße stellt <strong>und</strong><br />

den ansche<strong>in</strong>enden Konsumenten von sozialpädagogischen<br />

Dienstleistungen zu ihrem tatsächlichen Produzenten<br />

erhebt. Statt die selbsttätige Selbstentwicklung<br />

des Adressaten als Kern pädagogischen Handelns<br />

zu bestimmen, verlegen sich konsumeristische Dienstleistungsorientierungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> darauf,<br />

den Jugendlichen möglichst glatte, gebrauchse<strong>in</strong>fache,<br />

ausschließlich Spaß <strong>und</strong> Fun versprechende<br />

Aktivitäten anzubieten. Kneipe, Sport, Reisen, Erlebnisaktivitäten<br />

<strong>und</strong> Kulturveranstaltungen gehören<br />

zum Repertoire dieser Dienstleistungsorientierung.<br />

Man will das Konsum<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong> Jugendlichen e<strong>in</strong>fach<br />

nur befriedigen. Probleme des langwierigen <strong>und</strong><br />

anstrengenden diskursiven Aushandelns von Interessen,<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> wohl möglich sogar <strong>der</strong> selbst<br />

zu gestaltenden Interessenumsetzung werden hier<br />

vermieden. E<strong>in</strong> Kampf um Anerkennung wird ignoriert,<br />

weil es hier ausschließlich um Befriedigung von<br />

Konsum<strong>in</strong>teressen geht. Statt selber herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

was man will <strong>und</strong> wie man es durch- <strong>und</strong> umsetzen<br />

könnte, werden vorgefertigte Erlebnishäppchen zur<br />

schnellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fachen Sättigung angeboten. Statt<br />

Jugendliche zu ermutigen <strong>und</strong> aufzufor<strong>der</strong>n, sich auf<br />

den riskanten Erfahrungsprozess <strong>der</strong> Erlangung von<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Selbstbestimmung e<strong>in</strong>zulassen,<br />

geht es hier nur darum, die Kompetenz des „fit<br />

for fun“ zu realisieren, die letztendlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

des K<strong>und</strong>en besteht, sich an die Vorgaben des<br />

Erlebnismarktes anzupassen.<br />

V.5. Essentials e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Partizipation</strong>s-Ansatzes<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Bevor im e<strong>in</strong>zelnen Konzeptelemente e<strong>in</strong>er Ermöglichung<br />

von <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> aufgezeigt<br />

werden, müssen drei gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegungen<br />

vorgeschaltet werden. Bei diesen Essentials<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Partizipation</strong>spädagogik handelt es sich zum<br />

e<strong>in</strong>en um den gr<strong>und</strong>sätzlichen Wi<strong>der</strong>spruch, <strong>in</strong> den<br />

diese gerät wenn sie Selbst<strong>und</strong> Mitbestimmung erzieherisch<br />

anleiten, vorgeben, organisieren will. Wie sie<br />

dem Paradox zwar nicht ausweichen, aber doch mit<br />

ihm umgehen kann, wird erläutert. Zum zweiten ist<br />

die Erfahrung sozialer Anerkennung e<strong>in</strong>e Voraussetzung<br />

<strong>der</strong> Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstachtung<br />

<strong>und</strong> Selbstwertschätzung <strong>und</strong> die wie<strong>der</strong>um<br />

s<strong>in</strong>d Voraussetzungen e<strong>in</strong>er gel<strong>in</strong>genden Beteiligung<br />

an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. Zum<br />

dritten geht es – <strong>in</strong> Anlehnung an <strong>Jugendarbeit</strong>skonzepte<br />

– Konflikte als chance für <strong>Partizipation</strong> <strong>und</strong><br />

Demokratie-Üben zu begreifen <strong>und</strong> sie mit <strong>der</strong> Haltung<br />

<strong>der</strong> Konfliktfre<strong>und</strong>lichkeit zu begrüßen <strong>und</strong> zu<br />

nutzen.<br />

V.5.1 Das <strong>Partizipation</strong>s-Paradox:<br />

Anleitung zur Selbstbestimmung<br />

E<strong>in</strong>e Pädagogik, die sich Ermöglichung mitverantwortlicher<br />

Selbstbestimmung als Ziel setzt, stößt<br />

auf den Wi<strong>der</strong>spruch, dass Selbstbestimmung nur<br />

selbsttätig errungen werden kann. Wird sie durch<br />

pädagogische Anleitungen, Vorgaben, Sanktionen,<br />

curricula <strong>und</strong> Didaktiken erzeugt, verliert sie ihren<br />

Autonomie charakter. Wie kann also selbsttätige<br />

Selbstentwicklung möglich gemacht werden, ohne<br />

sie durch pädagogisierende E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Vorgriffe schon<br />

wie<strong>der</strong> zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n? Wie kann Autonomie von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen geför<strong>der</strong>t werden, die doch<br />

entwicklungsbed<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> statusbed<strong>in</strong>gt noch nicht<br />

völlig mündig s<strong>in</strong>d?<br />

Sozialpädagogisch wird mit dem Paradox <strong>der</strong> Anleitung<br />

zur Selbstbestimmung umgegangen, <strong>in</strong>dem<br />

kontrafaktisch K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen die Fähig-<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 59 -

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