Transgourmet Spezial Mehrwert - spezial_mehrwerte_2016.pdf
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TRENDSETTER<br />
tere Unterschiede auf: „Das Fleisch ist<br />
kerniger, beim Braten tritt kein Wasser<br />
aus und der Schmorprozess ist<br />
deutlich kürzer.“ Der bessere Geschmack<br />
werde besonders offensichtlich<br />
bei den Steaks: „Da reichen Salz<br />
und Pfeffer“, sagt Gödecke und<br />
schließt genießerisch die Augen. Auch<br />
bei den Reha-Patienten kommt das<br />
Angebot an, das auf der Speisekarte<br />
beispielsweise so beschrieben wird:<br />
„Gebratenes Rückensteak vom Mecklenburgischen<br />
Strohschwein mit sautierten<br />
Locktower Champignons und<br />
Kartoffelgratin“. In den Aufenthalts-<br />
Bewertungen erhalten Küche und<br />
Service immer wieder Bestnoten von<br />
den Gästen – was natürlich nicht nur<br />
den Strohschweinen geschuldet ist,<br />
sondern auch sehr viel mit den Fähigkeiten<br />
von Gödecke samt Team zu tun<br />
habe, unterstreicht die Geschäftsführerin.<br />
Fleisch ist allerdings beim Oberliner<br />
Reha-Klientel besonders beliebt,<br />
hat Gödecke erfahren: „Aus gesundheitlichen<br />
Überlegungen wollten wir<br />
zweimal in der Woche Fisch auf den<br />
Speiseplan setzen. Das kam gar nicht<br />
gut an.“ So stehen neben Hack- und<br />
Rostbraten regelmäßig weitere Rezepturen<br />
vom mecklenburgischen<br />
Schwein auf dem Plan, wie etwa<br />
„Schnitzel vom Strohschwein in Butter<br />
und Brösel gebraten, Blumenkohl<br />
mit Holländischer Sauce und Petersilienkartoffeln“<br />
oder „Schinkenstreifen<br />
vom Strohschwein Stroganoff-Art<br />
auf Penne und Rucola“. Die bessere<br />
Wie im Restaurant:<br />
Das Essen wird am<br />
Tisch serviert.<br />
Regelmäßig Bestnoten<br />
für die Küche.<br />
Oberlinhaus Hoher Fläming<br />
Das Reha-Klinikum „Hoher Fläming“ in Bad Belzig gehört<br />
seit 2009 zur Unternehmensfamilie des Oberlinhauses,<br />
einem diakonischen Unternehmen aus Potsdam. Das Haus<br />
mit 240 Einzelzimmern ist eine der bekanntesten Rehabilitationsfachkliniken<br />
für Orthopädie in Brandenburg. Die<br />
Geschäftsführung liegt bei Katrin Eberhardt (links im Bild).<br />
Küchenchef Henning Gödecke steuert die hauseigene<br />
Küche, in der täglich etwa 300 Essen für Reha- und ambulante<br />
Patienten, Gäste sowie Mitarbeitende frisch zubereitet<br />
werden. Das öffentlich zugängliche Waldcafé mit zwei<br />
Außenterrassen bietet Snacks und selbstgebackenen Kuchen<br />
sowie Eis- und Kaffeekreationen. Insgesamt arbeiten<br />
im Haus Hoher Fläming 183 Mitarbeiter, davon fünf Köche<br />
sowie zehn Küchenhilfen und zwölf Serviererinnen.<br />
Qualität hat ihren Preis. „Statt 4,70<br />
zahlen wir jetzt 7,99 Euro für das Kilo“,<br />
rechnet Gödecke vor. Kleinere<br />
Fleischportionen könnten den Preisunterschied<br />
nur zu einem geringen<br />
Teil auffangen und auch eine Umstellung<br />
des Speiseplans ändere nichts am<br />
insgesamt höheren Wareneinsatz.<br />
„Wir geben auch für alle anderen Lebensmittel<br />
mehr aus“, sagt Eberhardt.<br />
Zugezogen aus dem niedersächsischen<br />
Hildesheim, hat sie sich längst<br />
zur engagierten Brandenburger Lokalpatriotin<br />
entwickelt. Sie ist Gründungsmitglied<br />
der Initiative Gesundheitswirtschaft<br />
Brandenburg, die den<br />
„Kulinarischen Kalender Brandenburg“<br />
unterstützt. Das Projekt wurde<br />
von der AOK Nordost und der Deutschen<br />
Rentenversicherung Berlin-<br />
Brandenburg ins Leben gerufen. Das<br />
Reha-Klinikum Hoher Fläming ist<br />
mit einer weiteren Brandenburger Reha-Einrichtung<br />
Pilotklinik des Projektes.<br />
Jeder Monat steht hier für eine<br />
regionale Obst- oder Gemüsesorte<br />
mit dazu passenden Rezepten und Aktivitäten.<br />
Als Nächstes ist ein Nachhaltigkeits-Zertifikat<br />
für Reha-Einrichtungen<br />
geplant. „So etwas gibt es<br />
bislang noch nicht“, sagt Eberhardt,<br />
die diesen Vorstoß als einen weiteren<br />
Beweis ihrer Überzeugung „Brandenburg<br />
ist Vorreiter“ sieht. Für das Belziger<br />
Oberlinhaus hat das Wirtschaftsforschungsinstitut<br />
WifOR aus Berlin<br />
längst die Rechnung aufgemacht. 80<br />
Prozent der Ausgaben kämen direkt<br />
der Region zugute. Bei Reha-Einrichtungen<br />
liegt dieser Satz in der Regel bei<br />
68 Prozent: „Wir geben jährlich mehr<br />
als 7 Mio. Euro in der Region aus und<br />
elf Patienten bei uns sichern einen Arbeitsplatz<br />
draußen.“ Zum Schluss<br />
empfiehlt sie für die allgemeine Kostendiskussion<br />
im Gesundheitswesen<br />
eine andere Perspektive: „Jeder Patient<br />
bringt durch unsere Arbeitsleistung<br />
und die unserer Zulieferer 300<br />
Euro in die Sozialkassen.“ Daher<br />
lohnt es sich, den eingeschlagenen<br />
Weg fortzusetzen. Ingeborg Sichau<br />
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