Deutscher Bundestag 18/7250 Unterrichtung
1807250
1807250
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Drucksache <strong>18</strong>/<strong>7250</strong> – 66 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
Dienstposten lediglich einer mit einer teilzeitbeschäftigten<br />
Zahnärztin besetzt war. Diese personelle Mangelbesetzung<br />
kann nach Auskunft des Kommandos<br />
Sanitätsdienst erst im April 2016 behoben werden.<br />
Bis dahin müssen Soldatenpatienten vor Ort vermehrt<br />
auf das zivile Gesundheitssystem zurückgreifen.<br />
Durch die Personalengpässe in den regionalen Sanitätseinrichtungen<br />
sind auch die Sanitätsstaffeln Einsatz,<br />
die Personal für Auslandseinsätze stellen müssen,<br />
unmittelbar betroffen, denn sie werden als eine<br />
Art Steinbruch zur Besetzung der regionalen Sanitätseinrichtungen<br />
genutzt. Die Personallage in den Sanitätsstaffeln<br />
im Grundbetrieb ist teilweise sehr angespannt.<br />
Neben Tagesantrittsstärken von unter 40<br />
Prozent sind durchschnittlich nur knapp 70 Prozent<br />
aller Dienstposten besetzt. Darunter leiden der Grundbetrieb,<br />
insbesondere die Sanitätsausbildung der<br />
Truppe und dort vor allem die Ersthelferausbildung.<br />
Deshalb steht auch nur ein eingeschränkter Teilnehmerkreis<br />
für Auslandseinsätze zur Verfügung und die<br />
Betroffenen müssen eine hohe Einsatzbelastung tragen.<br />
Im Übrigen bindet zurzeit auch die Flüchtlingshilfe<br />
zahlreiche Sanitätskräfte, die dadurch nicht mehr für<br />
den Grundbetrieb in den regionalen Sanitätseinrichtungen<br />
und den Sanitätsstaffeln Einsatz zur Verfügung<br />
stehen. Darüber hinaus wird die Anfang des Jahres<br />
in Kraft getretene Soldatenarbeitszeitverordnung<br />
eine weitere Kräftebindung mit sich bringen. Die<br />
Dauerbelastung für das Sanitätspersonal in den regionalen<br />
Sanitätseinrichtungen nimmt immer größere<br />
Ausmaße an. Die Inübunghaltung soldatischer<br />
Grundfertigkeiten, Sport- und Schießausbildung oder<br />
Politische Bildung leiden zunehmend. Ohne zusätzliches<br />
Personal können der normale Grundbetrieb<br />
sowie die Erfüllung der zahlreichen weiteren Aufgaben<br />
nicht mehr lange sichergestellt werden. Einschränkungen<br />
im Betrieb sind zu erwarten.<br />
Wie bereits in den letzten Jahresberichten beschrieben,<br />
lässt eine informationstechnische Unterstützung<br />
der regionalen Sanitätseinrichtungen zur Patientendatenverwaltung<br />
weiter auf sich warten. Dabei dürfte<br />
es nicht schwerfallen, ein solches System zu beschaffen.<br />
Diese werden im zivilen Gesundheitsbereich fast<br />
überall eingesetzt und sind auf dem Markt verfügbar.<br />
Ein modernes Arzt-Praxisinformationssystem<br />
könnte die Arbeit des ohnehin nur begrenzt verfügbaren<br />
Personals in den Sanitätseinrichtungen erheblich<br />
entlasten. Außerdem könnte damit das Problem der<br />
Verfügbarkeit der Gesundheitsunterlagen am jeweiligen<br />
Behandlungsort der Soldatinnen und Soldaten<br />
gelöst werden.<br />
Die im Rahmen der Neuorganisation des Sanitätsdienstes<br />
eingetretenen Verzögerungen bei Personalentscheidungen<br />
für eine neue Verwendung aufgrund<br />
der Auflösung von Dienststellen haben zu Kritik der<br />
Betroffenen und zu mehreren Eingaben geführt. Es ist<br />
nachvollziehbar, dass die komplexen Auswahlverfahren<br />
Verzögerungen zur Folge hatten. Schwer erklärbar<br />
ist jedoch, dass Soldatinnen und Soldaten erst<br />
zwei Wochen vor ihrer Versetzung ihre Personalverfügung<br />
bekommen haben und gezwungenermaßen<br />
auf die dreimonatige Schutzfrist verzichteten, um ihre<br />
Wunschverwendung rechtzeitig antreten zu können<br />
beziehungsweise nicht zu gefährden.<br />
Bundeswehrkrankenhäuser im Umbruch<br />
Die Reform der Bundeswehrkrankenhäuser wurde in<br />
den letzten Jahresberichten kritisch begleitet. Die<br />
Integration aller fünf Bundeswehrkliniken in das<br />
regionale zivile Gesundheitsumfeld hat zu Chancen,<br />
aber auch Herausforderungen für den militärischen<br />
Versorgungsauftrag geführt. Die Beteiligung an der<br />
zivilen Notfallversorgung trägt dazu bei, die für das<br />
Sanitätspersonal für Auslandseinsätze erforderliche<br />
rettungsmedizinische Kompetenz zu erlangen und zu<br />
erhalten. Die Akut- und Notfallversorgung schwer<br />
verletzter Patienten wird darüber hinaus durch eine<br />
hochwertige, auch Soldatenpatienten zugutekommende<br />
multidisziplinäre, fächerübergreifende<br />
Behandlung sichergestellt.<br />
Zur Steigerung der Effizienz und Qualität der<br />
Behandlung sind die Krankenhäuser dazu übergegangen,<br />
regionale und überregionale Schwerpunktzentren<br />
mit unterschiedlichen fachlichen Disziplinen,<br />
zum Beispiel Traumazentren, entsprechend dem zivilen<br />
Versorgungsbedarf und dem Wettbewerbsumfeld<br />
zu bilden. Durch die unterschiedliche Schwerpunktsetzung<br />
können die einzelnen Bundeswehrkrankenhäuser<br />
wegen des dadurch eingegrenzten medizinischen<br />
Fachspektrums jedoch der spezifischen militärischen<br />
Gesundheitsversorgung nicht mehr in vollem<br />
Umfang gerecht werden. Typisches Beispiel ist die<br />
einsatzrelevante Verbrennungsmedizin, für die in den<br />
Bundeswehrkrankenhäusern seit Jahren nur noch eine<br />
sehr eingeschränkte Versorgungskompetenz vorgehalten<br />
wird. Lediglich im Systemverbund aller fünf<br />
Krankenhäuser sowie durch Kooperationen und Partnerschaften<br />
mit zivilen Gesundheitseinrichtungen<br />
kann eine Maximalversorgung der Soldatinnen und<br />
Soldaten in allen Fachdisziplinen gewährleistet werden.<br />
Soldatenpatienten ziehen wegen der positiv bewerteten<br />
Behandlungsqualität in den Bundeswehrkrankenhäusern<br />
mehrheitlich die stationäre Behandlung in<br />
einer Bundeswehreinrichtung vor. Der Anspruch auf<br />
Fürsorge durch den Dienstherrn, jederzeit und überall<br />
zuverlässig medizinisch versorgt zu werden, würde<br />
geschmälert, wenn die Bundeswehrkrankenhäuser ihr<br />
derzeitiges noch relativ breit angelegtes Versorgungsspektrum<br />
weiter abbauten. Zu begrüßen ist deshalb,