27.10.2015 Aufrufe

2015-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR

Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw c.t.c. – Mit Patrick Ovomoyela im „Carlos“ Tatort Dortmund zu negativ? Gespräch mit einem der „Macher“ Stöckeln will gelernt sein: Schule für High-Heel-Trägerinnen

Weltmeister! Welttrainer! – Interview mit Jogi Löw
c.t.c. – Mit Patrick Ovomoyela im „Carlos“
Tatort Dortmund zu negativ? Gespräch mit einem der „Macher“
Stöckeln will gelernt sein: Schule für High-Heel-Trägerinnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kultur<br />

WENN DAS<br />

LEBEN IM<br />

SANDE<br />

VERLÄUFT<br />

Jens-Daniel Herzog inszeniert<br />

den „Rosenkavalier“<br />

Nein, es gab sie nie wirklich, die Überreichung<br />

der silbernen Rose zur Brautwerbung,<br />

aber sie passt so gut in das Wien<br />

nach 1740, dass der „kleine Schwindel“,<br />

den Librettist Hugo von Hofmannsthal<br />

sich da erlaubt hat, gar nicht auffällt.<br />

In der <strong>Dortmund</strong>er Inszenierung des „Rosenkavalier“<br />

setzt Hausherr Jens-Daniel<br />

Herzog weniger auf die Liebesgeschichte<br />

zwischen Sophie und Octavian denn<br />

auf die Geschichte der Octavian liebenden<br />

Feldmarschallin, die das Alter kommen<br />

fühlt: „Die Zeit, die ist ein sonderbar<br />

Ding“, erkennt sie im ersten Akt, in<br />

dem noch alles in rechter Ordnung ist,<br />

während sie den im Bühnenvordergrund<br />

befindlichen Sand durch ihre Hände rinnen<br />

lässt: Das schöne Bett, in dem sie<br />

mit Octavian eine vermutlich stürmische<br />

Liebesnacht unter einem blinkenden<br />

Sternenhimmel verbracht hat, wird<br />

eingerahmt von barocker Schlafzimmerpracht<br />

à la Louis XIV.<br />

DIE WELT IN SCHIEFLAGE<br />

Doch im Verlauf der Aufführung gerät<br />

die schöne Welt der Feldmarschallin in<br />

Schieflage: Schon im zweiten Akt, der<br />

anscheinend die noch unfertige Wohnung<br />

der angehenden Brautleute Ochs<br />

und Sophie zeigt, kippt die Situation<br />

bedenklich, die (noch heilen) Versatzstücke<br />

des Bühnenbildes aus dem ersten<br />

Akt (von Mathis Neidhardt) sind hinter<br />

dem modernen Interieur der neuen<br />

Wohnung zu erkennen. Im „Beissl“ im<br />

dritten Akt ist das Ganze dann um 90<br />

Grad gedreht, der vorherige Schlafzimmerboden<br />

geborsten, die Wände mehr<br />

als heruntergekommen … die Welt der<br />

Marschallin existiert nicht mehr. Erst<br />

ganz am Ende sieht sich der Zuschauer<br />

mit der ersten Szene wieder konfrontiert:<br />

Das schmucke Barock-Bett unter<br />

dem Sternenhimmel indes teil Octavian<br />

nunmehr mit Sophie ... Das Konzept Herzogs<br />

ist gut ausgedacht, scheitert aber<br />

bisweilen an der bühnentechnischen<br />

Umsetzung: Ob der Zuschauer die feinen<br />

Details erkennt, etwa die Tatsache, dass<br />

alles im Sande versinkt, bleibt fraglich.<br />

RASENDES TEMPO<br />

Ebenso fraglich ist leider (wieder einmal)<br />

die musikalische Umsetzung der<br />

Oper durch Generalmusikdirektor Gabriel<br />

Feltz und die <strong>Dortmund</strong>er Philharmoniker:<br />

Bereits in der Ouvertüre legt<br />

der GMD ein rasendes Tempo vor, das<br />

den Musikern kaum Zeit lässt, die wunderbaren<br />

Phrasen zu artikulieren, und<br />

auch die Sängerinnen und Sänger – von<br />

beachtlicher Qualität, wie man Herzog<br />

immer wieder bescheinigen muss – haben<br />

ob der Tempi und des bisweilen dadurch<br />

bedingten unpräzisen Spiels häufig<br />

Probleme, den Text deutlich zu artikulieren.<br />

Das trifft nicht nur auf die ausgezeichnete<br />

Emily Newton als Marschallin<br />

zu, die (man hat sie als „Roxy“ in „Roxy<br />

und ihr Wunderteam“ als Operettendiva<br />

im Ohr) eine wirklich überzeugende,<br />

vielleicht ein wenig zu junge und hübsche<br />

Marschallin gestaltet, sondern auch auf<br />

Ashley Thouret als Sophie: Mit leichter,<br />

silbriger Höhe und einem sehr präsenten,<br />

ausgezeichnetem Piano präsentiert<br />

sie diese Partie. Und sogar ein Karl-Heinz<br />

Lehner hat da Probleme, als Ochs den typisch<br />

österreichischen Klang, der ihm als<br />

Landsmann unzweifelhaft liegt, über die<br />

Rampe zu bringen. Der Bassist ist stimmlich<br />

für Rolle wie geschaffen: kultiviert,<br />

aber durchaus fähig, auch einmal zu „poltern“.<br />

Optisch hingegen kann man sich<br />

eher nicht vorstellen, warum Sophie dieses<br />

schöne Mannsbild – von dem unflätigen<br />

Benehmen abgesehen – so ganz und<br />

gar ablehnt …<br />

Wunderbar gelingt Ileana Mateescu die<br />

Rolle des Octavian: Der recht großen,<br />

hübschen Sängerin scheint die Rolle nicht<br />

nur äußerlich auf den Leib geschneidert,<br />

sondern sie erfüllt sie mit warmem, brustigem<br />

Mezzo voll und ganz. Dass sie im<br />

dritten Akt Ochs züchtigt wie eine Domina<br />

ist ein fraglicher, aber nicht uninteressanter<br />

Einfall der Regie.<br />

FAZIT: AUF JEDEN FALL SEHENSWERT!<br />

Text: Martina Lode-Gerke<br />

Fotos: Thomas Jauk, Stage Picture<br />

114 <strong>TOP</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!