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Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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eson<strong>der</strong>s auch durch das Handeln <strong>und</strong> Unterstellen<br />

<strong>der</strong> Erwachsenen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> PädagogInnen<br />

geformt. Man kann nicht von e<strong>in</strong>er unverän<strong>der</strong>lichen<br />

strukturellen Ungleichheit von Männern <strong>und</strong> Frauen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf moralisches Bewusstse<strong>in</strong> ausgehen (vgl.<br />

Nunner-W<strong>in</strong>kler 1994). Wohl aber bestimmen aktuelle<br />

Geschlechter(selbst)konstruktionen <strong>und</strong> aktuelle<br />

Betroffenheiten unterschiedliche Wahrnehmungen<br />

von Problemen <strong>und</strong> unterschiedliche Gr<strong>und</strong>weisen,<br />

damit umzugehen. Die Geschlechterkonstruktionen<br />

haben E<strong>in</strong>fluss darauf, welche Probleme <strong>und</strong> Themen<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen wichtig f<strong>in</strong>den, wie sie<br />

sich soziales Handeln erklären, welche „Lösungsweisen“<br />

sie im Allgeme<strong>in</strong>en favorisieren, <strong>in</strong> welcher Art<br />

<strong>und</strong> Weise sie sich öffentlich „politisch“ artikulieren<br />

<strong>und</strong> darstellen, auf die Strategien, wie sie mit „gegnerischen<br />

Positionen“ umgehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Konflikten<br />

handeln u.v.m. Die Arbeiten von Gilligan (1984) <strong>und</strong><br />

Belenky u. a. (1989) zeigen, dass sich weibliche Denkweisen<br />

mehr durch persönliche Beziehungen als durch<br />

das Bemühen um Objektivität dem Gegenstand ihres<br />

Denkens gegenüber auszeichnen (vgl. Prengel 1993,<br />

S. 119) <strong>und</strong> dass sich Mädchen häufig <strong>in</strong> öffentliche<br />

Diskurse mit „an<strong>der</strong>er Stimme“ e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen als Jungen<br />

(das kann sogar soweit gehen, dass diese Weise von<br />

an<strong>der</strong>en als „Zurückhaltung“ o.ä. gedeutet wird).<br />

<strong>Partizipation</strong> muss dafür Sorge tragen, dass auch die<br />

Stimme(n) <strong>der</strong> Mädchen E<strong>in</strong>fluss gew<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> ihre<br />

Sichtweise <strong>und</strong> ihre Lösungsideen wertgeschätzt <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>bezogen werden. <strong>Partizipation</strong>sför<strong>der</strong>ung, die<br />

die Geschlechter nicht e<strong>in</strong>fach „gleich machen“ will<br />

(die Risiken e<strong>in</strong>er Gleichheitspädagogik hat die Kritik<br />

an <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Koedukation – vgl. z. B. Faulstrich-<br />

Wieland 1987, En<strong>der</strong>s-Dragässer/Fuchs 1989 – deutlich<br />

aufgezeigt), muss also die unterschiedlichen Handlungsweisen<br />

<strong>der</strong> konkreten Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

berücksichtigen, um ihnen zu ermöglichen, dass sie<br />

sich auf unterschiedliche <strong>und</strong> spezifische Weise, letztendlich<br />

aber doch mit <strong>der</strong> Möglichkeit gleichberechtigt<br />

mitzubestimmen, <strong>in</strong> die <strong>Partizipation</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

(2) Differenzieren im Blick auf Soziale Herkunft <strong>und</strong><br />

(Aus-)Bildung<br />

Neben dem Geschlecht hat beson<strong>der</strong>s die soziale<br />

(Herkunfts-)Schicht <strong>und</strong> auch die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Ausbildung (vgl. PISA Untersuchungen) deutliche<br />

Auswirkungen auf politisch-moralisches Bewusstse<strong>in</strong>;<br />

Arten <strong>und</strong> Weisen, sich politisch öffentlich zu artikulieren<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen; mit Problemen umzugehen;<br />

Konflikte zu bearbeiten <strong>und</strong> Lösungen zu f<strong>in</strong>den.<br />

Als po<strong>in</strong>tierte Formel kann gelten: die unteren<br />

Schichten haben schlechtere Bildungschancen <strong>und</strong><br />

wer weniger gebildet ist, ist auch politisch weniger<br />

<strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> aktiv (vgl. u. a. Stiftung Bertelsmann<br />

2004). Die sozialen Unterschiede <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Potenziale zur E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> demokratische<br />

<strong>Partizipation</strong>sprozesse s<strong>in</strong>d sehr differenziert nach<br />

den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen <strong>und</strong><br />

können hier nicht umfassend dargestellt werden. Allgeme<strong>in</strong><br />

zeigen die Jugenduntersuchungen, dass politisches<br />

Inter esse <strong>und</strong> die Überzeugung auch etwas<br />

bewirken zu können mit höherem Bildungsstatus e<strong>in</strong>-<br />

hergeht. Als politisch <strong>in</strong>teressiert verstehen sich eher<br />

die älteren <strong>und</strong> besser gebildeten Jugendlichen: gut<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> Studierenden sowie e<strong>in</strong> signifikant<br />

höherer Anteil <strong>der</strong> Schüler aus <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe<br />

reklamiert für sich Interesse an Politik. Die politisch<br />

des<strong>in</strong>teressierten Jugendlichen (31% bezeichnen<br />

sich so) s<strong>in</strong>d eher jünger <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf Haupt<strong>und</strong><br />

Realschulen (vgl. Deutsche Shell 2002).<br />

Für die <strong>Partizipation</strong>spraxis ist es von Bedeutung zu<br />

entschlüsseln, welche für Beteiligung bedeutsamen<br />

Denk- <strong>und</strong> Handlungsweisen durch soziale Schicht <strong>und</strong><br />

Bildungsunterschiede bee<strong>in</strong>flusst, ermöglicht o<strong>der</strong><br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. In Bezug darauf müssen geeignete<br />

Umgangsweisen mit diesen Unterschieden gef<strong>und</strong>en<br />

werden, die doch zu e<strong>in</strong>er Stärkung <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong>spotentiale<br />

führen.<br />

(3) Differenzieren im Blick auf Ressourcen<br />

Die Fähigkeit zur gel<strong>in</strong>genden Beteiligung an Partizi-<br />

pation <strong>und</strong> auch die Fähigkeit, sich im eigenen Inte-<br />

resse aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, hängt auch von vielerlei<br />

Ressourcen ab. Oft wird dabei nach ökonomischem,<br />

sozialem <strong>und</strong> kulturellem Kapital unterschieden (vgl.<br />

Bourdieu 1992), das <strong>in</strong> den sozialen Schichten <strong>und</strong><br />

Milieus – also auch bei Jugendlichen – unterschiedlich<br />

verteilt ist. Wer f<strong>in</strong>anzielle Mittel zur Verfügung<br />

hat, kann diese nutzen, um Entscheidungsprozesse<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 13 -

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