2015-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR
Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw c.t.c. – Mit Patrick Ovomoyela im „Carlos“ Tatort Dortmund zu negativ? Gespräch mit einem der „Macher“ Stöckeln will gelernt sein: Schule für High-Heel-Trägerinnen
Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw
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Genuss<br />
AUF DER SUCHE NACH<br />
DEM PERFEKTEN STEAK<br />
Oder warum deutsches Fleisch sich nur zum Schmoren eignet! Eine Provokation?<br />
Mit dieser Ausgabe des <strong>TOP</strong> MAGAZIN wollen wir eine neue Reihe zum Thema „Lebensmittel und Genuss“ starten und einige<br />
Aspekte intensiver beleuchten. Los geht´s mit dem Thema „Rind“. Zur Seite steht uns dabei der Fleisch-Botschafter, seit neuestem<br />
auch diplomierte Fleisch-Sommelier und Inhaber von DER FILETSHOP Martin Hesterberg sowie weitere Experten.<br />
STEAKS RUND UM DIE WELT<br />
Wenn man eine Umfrage startet, welches<br />
das beste Steak der Welt ist, wird man<br />
eine ganze Reihe unterschiedlicher Antworten<br />
erhalten: Die Zeitschrift „Beef“ hat<br />
das Txugitxu zum besten Steak gekürt,<br />
das Fleisch einer 10-12 Jahre alte Kuh aus<br />
Galizien. Zahlreiche Grill-Freaks schwören<br />
auf das US Prime Beef. Die Italiener<br />
werden das legendäre Bistecca Fiorentina<br />
hervorheben. Auch das australische Rib-<br />
Eye vom Angus-Rind, natürlich das japanische<br />
Kobe oder auch das irische Dry-<br />
Aged Ochsenfilet werden sicher erwähnt.<br />
Denn natürlich ist Fleisch immer auch eine<br />
Frage des individuellen Geschmacks:<br />
Während der Eine vom buttrig-zarten<br />
Aroma der US-Ware schwärmt, steht der<br />
Andere mehr auf den charaktervollen<br />
intensiven Fleischgeschmack der alten<br />
Txugitxu-Kuh. Auffällig ist jedoch, dass<br />
in der Aufzählung niemals eine deutsche<br />
Qualität auftaucht. Warum ist das so?<br />
WIE ENTSTEHT QUALITÄT?<br />
Dazu muss man zunächst die Frage stellen,<br />
wie eigentlich die Qualität des Fleisches<br />
entsteht und wie sie gemessen<br />
wird! Für ein gutes Steak sind mehrere<br />
Faktoren ausschlaggebend:<br />
Fleckvieh<br />
Porterhouse-Steak<br />
• Die Rasse/Genetik:<br />
Es gibt Milchrassen (z. B. Holstein, Jersey)<br />
und Fleischrassen (z. B. Angus, Wagyu,<br />
Hereford, Galloway, Charolais) und solche<br />
mit Doppelnutzung (z. B. das original<br />
Simmentaler Alpenrind, Pinzgauer, Grauvieh).<br />
In Deutschland gibt es zum überwiegenden<br />
Teil Fleckvieh, eigentlich eine alte<br />
Rasse mit Doppelnutzung, die aber konsequent<br />
in Sachen Milchleistung weitergezüchtet<br />
wurde: während eine Kuh vor 60<br />
Jahren etwa 2.000-3.000 Liter Milch pro<br />
Jahr gab, sind es heute bis zu 12.000 Liter!<br />
• Die Fütterung:<br />
Werden die Rinder auf der Weide gehalten<br />
oder im Stall? Für die Weidehaltung<br />
sind natürlich viel größere Flächen erforderlich.<br />
Was wird gefüttert: Gras (definitiv<br />
artgerecht), Getreide (als Zufütterung<br />
artgerecht) oder schnelle Mais-und Soja-<br />
Mast (umstritten)?<br />
• Das Schlachtalter:<br />
Darf das Rind langsam auswachsen<br />
und ein vernünftiges Schlachtalter von<br />
etwa 2-4 Jahren erreichen oder steht<br />
die schnelle Mast, die auch durch Gabe<br />
von Wachstumsbeschleunigern erreicht<br />
wird, im Vordergrund?<br />
MASSE VOR KLASSE<br />
In Ländern wie Australien oder Japan<br />
wird vor allem die Marmorierung des<br />
Fleisches zur Bewertung herangezogen<br />
sowie zusätzlich das Verhältnis von<br />
Muskeln zu Knochen.<br />
In Deutschland bemisst sich die Qualität<br />
des Fleisches jedoch nur nach<br />
dem Gewicht – das heißt diejenigen<br />
Rinder sind die Besten, die am meisten<br />
Fleisch haben. Es wird somit viel<br />
dafür getan, dass die deutschen Jungbullen<br />
im Schlachtalter von 13 Monaten<br />
ein möglichst hohes Schlachtgewicht<br />
aufweisen. Diese Jungbullen<br />
sind die männlichen Nachkommen der<br />
Fleckvieh-Milchrinder. Provokant formuliert<br />
sind sie nichts Anderes als ein<br />
Abfallprodukt der deutschen Milchwirtschaft<br />
und somit das große Pendant<br />
zum männlichen Küken, nur dass<br />
die dort übliche Verfahrensweise bei<br />
ihnen nicht angewandt werden kann.<br />
Folglich werden sie möglichst schnell<br />
hochgemästet – Zeit ist Geld – und<br />
kommen dann als frisches Jungbullen-Entrecote<br />
oder Roastbeef in die<br />
Theken. So kann kein herausragendes<br />
Steak entstehen!<br />
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