Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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auf e<strong>in</strong>e demokratische Konfliktaustragung weiterh<strong>in</strong><br />
wichtig ist, dass moralische Kränkungen unterbleiben,<br />
d. h. man darf sich nicht absprechen, überhaupt<br />
e<strong>in</strong>e moralische Person zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit das Recht<br />
anzugreifen, als gleichberechtigte <strong>und</strong> kompetente<br />
Person an Entscheidungen teilzunehmen. Ebenfalls<br />
sollen Missachtungen <strong>der</strong> kulturellen Lebensweisen<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelnen wenn möglich unterbleiben, d. h. Beteiligte<br />
sollen nicht ununterbrochen gegenseitig ihre<br />
Lebensformen verächtlich machen (vgl. auch Sturzenhecker<br />
1993). Aus dem Gr<strong>und</strong>gesetz lässt sich auch das<br />
Recht auf Gleichheit ableiten, das an<strong>der</strong>erseits auch<br />
die Abwesenheit von Diskrim<strong>in</strong>ierung auf Gr<strong>und</strong> von<br />
Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung,<br />
Alter, Religion, nationaler Herkunft, Familienstand,<br />
politischer Überzeugung, geistiger o<strong>der</strong> körperlicher<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung for<strong>der</strong>t, ebenso wie nicht diskrim<strong>in</strong>iert<br />
werden darf auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Orientierung<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Merkmals e<strong>in</strong>er Person, ihres Zustandes<br />
o<strong>der</strong> ihres Status.<br />
Dieses Diskrim<strong>in</strong>ierungsverbot lässt sich auch aus<br />
den UN-K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechten ableiten, die vielfältige Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />
mit dem Gr<strong>und</strong>gesetz zeigen. So<br />
entsprechend gilt auch für die Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
das Recht auf freie Me<strong>in</strong>ungsbildung <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungsäußerung,<br />
auf Versammlungs- <strong>und</strong> Religionsfreiheit.<br />
Ebenfalls wichtig ist das Recht auf freien Zugang zu<br />
Information.<br />
Konkretisiert man diese Rechte noch e<strong>in</strong>mal für e<strong>in</strong><br />
Jugendhaus, gäbe es das Recht, se<strong>in</strong>e Persönlichkeit<br />
frei entfalten <strong>und</strong> entwickeln zu können, im S<strong>in</strong>ne<br />
<strong>der</strong> Interessenorientierung das Recht zu haben, Programme<br />
<strong>und</strong> Inhalte <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zu bestimmen,<br />
gleichberechtigten Zugang zu haben zu Ressourcen<br />
wie Geld, Material, Räume, pädagogische Zeit <strong>und</strong><br />
Unterstützung usw. Ebenfalls folgte das Recht, sich<br />
frei zu gesellen, das alltäglich große Bedeutung hat<br />
für cliquen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreise.<br />
All diese Rechte s<strong>in</strong>d aber nichts wert, wenn nicht<br />
ebenso das Recht darauf geklärt ist, wie die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Rechte „e<strong>in</strong>geklagt“ werden können <strong>und</strong><br />
wie Beteiligungsrechte konkret umgesetzt wird. Das<br />
Recht, soziale Regeln im Hause mitzubestimmen, Ressourcen<br />
zu verteilen <strong>und</strong> über Inhalte zu entscheiden,<br />
muss klar zeigen, wie dieses im Alltag <strong>der</strong> offenen<br />
Arbeit umgesetzt werden kann. Wenn man diese<br />
Rechte gewähren will, können sie nur durch demokratische<br />
Beteiligungsverfahren umgesetzt werden.<br />
Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen muss klar werden, wie<br />
sie ihre Rechte e<strong>in</strong>klagen <strong>und</strong> durchsetzen können,<br />
wie sie gegen e<strong>in</strong>en Verstoß protestieren können <strong>und</strong><br />
wie solche Verstöße geregelt werden. Diese Rechte<br />
auf <strong>Partizipation</strong> <strong>und</strong> E<strong>in</strong>klagen von Rechten können<br />
auf unterschiedliche Arten <strong>und</strong> Weisen umgesetzt<br />
werden. Sie müssen für die Zielgruppen <strong>und</strong> für die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen jedes Jugendhauses spezifisch bestimmt<br />
werden. Im weiteren Verlauf des Textes werden dazu<br />
detailliertere Vorschläge gemacht.<br />
V.5.4 Konflikte als <strong>Partizipation</strong>schance<br />
Konflikte s<strong>in</strong>d ideales Ausgangsmaterial für das Üben<br />
von demokratischer <strong>Partizipation</strong>, von mitverantwortlicher<br />
Selbstbestimmung. In Konflikten müssen Interessen<br />
nicht erst heraus<strong>in</strong>terpretiert werden, son<strong>der</strong>n<br />
sie s<strong>in</strong>d häufig im Konflikthandeln direkt erkennbar.<br />
Selbstbestimmungsimpulse werden deutlich, wenn<br />
jemand für die eigenen Interessen kämpft. Konflikte<br />
kann es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zahlreiche geben: das<br />
Zusammenleben <strong>der</strong> Geschlechter ist konflikthaft,<br />
die Pädagogen zerstreiten sich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, es gibt<br />
Zoff mit dem Träger o<strong>der</strong> den Eltern, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
Jugendlichen funktionieren nicht so wie man möchte,<br />
halten sich nicht an Absprachen <strong>und</strong> Regeln. Die<br />
älteren Jugendlichen streiten sich mit dem jüngeren,<br />
die Nationalitäten tragen ihre Kämpfe aus, cliquen<br />
stehen im Streit untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, „beste Fre<strong>und</strong>Innen“<br />
verprügeln sich, Interessen s<strong>in</strong>d unterschiedlich <strong>und</strong><br />
stoßen hart aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Es geht um Räume, Sexualität,<br />
Zugang zu Sachen <strong>und</strong> Besitz, Macht <strong>und</strong> Anerkennung,<br />
Rechte <strong>und</strong> chancen. Es geht aber nicht nur um<br />
e<strong>in</strong>fache brutale Selbstdurchsetzung, son<strong>der</strong>n auch<br />
um Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Konflikt gegenüber<br />
<strong>und</strong> die Suche nach Lösungen. Das bezieht sich auf<br />
Konflikte von Jugendlichen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, auf Konflikte<br />
zwischen Jugendlichen <strong>und</strong> pädagogischem<br />
Personal <strong>und</strong> auf Konflikte zwischen Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en außerhalb des Jugendhauses.<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 64 -