Partizipation in der Steirischen Offenen Kinder- und Jugendarbeit
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Betroffenen sie kritisieren können.<br />
Da das „Buch <strong>der</strong> Macht“ noch ke<strong>in</strong>e hierarchische<br />
Machtverteilung anzeigt, kann die Übung „Die<br />
Bestimmer – e<strong>in</strong>e Landkarte <strong>der</strong> Entscheidungen“<br />
weiterhelfen. Dazu wird e<strong>in</strong>e Art Soziogramm angelegt,<br />
<strong>in</strong> dem jeweils die Gruppen, die am meisten<br />
über an<strong>der</strong>e bestimmen, nach oben gesetzt werden<br />
können (z. B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Machtpyramide) <strong>und</strong> ihre<br />
Entscheidungen <strong>und</strong> die Entscheidungsbetroffenen<br />
ihnen untergeordnet werden. Bunte Pfeile können<br />
helfen, Macht <strong>und</strong> Mitentscheidungsmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen.<br />
E<strong>in</strong>e solche allgeme<strong>in</strong>e Problematisierung von Ent-<br />
scheidungsstrukturen muss beantwortet werden mit<br />
e<strong>in</strong>er Prioritätensetzung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> entschieden wird,<br />
was man geme<strong>in</strong>sam än<strong>der</strong>n will. Solche Entscheidungen<br />
brauchen formale Gremien wie e<strong>in</strong>e Hausversammlung<br />
(als offenes Forum), e<strong>in</strong>en Haus-Rat von<br />
gewählten Vertretern <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Arbeitsgruppen, die<br />
zu bestimmten Bereichen (wie Ausschüsse im Parlamentarismus)<br />
Entscheidungen vorbereiten o<strong>der</strong> teilweise<br />
treffen. Immer wie<strong>der</strong> müssen solche Entscheidungen<br />
thematisch begrenzt werden, es ist kaum<br />
möglich, gleichzeitig alle wichtigen Entscheidungen<br />
im Haus geme<strong>in</strong>sam zu treffen.<br />
Die Methode „Das Gr<strong>und</strong>gesetz – De<strong>in</strong>e Rechte <strong>in</strong><br />
unserem Jugendhaus“ kann helfen, die geme<strong>in</strong>samen<br />
Entscheidungen zu dokumentieren <strong>und</strong> sie für<br />
alle transparent zu machen. In diesem „Buch“ werden<br />
nicht nur die Pflichten, Regeln <strong>und</strong> Sanktionen<br />
beschrieben (<strong>und</strong> es ist <strong>in</strong> vielen Jugendhäusern lei<strong>der</strong><br />
üblich, nur solche Aussagen zu veröffentlichen), son<strong>der</strong>n<br />
auch die Rechte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelnen <strong>und</strong> beteiligten<br />
Gruppen werden deutlich gemacht. Mit dem Titel<br />
„Das Gr<strong>und</strong>gesetz“ wird e<strong>in</strong> deutlicher Bezug zur<br />
demokratischen Verfassung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik hergestellt.<br />
Kaum e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>satzentscheidung im Jugendhaus<br />
kann ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Ebene des Trägers<br />
gefällt werden. Das betrifft beson<strong>der</strong>s F<strong>in</strong>anzen,<br />
Personal <strong>und</strong> die räumliche Infrastruktur, aber auch<br />
die Zielorientierung, das Gr<strong>und</strong>konzept <strong>und</strong> möglicherweise<br />
Programm<strong>in</strong>halte des Hauses. Im gewissen<br />
S<strong>in</strong>ne den engeren Bestimmungsrahmen des Hauses<br />
überschreitend, wird e<strong>in</strong>e <strong>Partizipation</strong>sorientierung<br />
also K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche auch <strong>in</strong> Diskussionen <strong>und</strong><br />
Entscheidungen mit dem Träger e<strong>in</strong>beziehen. Dieses<br />
ist am besten möglich, wenn <strong>der</strong> Träger e<strong>in</strong> <strong>Partizipation</strong>skonzept<br />
mitentschieden hat <strong>und</strong> aktiv unterstützt.<br />
Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen müssen die Entscheidungsstrukturen<br />
des Trägers (beim öffentlichen<br />
also das Jugendamt mit Verwaltung <strong>und</strong> Jugendhilfeausschuss<br />
sowie Rat <strong>und</strong> beim freien Träger dessen<br />
spezifische Gremien) bekannt gemacht <strong>und</strong> erklärt<br />
werden. Aushandlungs<strong>und</strong> Entscheidungsprozesse zu<br />
exemplarischen Themen müssen entsprechend vorbereitet<br />
werden <strong>und</strong> es müssen methodische Wege<br />
gef<strong>und</strong>en werden, wie e<strong>in</strong>erseits die Entscheidungsregeln<br />
<strong>und</strong> -sitten des Trägers berücksichtigt werden<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits aber auch für e<strong>in</strong>e Beteiligung von<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen e<strong>in</strong>gerichtet werden können.<br />
In Bezug auf den kommunalen Träger ist damit auch<br />
schon e<strong>in</strong>e <strong>Partizipation</strong> auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kommune<br />
verb<strong>und</strong>en. Sie kann die Ebene des Hauses überschreiten<br />
<strong>und</strong> Offene <strong>Jugendarbeit</strong> kann Themen <strong>und</strong> Probleme<br />
ihrer Adressaten mit diesen <strong>in</strong> die öffentliche<br />
Politik e<strong>in</strong>er Kommune e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> partizipationsorientiertes<br />
Jugendhaus wird sich nicht auf Demokratie<br />
im Hause beschränken, son<strong>der</strong>n auch die Mitbestimmungspotenziale<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> (politischen) Geme<strong>in</strong>de stärken.<br />
Dieses kann auch gelten für e<strong>in</strong>e politische Beteili-<br />
gung an Themen <strong>und</strong> Entscheidungen auf Ebene des<br />
B<strong>und</strong>eslandes, des gesamten Staates <strong>und</strong> <strong>der</strong> Euro-<br />
päischen Union. Nach <strong>der</strong> Devise „Lokal <strong>und</strong> global<br />
denken <strong>und</strong> handeln“ können wie<strong>der</strong>um zu Themen,<br />
die die Besucher e<strong>in</strong>es Jugendhauses <strong>in</strong>teressieren,<br />
Projekte auf diesen Ebenen gestartet werden o<strong>der</strong><br />
man kann sich an bereits vorhandenen Projektes<br />
auf diesen höheren Ebenen beteiligen (so z. B. führen<br />
oft Landesjugendr<strong>in</strong>ge politische Aktionen auf<br />
Landes ebene durch, Jugendverbände agieren auf<br />
B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Europabasis). Für diese erweiterten Ebe-<br />
nen müssen auch entsprechende Kommunikations-<br />
formen gef<strong>und</strong>en werden. Dafür eignet sich beson-<br />
<strong>der</strong>s das world-wide-web, das Internet. Über das Netz<br />
DVJ: <strong>Partizipation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> <strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Jänner 2009 - 75 -