Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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wendig, diese für die jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> <strong>der</strong> spezifischen Zielgruppen präziser<br />
zu bestimmen. Da ergibt sich aber schon die Notwendigkeit<br />
dieses auch zusammen mit den Zielgruppen<br />
zu tun. Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung kommen soll, welche<br />
Ziele dort vermittelt werden sollen, wie sie methodisch-<strong>in</strong>haltlich<br />
umgesetzt werden sollen, all das muss<br />
dann von den betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
mitentscheiden werden, zum<strong>in</strong>dest wenn man die<br />
Auffor<strong>der</strong>ung des Gesetztes ernst nehmen will. Die<br />
strukturelle Offenheit erlaubt genau dieses, da es nur<br />
sehr weite gesetzliche Vorgaben gibt, besteht Offenheit,<br />
dass sich die beteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
mit ihren Zielvorstellungen e<strong>in</strong>mischen können.<br />
Das Gesetz formuliert, dass <strong>Jugendarbeit</strong> e<strong>in</strong> „Ange-<br />
bot“ sei, das heißt man kann freiwillig teilnehmen,<br />
o<strong>der</strong> es auch bleiben lassen. Diese Strukturbed<strong>in</strong>gung<br />
Offener <strong>Jugendarbeit</strong> von ”Freiwilligkeit” sorgt<br />
allerd<strong>in</strong>gs dafür, dass nicht selbstverständlich ist, dass<br />
bestimmte Zielgruppen auch tatsächlich <strong>in</strong> die Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> kommen <strong>und</strong> dort verbleiben. An<strong>der</strong>s<br />
als <strong>in</strong> geschlosseneren Institutionen kann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> niemand zur Teilnahme verpflichtet<br />
werden. Selbst wenn e<strong>in</strong>e bestimmte Besucherzusammensetzung<br />
relativ stabil über e<strong>in</strong>ige Zeit<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong> aufsucht, so gibt es doch auch <strong>in</strong><br />
dieser Gruppe immer wie<strong>der</strong> Fluktuationen, Tage <strong>und</strong><br />
Wochen, an denen E<strong>in</strong>zelne o<strong>der</strong> Untergruppen die<br />
E<strong>in</strong>richtung nicht aufsuchen. Insgesamt ist häufig e<strong>in</strong><br />
Wechsel von Besuchergruppen zu beobachten. Dieses<br />
charakteristikum <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> macht nötig, nahe an den Bedürfnissen,<br />
Interessen <strong>und</strong> lebensweltlichen Problemlagen <strong>der</strong><br />
Zielgruppen anzusetzen. Das bedeutet: Freiwilligkeit<br />
schafft automatisch Partizipativität. Da die Gr<strong>und</strong>entscheidung<br />
<strong>der</strong> Teilnahme frei ist, wird die „Attraktivität“<br />
des Angebotes entscheidend abhängig von<br />
<strong>der</strong> Zustimmung <strong>der</strong> Teilnehmenden. Nur mit den<br />
Adressaten können also Beteiligung <strong>und</strong> Pädagogik<br />
möglich gemacht werden. Dementsprechend verfügt<br />
die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> mit ihrer Strukturbed<strong>in</strong>gung<br />
Freiwilligkeit auch nicht über ”Machtmittel”, die<br />
an<strong>der</strong>e Erziehungs<strong>in</strong>stitutionen besitzen (z. B. Elternrecht<br />
o<strong>der</strong> Schulpflicht). Das e<strong>in</strong>zige Machtmittel ist<br />
das Hausrecht <strong>und</strong> es hilft auch nicht, die Adressaten<br />
zu halten, denn es kann nur ausschließen. Wenn also<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche etwa <strong>in</strong> Konflikte o<strong>der</strong> bei<br />
Gewalt von <strong>der</strong> Teilnahme ausgeschlossen werden,<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t man nicht nur ihre Beteiligungschance,<br />
son<strong>der</strong>n beraubt sich auch se<strong>in</strong>er „K<strong>und</strong>schaft“.<br />
Variabel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> auch<br />
”Zeiten” <strong>und</strong> ”Inhalte”. Die Zeiten können sich nach<br />
lokalen Gepflogenheiten, Interessen <strong>der</strong> Hauptamtlichen<br />
o<strong>der</strong> Bedürfnissen wechseln<strong>der</strong> Zielgruppen<br />
richten. Ebenso variieren die Inhalte mit den unterschiedlichen<br />
Themen unterschiedlicher Teilnehmergruppen.<br />
Was gemacht werden soll, um was es <strong>in</strong>haltlich<br />
gehen soll, ist also erneut <strong>in</strong> die Entscheidung<br />
<strong>der</strong> Beteiligten gesetzt (an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule mit<br />
fixierten Lehrplänen).<br />
Offen s<strong>in</strong>d ebenfalls ”fachliche Handlungsvorgaben”.<br />
Es gibt (außer dem Jugendschutz) ke<strong>in</strong>e rechtlich geregelten<br />
Vorgaben o<strong>der</strong> bürokratischen Verfahrensregeln<br />
(z. B. über Aufnahme o<strong>der</strong> Ausscheiden aus<br />
<strong>der</strong> Institution), die e<strong>in</strong>en Rahmen für pädagogisches<br />
Handeln vorgeben würden. Handlungsabläufe lassen<br />
sich kaum formalisieren (wie etwa <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en sozialpädagogischen<br />
Fel<strong>der</strong>n, z. B. <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe)<br />
<strong>und</strong> es ist nicht festgelegt, welche Methoden<br />
<strong>in</strong> welchem Fall zur Anwendung kommen. Ob man<br />
e<strong>in</strong>er Projektmethode folgt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelberatung<br />
”rogert”, ob man soziale Gruppenarbeit macht o<strong>der</strong><br />
Thekengespräche führt, ob man Erlebnispädagogik<br />
macht o<strong>der</strong> Mädchenarbeit, darüber gibt es ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlichen<br />
Orientierungen. Es ist also möglich (aber<br />
auch nötig) das methodische Handeln den jeweiligen<br />
Zielgruppen <strong>und</strong> ihren Themen, Interessen <strong>und</strong> Zielen<br />
anzupassen.<br />
Zu dem charakteristikum <strong>der</strong> Offenheit tritt die Mar-<br />
g<strong>in</strong>alität des Handlungsfeldes. Steht schon allgeme<strong>in</strong><br />
die Jugendhilfe eher nachrangig h<strong>in</strong>ter den großen<br />
Erziehungs<strong>in</strong>stitutionen wie Familie <strong>und</strong> Schule, so<br />
ist <strong>Jugendarbeit</strong> vielleicht das randständigste Gebiet<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe. Die von den Großen nicht abgedeckten<br />
”leichteren Aufgaben” soll <strong>Jugendarbeit</strong><br />
erledigen (für die schwierigen Fälle s<strong>in</strong>d dann Erzieherische<br />
Hilfen <strong>und</strong> Jugendgerichtshilfe, Allgeme<strong>in</strong>er<br />
Sozialer Dienst usw. zuständig). In <strong>der</strong> Jugendhilfe s<strong>in</strong>d<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 52 -