Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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Die Form <strong>der</strong> Anwaltschaft habe ich ergänzt, <strong>und</strong><br />
damit s<strong>in</strong>d Formen geme<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> denen ausgehend von<br />
Unmündigkeit <strong>der</strong> Betroffenen e<strong>in</strong> Vertreter ihrer<br />
Interessen gegenüber den Mächtigen bestellt wird.<br />
Information bezeichnet die Veröffentlichung von Wis-<br />
sen über Rechte, Pflichten, chancen <strong>und</strong> Wege <strong>der</strong><br />
Beteiligung sowie über alle bedeutungsvollen Sach-<br />
fakten. Damit ist auch geme<strong>in</strong>t, dass diese Informati-<br />
onen für die Betroffenen verstehbar se<strong>in</strong> müssen.<br />
Beratung ist e<strong>in</strong>e Beteiligungsform, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betroffene<br />
ihre Position zur anstehenden Fragestellung entwi-<br />
ckeln <strong>und</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen dürfen, ohne dass aber Mäch-<br />
tige an diese Vorschläge geb<strong>und</strong>en wären.<br />
Beschwichtigung bedeutet, dass <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>-<br />
flußmacht <strong>der</strong> betroffenen Vorschläge erhöht wird,<br />
aber ohne ihnen letztendlich gewährt zu werden,<br />
z. B. durch E<strong>in</strong>beziehung ausgesuchter Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Betroffenengruppe ohne Rechenschaftspflicht ihr<br />
gegenüber <strong>in</strong> die Entscheidungsgremien <strong>der</strong> Mächtigen.<br />
Partnerschaft me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> geregeltes Verfahren über<br />
Beiräte, Ausschüsse, Konferenzen usw. die Planungs<strong>und</strong><br />
Entscheidungsverantwortung geme<strong>in</strong>sam zu tragen.<br />
Bürgervertreter müssen dazu <strong>in</strong> Austausch <strong>und</strong><br />
Rechenschaftspflicht zu ihrer Basis stehen.<br />
Delegierte Macht bedeutet, dass Betroffene über e<strong>in</strong><br />
bestimmtes Projekt, Programm o<strong>der</strong> Teilproblem die<br />
volle Entscheidungsmacht erhalten.<br />
Bürgerkontrolle stellt sicher, dass die Beteiligten/<br />
Betroffenen „e<strong>in</strong> Vorhaben o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e leiten kön-<br />
nen, dass sie die Ziele <strong>und</strong> Vorgehensweisen voll <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hand haben <strong>und</strong> dass sie darüber mitbestimmen<br />
können, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen Außenstehende<br />
Än<strong>der</strong>ungen daran vornehmen dürfen“ (Arnste<strong>in</strong><br />
1969, S. 214).<br />
Ich habe dieser Liste e<strong>in</strong>ige Formen kommunalpoli-<br />
tischer <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutioneller <strong>Partizipation</strong> als Projekte<br />
aktueller <strong>Jugendarbeit</strong> zugeordnet (dabei kann man<br />
über diese Zuordnung sicherlich streiten). Die Arnste<strong>in</strong><br />
Stufenleiter <strong>der</strong> Bürgerbeteiligung lässt klären,<br />
welche Grade von praktischer <strong>Partizipation</strong> man zugestehen,<br />
eröffnen will. Sie kann helfen, eigene Ziele<br />
<strong>und</strong> Formen präziser zu bestimmen <strong>und</strong> sie ist so e<strong>in</strong>e<br />
Orientierung für e<strong>in</strong>e Konzeptentwicklung zur <strong>Partizipation</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>. Man kann die<br />
schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen E<strong>in</strong>richtung bestehenden Beteiligungsweisen<br />
e<strong>in</strong>ordnen <strong>und</strong> sich fragen ob o<strong>der</strong> wie<br />
weit sie erweitert werden sollen. Die Arnste<strong>in</strong> Stufenleiter<br />
for<strong>der</strong>t auf mehr Demokratie zu wagen.<br />
V.6.3 Ebenen von <strong>Partizipation</strong><br />
im Jugendhaus<br />
Beteiligungskonzepte im Jugendhaus müssen klären,<br />
auf welchen Ebenen sie ansetzen wollen. Die möglichen<br />
Ebenen reichen von <strong>der</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Person<br />
bis h<strong>in</strong> zur Beteiligung an politischen Prozessen <strong>in</strong><br />
Deutschland, <strong>in</strong> Europa <strong>und</strong> weltweit (z. B. über das<br />
Internet).<br />
Als erste Stufe s<strong>in</strong>d die Beteiligungsmöglichkeiten auf<br />
<strong>der</strong> Ebene des Individuums zu prüfen. Häufig wird<br />
diese Stufe im Jugendhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis ignoriert,<br />
weil man sich auf Gruppen bzw. cliquen, Altersstufen<br />
o<strong>der</strong> Geschlechter konzentriert. Umso wichtiger ist<br />
es, sich deutlich zu machen, dass auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelperson<br />
Beteiligungs- <strong>und</strong> Entscheidungsmöglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>geräumt werden sollten. Die gr<strong>und</strong>sätzliche erste<br />
Entscheidung des Individuums liegt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er freiwilligen<br />
Teilnahme. Je<strong>der</strong> Junge/jedes Mädchen kann entscheiden,<br />
wann <strong>und</strong> wie lange er/es an <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> teilnehmen will. Häufig wissen die<br />
pädagogische Fachkräfte nicht, warum <strong>und</strong> wie solche<br />
Entscheidungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelperson zustande kommen.<br />
Beteiligungskonzepte auf <strong>der</strong> Ebene des Individuums<br />
würden hier bereits ansetzen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Befragung (z. B.<br />
mit Fragebögen, Kassettenrecor<strong>der</strong>-Befragungen,<br />
Video<strong>in</strong>terviews o. ä.) überhaupt herausf<strong>in</strong>den, welche<br />
Gründe die E<strong>in</strong>zelnen für Teilnahme o<strong>der</strong> Fernbleiben<br />
haben. Aus solchen Untersuchungen können<br />
schon Folgen gezogen werden für die Gestaltung des<br />
Programms, <strong>der</strong> Öffnungszeiten, <strong>der</strong> Räume, <strong>der</strong> sozialen<br />
Beziehungen usw. im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Ermöglichung<br />
e<strong>in</strong>er freien Teilnahme, die den Wünschen des Individuums<br />
entsprechen.<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 72 -