Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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same Normen <strong>und</strong> Handlungsweisen, mit denen sie<br />
die Entwicklungsaufgaben <strong>und</strong> Probleme des Jugendalters<br />
zu bewältigen suchen. Sie dienen u. a. <strong>der</strong> Identitätsbildung<br />
<strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung. Die<br />
cliquen unterscheiden sich häufig durch jugendkulturelle<br />
Orientierungen, die sich durch Musikgeschmack,<br />
Kleidungsstile, Werte <strong>und</strong> Normen, Raumaneignungsweisen,<br />
politischen Positionen, Verhältnis zu<br />
Erwachsenen usw. kennzeichnen. Sowohl die spezifischen<br />
<strong>in</strong>ternen Normen aus e<strong>in</strong>er clique, als auch<br />
ihre jugendkulturellen Orientierungen bed<strong>in</strong>gen die<br />
Art <strong>und</strong> Weise, wie sie an <strong>Partizipation</strong> teilnehmen<br />
(können). Ansätze cliquenorientierter Arbeit (vgl.<br />
Krafeld 1998) weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> die cliquen als Selbstorganisationsform<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen akzeptiert werden müssen <strong>und</strong><br />
dass nur auf <strong>der</strong> Basis von Anerkennung Arbeit mit<br />
ihnen möglich wird. Deshalb ist es für <strong>Partizipation</strong>skonzepte<br />
von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung, cliquen <strong>in</strong><br />
die Mitbestimmung e<strong>in</strong>zubeziehen, ihnen dabei aber<br />
ihre Beson<strong>der</strong>heiten <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaft zu lassen.<br />
Es ist darauf zu achten, beson<strong>der</strong>s die jugendkulturellen<br />
Handlungsweisen zur Orientierung für methodisches<br />
Handeln zu machen. Nur wenn <strong>der</strong> kulturelle<br />
Stil e<strong>in</strong>er clique, mit dem sie sich ohneh<strong>in</strong> ausdrückt,<br />
anerkannt wird <strong>und</strong> Basis auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>mischungsweisen<br />
<strong>in</strong> <strong>Partizipation</strong> se<strong>in</strong> kann, wird e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bezug von<br />
cliquen <strong>in</strong> <strong>Partizipation</strong> gel<strong>in</strong>gen. Die „politischen“<br />
Stile von Rappern z. B. s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>s als die von Boy-<br />
Group-Fans, die von Skatern an<strong>der</strong>s als die von Globalisierungsgegnern,<br />
die von McDonalds-K<strong>und</strong>en<br />
an<strong>der</strong>s als die von Veganern. <strong>Partizipation</strong> muss sich<br />
diese Stile, <strong>in</strong> denen Jugendliche sich ausdrücken <strong>und</strong><br />
ihre Aussagen machen, zu eigen machen. Das kann<br />
e<strong>in</strong>facher se<strong>in</strong> (z. B. bei Rapper-cliquen von Jungen,<br />
die sich ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Musik artikulieren) <strong>und</strong> auch<br />
schwerer (z. B. bei an Pferden <strong>und</strong> Reiten <strong>in</strong>teressierten<br />
Mädchen- cliquen).<br />
Unterschiede: Ethnischer H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
Viele Teilnehmer an <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> kom-<br />
men aus den verschiedensten ethnischen Herkünften.<br />
Nun ist es aber beson<strong>der</strong>s problematisch, das Handeln<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
auf Gr<strong>und</strong> ihrer kulturellen Herkunft zu erklä-<br />
ren. Diese Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en o<strong>der</strong> fremden Kultur<br />
s<strong>in</strong>d häufig konstruiert, beson<strong>der</strong>s im Blick auf e<strong>in</strong>e<br />
Konstruktion des Eigenen. Sie enthalten Ver zerrungen<br />
<strong>und</strong> Stigmatisierungen, die die tatsächlichen Lebens-<br />
verhältnisse <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen für die Migranten-<br />
k<strong>in</strong><strong>der</strong> selten genau abbilden. Statt Handlungsstile<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> unserem Fall beson<strong>der</strong>s Artikulations- <strong>und</strong><br />
Konfliktstile auf ethnische Herkunft zurückzuführen<br />
(„Das ist mal wie<strong>der</strong> typischer Basarhandel!“ o<strong>der</strong><br />
„Sie Serben s<strong>in</strong>d eben brutal!“), g<strong>in</strong>ge es darum, die<br />
Handlungsweisen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen eher<br />
aus ihren konkreten Lebenssituationen <strong>und</strong> Gruppenzusammenhängen<br />
zu <strong>in</strong>terpretieren, statt auf e<strong>in</strong>e<br />
Herkunftskultur zurückzuverweisen, die für sie <strong>in</strong> den<br />
meisten Fällen ohneh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>heit nicht mehr wirksam<br />
ist. E<strong>in</strong>flussreicher als die Herkunftssituation ist<br />
sicherlich die Lebenssituation <strong>der</strong> Migranten hier <strong>und</strong><br />
jetzt, die häufig von gesellschaftlicher Randständigkeit,<br />
Armut, politischer Machtlosigkeit <strong>und</strong> Sprachlosigkeit<br />
geprägt ist. An<strong>der</strong>erseits zeigen die Migrantenjugendlichen,<br />
dass sie kreativ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, mit<br />
ihrer Situation „zwischen den Kulturen“ umzugehen<br />
<strong>und</strong> ganz neue Lösungs-, Sprach- <strong>und</strong> Identitätsweisen<br />
zu entwickeln. Statt ihre Handlungsweisen ethnisch<br />
zu stigmatisieren im Rückgriff auf ihre angebliche<br />
Herkunftskultur, g<strong>in</strong>ge es <strong>in</strong> partizipationsorientierter<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> vielmehr darum, genau die Potenziale<br />
zu stärken <strong>und</strong> weiterzuentwickeln, die Jugendliche<br />
angesichts ihrer Lebensrealität entwickeln (vgl. zur<br />
Interkulturalität Gemende/Schröer/St<strong>in</strong>g 1999).<br />
Unterschiede: Personal im Jugendhaus<br />
Neben den teilnehmenden Jugendlichen gibt es<br />
im Jugendhaus auch das pädagogische Personal,<br />
die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Honorarkräfte<br />
<strong>und</strong> die freiwillig Engagierten. Sie s<strong>in</strong>d ja nicht nur<br />
die „Mo<strong>der</strong>atoren“ von <strong>Partizipation</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />
sie sollen sich <strong>und</strong> ihre Interessen <strong>und</strong> Themen <strong>in</strong><br />
die geme<strong>in</strong>same Bestimmung <strong>der</strong> eigenen Angelegenheiten<br />
im Jugendhaus e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Da aber die<br />
Macht, sich e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Interessen, um die es<br />
geht, sehr unterschiedlich s<strong>in</strong>d, müssen auch für diese<br />
beteiligten Gruppierungen unterschiedliche Zugangsweisen<br />
methodisch geschaffen werden. Dies kann <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Öffnung von Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 69 -