Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e „Angst vor <strong>der</strong> Freiheit“ setzt sich durch, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> man lieber feste Regeln <strong>und</strong> leicht konsumierbare<br />
Angebote möchte als permanente Neuverhandlung<br />
aller wichtigen Entscheidungen. Hauptamtlich wie<br />
Teilnehmende können immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Versuchung<br />
geraten diese Anfor<strong>der</strong>ung zu meiden. Pädagogisch<br />
ergibt sich angesichts dessen die Aufgabe so viel <strong>Partizipation</strong><br />
herauszufor<strong>der</strong>n wie möglich, aber doch so<br />
viel Sicherheit, Begleitung, Unterstützung zu geben<br />
wie nötig. Bevor allerd<strong>in</strong>gs methodische Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien<br />
erläutert werden, die dieses <strong>in</strong> die Praxis<br />
umsetzen helfen, sollen auch die „Deformationen“<br />
Offener <strong>Jugendarbeit</strong> beleuchtet werden, die entstehen,<br />
wenn (aus unterschiedlichen) Motiven <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong>sanspruch<br />
ignoriert o<strong>der</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird.<br />
V.3. <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong>s-Konzepten<br />
Obschon § 11 SGB VIII <strong>Partizipation</strong> als zentrale Aufgabe<br />
von (Offener) <strong>Jugendarbeit</strong> beschreibt <strong>und</strong> die<br />
<strong>in</strong>stitutionellen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>Partizipation</strong> geradezu<br />
herausfor<strong>der</strong>n, ist dieser Begriff dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeptdebatte<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> von ke<strong>in</strong>er<br />
herausragenden Rolle. Dennoch kann gezeigt werden,<br />
dass die Gr<strong>und</strong>idee <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong>, also das<br />
E<strong>in</strong>üben mitverantwortlicher Selbstbestimmung, <strong>in</strong><br />
vielen Konzepten <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> von Bedeutung<br />
ist. Hier soll nur kurz auf e<strong>in</strong>ige solcher Konzepte<br />
verwiesen werden, die zum<strong>in</strong>dest implizit <strong>Partizipation</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em wichtigen Ziel <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er zentralen<br />
Arbeitsweise machen, um sich dann zu konzentrieren<br />
auf aktuelle Ansätze von <strong>Jugendarbeit</strong> als „Bildung“.<br />
Diese theoretischen Ansätze werden ausführlicher<br />
dargestellt, weil es sich <strong>in</strong> ihrem Bildungsverständnis<br />
um die Ermöglichung von Selbstbestimmung <strong>in</strong> sozialer<br />
E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enheit handelt. Sie beziehen also nicht<br />
nur deutlich e<strong>in</strong>e partizipative Perspektive, son<strong>der</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Debatte um e<strong>in</strong>e neue Bildung<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche von herausragen<strong>der</strong><br />
Bedeutung.<br />
V.3.1 <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> Konzepten<br />
Offener <strong>Jugendarbeit</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> ist aus ihrer Geschichte <strong>der</strong> Jugendbewegung<br />
her ohne Beteiligung, ja mehr noch ohne<br />
Selbstorganisation nicht denkbar. Sich selber <strong>in</strong> Gruppen,<br />
Verbänden zu organisieren, Jugendhäuser zu<br />
for<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu beleben, gehört zu den Kerncharakteristika<br />
von <strong>Jugendarbeit</strong>. Obwohl gerade die Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> auch stark von e<strong>in</strong>em erzieherischen<br />
Interesse von Staat <strong>und</strong> Kommunen geprägt ist (die<br />
Häuser e<strong>in</strong>richten, „um die Jugend von <strong>der</strong> Straße zu<br />
holen“), ist <strong>in</strong> ihr beson<strong>der</strong>s seit den 70-er Jahren durch<br />
die Jugendzentrumsbewegung doch auch e<strong>in</strong> starkes<br />
Selbstorganisations- <strong>und</strong> Selbstbestimmungselement<br />
enthalten. Die Jugendzentrumsbewegung <strong>der</strong> 70-er<br />
Jahre for<strong>der</strong>te selbstverwaltete Räume <strong>und</strong> Häuser<br />
für Jugendliche e<strong>in</strong> <strong>und</strong> selbst wenn dieses nicht <strong>in</strong><br />
weitgehen<strong>der</strong> Weise großflächig erreicht wurde,<br />
hatte die Bewegung doch den Erfolg, dass <strong>in</strong> vielen<br />
Kommunen Jugendhäuser e<strong>in</strong>gerichtet werden, <strong>in</strong><br />
denen die jugendlichen Besucher weitgehende Mitbestimmungschancen<br />
erhielten. Exemplarisch für die<br />
theoretischen Konzepte von Offener <strong>Jugendarbeit</strong><br />
<strong>in</strong> dieser Zeit ist das e<strong>in</strong>flussreiche Buch „Politische<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>“ von Diethelm Damm (1975) zu nennen.<br />
In ihm wurde bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> entworfen.<br />
Dieser Begriff entstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ablehnung<br />
von den zu <strong>der</strong> damaligen Zeit diskutierten Konzepten<br />
e<strong>in</strong>er objektivistischen Bedürfnisorientierung<br />
(<strong>in</strong> <strong>der</strong> man davon ausg<strong>in</strong>g, dass Interessen Jugendlicher<br />
aus ihrer „Klassenlage“ <strong>und</strong> den daraus resultierenden<br />
„objektiven“ Erfor<strong>der</strong>nissen abgeleitet<br />
werden könne). <strong>Jugendarbeit</strong> sollte dar<strong>in</strong> bestehen,<br />
Jugendlichen diese objektiven Interessen <strong>und</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
bewusst zu machen <strong>und</strong> sie zu ihrer Durchsetzung<br />
zu motivieren <strong>und</strong> zu befähigen (vgl. Damm<br />
1998). Ebenfalls setzte sich aber die bedürfnisorientierte<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gegen e<strong>in</strong>en „subjektivistischen<br />
Ansatz“ ab, <strong>der</strong> Jugendlichen e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s<br />
die Wünsche erfüllen wollte, die sie direkt formulierten.<br />
Gegen diese beiden Verzerrungen formuliert<br />
die bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> e<strong>in</strong> Konzept,<br />
das partizipatorisch ist, denn es geht darum, geme<strong>in</strong>sam<br />
mit den Jugendlichen zu klären, welche Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Interessen sie haben, <strong>und</strong> dann anzuhan-<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 54 -