2015-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR
Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw c.t.c. – Mit Patrick Ovomoyela im „Carlos“ Tatort Dortmund zu negativ? Gespräch mit einem der „Macher“ Stöckeln will gelernt sein: Schule für High-Heel-Trägerinnen
Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw
c.t.c. – Mit Patrick Ovomoyela im „Carlos“
Tatort Dortmund zu negativ? Gespräch mit einem der „Macher“
Stöckeln will gelernt sein: Schule für High-Heel-Trägerinnen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kultur<br />
AUGE UM AUGE, KUSS UM KUSS<br />
Abrahams Operette „Ball im Savoy“ im Theater Hagen<br />
Paul Abraham, zum Zweiten: Während in <strong>Dortmund</strong> „Roxy und ihr Wunderteam“ die Opernbühne bevölkern (Seite 119) ist es in Hagen<br />
sein „Ball im Savoy“, der dem Publikum einheizt. Anders als in seinen Operetten „Die Blume von Hawaii“ oder „Viktoria und ihr Husar“,<br />
wo der Komponist exotisches Flair und Zeitgeschichte einbringt, bedient der „Ball im Savoy“, 1932 in Berlin uraufgeführt, das Schema<br />
der klassischen Operette: ehelicher Seitensprung und eine doppelte Moral, die Männern erlaubt, was ihren Frauen verboten ist …<br />
Die gerade von der einjährigen Hochzeitsreise<br />
zurückgekehrte Madeleine<br />
hat Angst, dass ihre Liebe zu Aristide<br />
nicht „alltagstauglich“ ist. Nicht zu Unrecht,<br />
wie sich schon am ersten Tag zu<br />
Hause herausstellt: Ihr Göttergatte wird<br />
von einer Verflossenen genötigt, just an<br />
diesem ersten Abend mit ihr beim Ball<br />
im Savoy zu soupieren – was Madeleine<br />
natürlich herausfindet und, angestachelt<br />
von ihrer Cousine Daisy, einer Jazzkomponistin,<br />
beschließt sie, ihrem Ehemann<br />
auf ebendiesen Ball ebenfalls Hörner aufzusetzen<br />
– Auge um Auge, Kuss um Kuss!<br />
Verkleidet macht sie zunächst dem eigenen<br />
Mann schöne Augen – die „Fledermaus“<br />
lässt grüßen – verschwindet dann<br />
aber mit einem anderen in einem Chambre<br />
separée. Doch die Operettenwelt bleibt<br />
am Ende in Ordnung: Am nächsten Tag<br />
stellt sich heraus, sie hat nicht … und alle<br />
sind wieder glücklich und haben sich lieb.<br />
Was sich so kitschig anhört, wirkt auf<br />
der Hagener Bühne in der Inszenierung<br />
von Roland Hüve nicht ganz so schlimm,<br />
obwohl die Personenführung, vor allem<br />
die Figur des Mustafa Bei, stellenweise<br />
recht klischeehaft herüberkommt. Auch<br />
die Gags sind oft vorhersehbar und wenig<br />
originell, während das hübsche Bühnenbild<br />
und die wunderschönen und phantasievollen<br />
Kostüme (Siegfried E. Mayer)<br />
einiges fürs Auge bieten.<br />
KEINE „OHRWÜRMER“<br />
Kann schon die Handlung an Strauß‘ „Fledermaus“<br />
trotz einiger Ähnlichkeiten<br />
nicht heranreichen, kann es die Musik<br />
Paul Abrahams schon gar nicht: ein wenig<br />
Walzerseligkeit, einige Jazzelemente,<br />
um nicht zu sagen Schlager, die eher mit<br />
Revuetheater denn mit Operette zu tun<br />
haben, bis auf eine Nummer („Es ist so<br />
schön, am Abend bummeln zu geh‘n“) hat<br />
kein Stück „Ohrwurmcharakter“.<br />
Die Musikerinnen und Musiker des Philharmonischen<br />
Orchesters Hagen geben<br />
sich unter der Leitung von David Marlow<br />
sehr viel Mühe, Schwung zu verbreiten,<br />
was ihnen vor allem bei den<br />
bunten Ballettszenen (Choreografie:<br />
Andrea Danae Kingston) auch gelingt,<br />
ansonsten lässt die musikalische Ausführung<br />
einige Wünsche offen.<br />
MARIKA RÖKK UND MARTIN JENTE<br />
Bei Veronika Haller als Madeleine vermisst<br />
man die Höhe, ausgezeichnet ist<br />
allerdings ist ihre brustige Tiefe, bei Johannes<br />
Wollrab als Marquis Aristide de<br />
Faublas den tenoralen Schmelz. Recht erfreulich<br />
sind Kristine Larissa Funkhauser<br />
als quirlige Daisy Darlington und Bernhard<br />
Hirtreiter als Mustafa Bei. Hübsche<br />
Gesangseinlagen bietet Marilyn Bennett,<br />
die in der Rolle der Tangolita als eine Art<br />
dunkelhaariger Marika-Rökk-Verschnitt<br />
über die Bühne stolziert, während Richard<br />
van Gemert in der Ausgestaltung<br />
seiner Rolle des Butlers Archibald offensichtlich<br />
Anleihen bei Martin Jente macht<br />
(für die jüngeren Leser: der Butler von<br />
Hans-Joachim Kulenkampff bei der Fernsehshow<br />
„Einer wird gewinnen“).<br />
Fazit: Trotz der temporeichen und bunten<br />
Inszenierung – manche Werke fallen nicht<br />
unverdient der Vergessenheit anheim.<br />
Text: Martina Lode-Gerke, Fotos: Klaus<br />
Lefebvre, © theaterhagen<br />
<strong>TOP</strong> 109