Transgourmet Spezial Mehrwert - spezial_mehrwerte_2016.pdf
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NACHGEFRAGT<br />
Bei der Flut der Eigenmarken im Handelsbereich stellt<br />
sich die Frage, ob Herstellermarken schon als Auslaufmodell<br />
gelten?<br />
Seipelt: Ganz klares Nein. Die Herstellermarke hat durchaus<br />
ihre Berechtigung. Und es gibt Bereiche, wo wir keine<br />
Eigenmarken haben, weil die Industrie supergute Lösungen<br />
hat. Unsere Eigenmarken setzen nur dort an, wo die<br />
Industrie keine gute Lösung bietet.<br />
Sie zeigen die Eigenmarken, ob Economy oder Premium,<br />
mit <strong>Transgourmet</strong>-Logo. Was ist die Strategie dahinter?<br />
Seipelt: Wir haben uns lange Gedanken darüber gemacht,<br />
ob wir unsere Eigenmarken <strong>Transgourmet</strong> nennen. Wir<br />
stellen damit Eigen- und Unternehmensmarke gleichermaßen<br />
ins Rampenlicht und damit auch ins Kreuzfeuer.<br />
Aber wir haben uns klar dafür entschieden, den Namen auf<br />
die Produkte zu setzen. Auch deshalb beschäftigen wir im<br />
Bereich Qualitätssicherung ein großes Team, damit möglichst<br />
alle Erwartungen der Anwender an die Marke erfüllt<br />
werden.<br />
Wie gehen Sie mit sensiblen Produktgruppen um – wie<br />
Palmöl oder Eier aus Käfighaltung?<br />
Seipelt: Da gibt es zwei Aspekte: Wenn wir selber Produzent<br />
sind, gibt es strenge Maßstäbe und Kriterien. Wir wollen<br />
uns klar positionieren. Als verlängerter Arm des Kundenwunschs<br />
sind wir kein moralischer Richter. Und wir<br />
brauchen auch kein betreutes Einkaufen. Zwischen Eigenpositionierung<br />
und Kundenwunsch haben wir eine klare<br />
Trennung.Wir weisen darauf hin und haben Alternativen<br />
für Produkte, die auf der roten Liste stehen.<br />
Seipelt: Ich denke, man hat sich früher viel wichtiger genommen,<br />
als man das heute tut. Als Dienstleister darf man<br />
sich selbst nicht so fokussieren.<br />
Wie bewerten Sie die Bereitschaft der Gäste, sich mit<br />
Qualität auseinanderzusetzen?<br />
Seipelt: In den letzten Jahren haben wir eine Dynamik registriert,<br />
die auch durch die jüngere Generation erzeugt<br />
wurde. Viele junge Menschen definieren und differenzieren<br />
sich über das, was sie essen oder nicht essen. Das ist<br />
gewöhnungsbedürftig, wenn wir an neue Ernährungsformen<br />
denken, aber diese Welle erreicht die Gastronomie bis<br />
zu den institutionellen Einrichtungen in ganzer Breite. Die<br />
Burkart Schmid,<br />
Chefredakteur<br />
gv-praxis, im<br />
Gespräch mit<br />
Frank Seipelt.<br />
Themenwechsel: <strong>Transgourmet</strong> hat im letzten Jahr namhafte<br />
Firmen übernommen. Welche Strategie verfolgen<br />
Sie dabei?<br />
Seipelt: Wir sind nicht mit dem großen Geldkoffer unterwegs,<br />
sondern ergreifen nur sehr zielstrebig sich einmalig<br />
bietende Chancen. Wenn wir eine Firma übernehmen,<br />
dann, weil sie etwas kann, was wir nicht können. Wenn wir<br />
dann unseren Namen auf etwas setzen, was wir vorher<br />
nicht gekonnt haben, dann ist das nicht authentisch. Wir<br />
lassen deshalb die Erwerbe autark weiterlaufen. Denn ein<br />
Geschäftsmodell, das gut funktioniert, muss nicht geändert,<br />
sondern gestärkt werden.<br />
Ihre Bewertung zur momentanen Handelslandschaft?<br />
Seipelt: Die Marktkonsolidierung schreitet weitaus<br />
schneller voran, als wir das erwartet haben.<br />
Ihre wichtigste Erkenntnis der letzten zwölf Monate?<br />
Seipelt: Ein wichtiger Punkt ist für mich die simple Erkenntnis:<br />
Je konsequenter wir uns am Kunden und dessen<br />
Wünschen ausrichten, umso erfolgreicher sind wir. Das<br />
klingt so einfach – und ist doch für ein Unternehmen dieser<br />
Größe manchmal nicht so einfach umsetzbar.<br />
Heißt aber auch, dass das Unternehmen nicht immer auf<br />
Kundenhöhe war ...<br />
„Höhere Produktdifferenzierung schafft neue<br />
Chancen für Mehrumsatz beim Gast.“<br />
Menschen haben viele Fragen, von der Verpackung über<br />
Herkunft der Ware bis zu nachhaltigen Aspekten. Das ist<br />
in dieser Dimension neu. Wir gewinnen auf alle Fälle eine<br />
höhere Wertschätzung für unsere Lebensmittel.<br />
Welche Rolle spielt dabei das Kaufkriterium Qualität?<br />
Seipelt: Eine wichtige, weil Qualität bedeutet, dass ich etwas<br />
zu beschreiben habe. Und je überzeugender ich mich<br />
mit meinem Produkt differenziere, umso leichter kann ich<br />
auch Geld vom Gast dafür bekommen.<br />
Sie haben eine Reihe von Produkten aus dem Ursprung-<br />
Sortiment in einem Pop-up-Restaurant in Köln zwei Wochen<br />
getestet. Was war Ihre Intention?<br />
Seipelt: Wir als Handel haben früher stark darauf geschaut,<br />
was die Industrie anbieten kann, also, was wir gut<br />
weiterverkaufen können. Das stößt irgendwann an seine<br />
Grenzen. Wenn wir mehr Wertschöpfung in der gesamten<br />
Kette bekommen wollen, müssen wir uns nicht nur zur Industrieseite<br />
öffnen, sondern in zwei Stufen in die andere<br />
Richtung: einmal zu unseren Kunden und dann zu deren<br />
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