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Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Die hier genannten Handlungspr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Umset-<br />

zung von Anerkennungsmustern <strong>in</strong> die Praxis <strong>der</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong> stimmen mit den “för<strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

übere<strong>in</strong>”, die Albert Scherr aufgezeigt hat<br />

für die Entwicklung selbstbestimmter Handlungsfähigkeit<br />

– also auch <strong>der</strong> <strong>Partizipation</strong>sfähigkeiten –<br />

im Jugendalter (1997, S. 139 f.):<br />

- „Strukturen des sozialen Handelns, die e<strong>in</strong> durch<br />

wechselseitige Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung<br />

als eigenverantwortliche <strong>und</strong> moralisch autonome<br />

Individuen gekennzeichnetes geme<strong>in</strong>sames Handeln<br />

ermöglichen (...);<br />

- die Möglichkeit, eigene Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfähigkeit<br />

<strong>in</strong> kooperativen Handlungszusammenhängen,<br />

d. h. sich selbst als handlungs- <strong>und</strong><br />

gestaltungsfähige Person zu erfahren (...);<br />

- Erfahrungen <strong>der</strong> Teilhabe an egalitären Entscheidungsstrukturen,<br />

<strong>in</strong> denen eigene Überzeugungen<br />

dargelegt <strong>und</strong> als motivierte <strong>und</strong> begründete Stellungnahmen<br />

respektiert werden (...);<br />

- Erfahrungen <strong>der</strong> eigenen Stärken <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Fähigkeiten als Gegenerfahrungen zu gesellschaftlich<br />

zugemuteten Ohnmachterfahrungen (...);<br />

- Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Anregungen zu e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

aktiven Entfaltung eigener Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Interessen (...);<br />

- Möglichkeiten, sich mit <strong>der</strong> eigenen Lebensgeschichte<br />

<strong>und</strong> Lebenssituation reflexiv ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu setzen sowie die eigenen lebenspraktische<br />

Zukunft bewusst zu entwerfen (...);<br />

- soziale Beziehungen, die sich durch Verlässlichkeit<br />

<strong>und</strong> Wahrhaftigkeit auszeichnen.”<br />

V.5.3 Rechte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />

<strong>Jugendarbeit</strong><br />

Will man die Erkenntnis <strong>der</strong> Anerkennungstheorie<br />

ernst nehmen, dass Anerkennung auch wesentlich<br />

von <strong>der</strong> Verfügung über Rechte abhängt, würde dies<br />

bedeuten, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jugende<strong>in</strong>richtung zu klären, was die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Rechte <strong>der</strong> Teilnehmenden s<strong>in</strong>d. Häufig bestehen<br />

Regelwerke <strong>in</strong> Jugendhäusern aus Verboten („Wer mit<br />

Billardkugeln wirft, wird mit Hausverbot bestraft“).<br />

Diese s<strong>in</strong>d sogar häufig aufgeschrieben <strong>und</strong> ausgehängt.<br />

Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d die Rechte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen im Jugendhaus selten kodifiziert,<br />

den Betroffenen bekannt o<strong>der</strong> gar mit diesen<br />

geme<strong>in</strong>sam erarbeitet <strong>und</strong> umgesetzt. <strong>Partizipation</strong>sorientierung<br />

würde im Gegensatz dazu die Gr<strong>und</strong>rechte,<br />

quasi das Gr<strong>und</strong>gesetz e<strong>in</strong>es Jugendhauses,<br />

entwickeln <strong>und</strong> es mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

geme<strong>in</strong>sam gestalten <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>n. Will man solche<br />

Gr<strong>und</strong>rechte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> formulieren,<br />

ergeben sich e<strong>in</strong>ige Pr<strong>in</strong>zipien aus § 11 SGB VIII.<br />

Demnach besteht das Recht <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>und</strong> das<br />

bedeutet negativ auch die Abwesenheit von (erzieherischem)<br />

Zwang. Aus <strong>der</strong> Interessenorientierung folgt<br />

das Recht, eigene Interessen e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> umgesetzt<br />

zu bekommen (allerd<strong>in</strong>gs verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong><br />

Pflicht, sich mitgestaltend daran zu beteiligen). Aus<br />

<strong>der</strong> Mitverantwortungs- <strong>und</strong> Mitgestaltungsauffor<strong>der</strong>ung<br />

des § 11 ergibt sich das Recht zur Beteiligung,<br />

das <strong>in</strong> konkreten Beteiligungsformen umgesetzt werden<br />

muss. Ebenfalls aus § 11 abgeleitet werden kann<br />

das allgeme<strong>in</strong>e Recht auf För<strong>der</strong>ung von Entwicklung.<br />

Aus dem Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutsch-<br />

land ließen sich auch Anregungen für Rechte im<br />

Jugendhaus f<strong>in</strong>den. So g<strong>in</strong>ge es um Rechte, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Unantastbarkeit <strong>der</strong> Würde des E<strong>in</strong>zelnen<br />

ableiten. Die persönliche Integrität muss beson<strong>der</strong>s<br />

geschützt werden <strong>in</strong> Bezug auf körperliche Verletzung.<br />

Jede/r Beteiligte muss sicher se<strong>in</strong>, sich ohne<br />

Furcht vor körperliche Sanktionen im Jugendhaus <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Beteiligungsprozesse e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen zu können. Brumlik<br />

(1992, S. 298 f.) argumentiert, dass es zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> persönlichen Integrität beson<strong>der</strong>s im Blick<br />

DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 63 -

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