Deutscher Bundestag 18/7250 Unterrichtung
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode – 7 – Drucksache <strong>18</strong>/<strong>7250</strong><br />
Das Berichtsjahr im Überblick<br />
Nie zuvor in den 60 Jahren ihres Bestehens hatte die<br />
Bundeswehr eine derartige Fülle unterschiedlicher<br />
Aufgaben und Einsätze zu bewältigen wie im<br />
Berichtsjahr: das Erstarken der Taliban im Post-<br />
ISAF-Afghanistan, das Andauern der Russland-Ukraine-Krise,<br />
die Konflikte in Syrien, im Irak und in<br />
Mali, der totalitäre Terror des IS, der auch vor Europa<br />
keinen Halt mehr macht, Flüchtlingsströme nach<br />
Deutschland – die sicherheitspolitische Lage fordert<br />
die Bundeswehr mehr denn je. Dies alles spielte auch<br />
für den 2015 in Gang gesetzten Weißbuchprozess, mit<br />
dem die Leitlinien deutscher Sicherheitspolitik für die<br />
kommenden Jahre formuliert werden sollen, eine bedeutende<br />
Rolle. Das Ergebnis wird interessant.<br />
Bis zum Ende des Jahres leisteten Soldatinnen und<br />
Soldaten der Bundeswehr in 17 internationalen Einsätzen<br />
ihren Dienst. Durch die Teilnahme an der<br />
NATO-Mission Resolute Support in Afghanistan mit<br />
bis zu 980 und der UN-Mission MINUSMA in Mali<br />
mit künftig bis zu 650 Soldatinnen und Soldaten ist<br />
die Bundeswehr in besonders gefahrträchtigen Einsätzen<br />
aktiv. Der Aufstockung des Kontingents in<br />
Afghanistan hatte der Deutsche <strong>Bundestag</strong> zum Ende<br />
des Jahres ebenso zugestimmt wie der Entsendung<br />
von bis zu 1.200 Soldatinnen und Soldaten zur Beteiligung<br />
an dem internationalen Anti-IS-Einsatz über<br />
Syrien und dem Irak.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu begrüßen, dass die<br />
Parlamentarische Kommission zur Überprüfung,<br />
Sicherung und Stärkung der Parlamentsrechte bei der<br />
Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr<br />
(„Rühe-Kommission“) im Juni 2015 ihren Bericht<br />
mit der Empfehlung abschloss, das Mitspracherecht<br />
des Parlaments bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr<br />
voll beizubehalten. Die Bundeswehr als Parlamentsarmee<br />
– diese Struktur hat sich in den 60 Jahren<br />
ihres Bestehens bewährt.<br />
Neben den mandatierten Einsätzen war die Bundeswehr<br />
in einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden.<br />
So standen 4.600 Soldatinnen und Soldaten für die<br />
NATO Response Force, die schnelle Eingreiftruppe<br />
des Bündnisses, bereit. Weitere deutsche Kräfte sind<br />
durch die Reassurance-Programme der NATO kontinuierlich<br />
gebunden. Zusätzlich waren zum Ende des<br />
Jahres etwa 8.000 Soldatinnen und Soldaten in der<br />
Flüchtlingshilfe im Inland eingesetzt. Unter anderem<br />
diese Herausforderungen haben den beklagenswerten<br />
Zustand der materiellen und personellen Einsatzbereitschaft<br />
der Bundeswehr schonungslos offengelegt<br />
und unterstreichen das Erfordernis einer Vollausstattung<br />
der Bundeswehr mehr denn je.<br />
Die bereits in vergangenen Jahren festgestellten Mängel<br />
und Defizite bei den militärischen Großgeräten<br />
konnten nur zu einem geringen Teil behoben werden,<br />
wie der zuletzt im Dezember 2015 vom Bundesministerium<br />
der Verteidigung dem Verteidigungsausschuss<br />
des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es vorgelegte Bericht über<br />
den Klarstand der Hauptwaffensysteme offenbarte.<br />
Auch der Ersatzteilbedarf für altes Gerät war – wie<br />
schon im Vorjahr – nicht gesichert. Daneben fehlte es<br />
an Ausrüstungsgegenständen für den Einzelnen.<br />
Unter dieser Situation litten vor allem die Ausbildung<br />
im Grundbetrieb und die einsatzvorbereitende Ausbildung<br />
sowie nicht zuletzt auch die Motivation der Soldatinnen<br />
und Soldaten.<br />
Dabei benötigt die Bundeswehr angesichts der<br />
geschilderten großen Herausforderungen gerade jetzt<br />
Soldatinnen und Soldaten, die hochmotiviert und<br />
belastbar sind. Belastbarkeit findet allerdings dort<br />
ihre Grenzen, wo permanente Überbelastung entsteht.<br />
Erneut war im Berichtsjahr festzustellen, dass die<br />
dienstliche Beanspruchung in der Bundeswehr<br />
ungleich verteilt ist. Soldatinnen und Soldaten einzelner<br />
Bereiche, insbesondere in Mangelverwendungen,<br />
wurden über Gebühr in Anspruch genommen. Der<br />
Fachkräftemangel betrifft zwischenzeitlich zum Teil<br />
ganze Laufbahnen, wie die Laufbahn der Feldwebel<br />
des allgemeinen Fachdienstes und der Fachunteroffiziere<br />
in technischen und informationstechnischen<br />
aber auch sanitätsdienstlichen Verwendungen.<br />
Trotz der bestehenden Schwierigkeiten, die vorhandenen<br />
Dienstposten mit qualifiziertem Personal zu<br />
besetzen und die Personalstärke von <strong>18</strong>5.000 Soldatinnen<br />
und Soldaten tatsächlich zu erreichen, ist die<br />
Frage zu stellen, ob diese angesichts des erweiterten<br />
Aufgabenspektrums der Bundeswehr noch angemessen<br />
ist. Die diesbezüglich angekündigten Überlegungen<br />
von Ministerin von der Leyen werden vom Wehrbeauftragten<br />
begrüßt.<br />
Mit der „Steigerung der Attraktivität des Dienstes in<br />
der Bundeswehr“ soll geeignetes und engagiertes Personal<br />
gewonnen und langfristig gebunden werden.<br />
Die Bundeswehr will einer der attraktivsten Arbeitgeber<br />
Deutschlands werden. Hierzu hat sie im Jahr 2015<br />
Weichen gestellt. Nach der Veröffentlichung der<br />
Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv.<br />
Anders.“ (Attraktivitätsagenda) am 30. Mai 2014,<br />
welche 29 untergesetzlichen Maßnahmen enthält,<br />
wurde am 26. Februar 2015 ein Artikelgesetz mit 25<br />
Maßnahmen im Deutschen <strong>Bundestag</strong> verabschiedet.<br />
Die untergesetzlichen Neuregelungen der Agenda<br />
und das Artikelgesetz bilden zusammen die attraktivitätssteigernden<br />
Maßnahmen und sollen kurz- und<br />
mittelfristig wirksam werden. Verbesserungen bei der<br />
Alterssicherung der Soldatinnen und Soldaten auf<br />
Zeit und beim Versorgungsrecht der Berufssoldatinnen<br />
und -soldaten sowie die Erhöhung von Erschwernis-<br />
und Stellenzulagen sind in Kraft getreten. Untergesetzliche<br />
Maßnahmen wie das Spitzenkräfte-