26.01.2016 Aufrufe

Deutscher Bundestag 18/7250 Unterrichtung

1807250

1807250

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache <strong>18</strong>/<strong>7250</strong> – 68 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />

Die Behandlungsmöglichkeiten in den Bundeswehrkrankenhäusern<br />

müssen dem kontinuierlich steigenden<br />

Versorgungsbedarf gerecht werden. Dies ist auch<br />

deshalb notwendig, weil jahrelange Erfahrungen zeigen,<br />

dass erkrankte Soldatinnen und Soldaten, mit<br />

Ausnahme der Nachbetreuung, überwiegend von<br />

bundeswehreigenen Einrichtungen behandelt werden<br />

wollen. Da das Klinikpersonal in den Psychiatrischen<br />

Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser<br />

dem gestiegenen Behandlungsbedarf bislang nur<br />

moderat angepasst worden ist, bestehen für behandlungsbedürftige<br />

Soldatinnen und Soldaten derzeit<br />

Wartezeiten von bis zu drei Monaten. Die Wartezeiten<br />

in den zivilen Therapieeinrichtungen, in denen<br />

sich Soldatinnen und Soldaten alternativ behandeln<br />

lassen können, sind allerdings noch länger. Zu begrüßen<br />

ist deshalb, dass seit 1. Januar 2015 13 zusätzliche<br />

Fachärztliche Untersuchungsstellen Psychiatrie für<br />

die ambulante Versorgung in den regionalen<br />

Sanitätszentren etabliert sind. Deren Besetzung ist<br />

allerdings noch nicht komplett sichergestellt.<br />

Auch in den Bundeswehrkrankenhäusern wurde ein<br />

zunehmender Bedarf an ambulanten Behandlungsmöglichkeiten<br />

festgestellt. In der neuen Klinikorganisation<br />

ist daher eine Ergänzung der stationären Kapazitäten<br />

um tagesklinische Behandlungskapazitäten<br />

vorgesehen. Zum Betreiben der Tageskliniken muss<br />

nun aber auch ausreichend Personal zur Verfügung<br />

gestellt werden. Die Einrichtung von Tageskliniken<br />

darf nicht auf Kosten des stationären Bettenumfanges<br />

gehen, der Bedarf an stationären Therapien hat sich<br />

nicht verringert. Inzwischen sind für Psychiater in der<br />

neuen Zielstruktur der Bundeswehrkrankenhäuser 44<br />

Dienstposten und damit zehn mehr als bisher vorgesehen.<br />

2017 werden aus heutiger Sicht erstmals alle<br />

Dienstposten besetzt sein. Daneben besteht die Herausforderung,<br />

die in den Ruhestand eintretenden Psychiater<br />

zu ersetzen.<br />

Die wegen zu geringer bundeswehreigener Kapazitäten<br />

notwendige Einbindung ziviler (Reha-)Kliniken<br />

und niedergelassener Therapeuten in die Behandlung<br />

psychisch Einsatzgeschädigter wird dadurch<br />

erschwert, dass bundesweit auch zu wenig ausgebildete<br />

zivile Psychotherapeuten zur Verfügung stehen.<br />

Zu begrüßen ist deshalb, dass die im Rahmen der mit<br />

der Bundespsychotherapeutenkammer getroffenen<br />

Kooperationsvereinbarung regelmäßig stattfindenden<br />

Fortbildungsveranstaltungen für zivile Therapeuten<br />

erkennbar einen qualitativen Multiplikatoreneffekt<br />

haben. Die teilnehmenden Therapeuten werden für<br />

die Besonderheiten psychischer Schädigungen von<br />

Einsatzteilnehmern sensibilisiert und werden befähigt,<br />

betroffene Soldatinnen und Soldaten zu behandeln.<br />

Das 2014 als Pilotprojekt bei der Panzerbrigade 21<br />

erprobte Screeningverfahren zur Erfassung der psychischen<br />

Fitness der Soldatinnen und Soldaten hat<br />

aussagekräftige Ergebnisse im Hinblick auf daraus<br />

abzuleitende präventive Maßnahmen zur Erhaltung<br />

beziehungsweise Festigung der Stressresilienz, das<br />

heißt der Steigerung der inneren Widerstandskraft,<br />

und psychischen Fitness erbracht. Das Screening, das<br />

sich aus einem Fragebogentest sowie einem mit<br />

jedem Teilnehmer von einem Truppenpsychologen<br />

geführten standardisierten Interview zusammensetzte,<br />

wurde von den teilnehmenden Soldatinnen und<br />

Soldaten überwiegend positiv bewertet. Auf der<br />

Grundlage dieses Verfahrens kann, ausgehend von<br />

einem zu ermittelnden persönlichen Basiswert, die<br />

psychische Fitness der Soldatinnen und Soldaten in<br />

regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf<br />

gestärkt werden. Das Risiko der Entstehung von<br />

Belastungsstörungen im Einsatz kann so deutlich verringert<br />

werden. Das Instrument des Screenings sollte<br />

deshalb in geeigneter Form flächendeckend eingeführt<br />

und die erforderlichen personellen und technischen<br />

Mittel zur Verfügung gestellt werden.<br />

Weiter im Fokus muss auch die Betreuung Angehöriger<br />

von Einsatzgeschädigten bleiben. Die Familie<br />

ist die wichtigste Stütze für traumatisierte Soldatinnen<br />

und Soldaten während ihrer Erkrankung. Die<br />

Angehörigen werden dadurch jedoch selbst psychisch<br />

stark belastet. In Gesprächen mit ihnen wird immer<br />

wieder der Wunsch nach Wahrnehmung und Hilfe<br />

durch die Bundeswehr geäußert. Zu begrüßen ist deshalb,<br />

dass die Haushaltsmittel für Betreuungsmaßnahmen<br />

für Angehörige erhöht wurden. So können<br />

in die Einsatznachbereitungsseminare auch Angehörige<br />

eingebunden werden, ohne dass diesen Kosten<br />

entstehen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang<br />

das mehrmals im Jahr stattfindende Fachseminar<br />

der Bundeswehr „Betreuung und Fürsorge<br />

unter einem Dach“, das sich nicht nur um betroffene<br />

Soldatinnen und Soldaten, sondern vor allem um<br />

deren familiäre Situation und die teilnehmenden<br />

Familienangehörigen sowie um Hinterbliebene kümmert.<br />

Durch die betreuenden Personen – Psychologen,<br />

Mitarbeiter des Sozial-, Berufsförderungs- und<br />

Sanitätsdienstes sowie Lotsen – wird vorbildliche<br />

Arbeit geleistet. Die Fortführung und weitere Finanzierung<br />

dieser Seminare ist daher sicherzustellen.<br />

Anerkennung verdienen auch die Familien- und<br />

Angehörigenseminare des Psychotraumazentrums<br />

beim Bundeswehrkrankenhaus Berlin und der Evangelischen<br />

Militärseelsorge sowie die von Bundeswehrkrankenhäusern<br />

und der Katholischen Militärseelsorge<br />

zum Beispiel angebotenen Angehörigengruppen<br />

oder Paarwochenenden. Allerdings werden<br />

Behandlungskosten von selbst psychisch erkrankten<br />

Familienangehörigen aufgrund von Einsatzfolgen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!