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Transgourmet Spezial Mehrwert - spezial_mehrwerte_2016.pdf

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MANAGEMENT<br />

Ängsten und initiierte zahlreiche<br />

Brainstorming-Runden. „Bei uns im<br />

Unternehmen heißt es nie: ‚So machen<br />

wir das!’, das ist nicht unsere Kultur“,<br />

sagt er mit Nachdruck. Relativ<br />

schnell war klar, ohne vegetarische<br />

Schulungen für die Köche läuft nichts.<br />

„Sie haben den Schalter umgelegt“,<br />

weiß er heute. Der erste Versuch mit<br />

einer Trainerin aus Deutschland<br />

Die Schulungen<br />

begeistern die Köche.<br />

scheiterte jedoch, weil die Lernmethode<br />

nicht stimmte – alles viel zu<br />

theoretisch war. So rief der Cateringmanager<br />

bei Hiltl in Zürich an. Das<br />

wohl älteste vegetarischen Restaurant<br />

der Welt ließ ihn zunächst abblitzen.<br />

Ein zweiter späterer Anlauf fruchtete<br />

jedoch. Schon nach den ersten Köche-<br />

Schulungen war klar: Die Chemie<br />

stimmt, die Herangehensweise an das<br />

Thema passte – ja begeisterte die SV-<br />

Mitarbeiter für das vegetarische Kochen.<br />

Schmitz selbst übernimmt bei<br />

den Schulungen den Auftakt, erzählt<br />

Hintergründe, spricht über die Überfischung<br />

der Weltmeere und zeichnet<br />

die Folgen einer stetig wachsenden<br />

Weltbevölkerung. Anschließend degustieren<br />

die Köche Seitan, Tofu und<br />

andere Zutaten der vegetarischen Kü-<br />

Ein kulinarischer Hingucker:<br />

der Veggie-Burger der SV Schweiz.<br />

che, werkeln am Kochtopf und erstellen<br />

vegetarische Speisenpläne. Zum<br />

Finale führt Hiltl die Teilnehmer<br />

durch die geheiligten Hallen des Restaurants.<br />

„Die Menschen emotional<br />

abholen“, lautet die Devise. „Ich<br />

bin der Kopf, aber ich benötige<br />

300 Menschen, die mitspielen“,<br />

betont Schmitz. Deshalb hört er<br />

viel zu, freut sich über jede Idee<br />

aus seinem Team. Eine davon<br />

holt das Wissen der Köche ab,<br />

ja vernetzt sie heute erfolgreich<br />

untereinander: die digitale<br />

Crowdsourcing-<br />

Plattform. Küchenchefs<br />

können sich hier miteinander<br />

vernetzen, Ideen<br />

für Gerichte posten,<br />

Fachfragen stellen und<br />

vieles mehr. So sehen<br />

die Kollegen etwa, wie<br />

Bernd Gasser in seinem Betriebsrestaurant<br />

in Zürich das Südindische<br />

Black-Curry anrichtet. Als kleinen<br />

Tipp gibt er seinen Kollegen zudem an<br />

die Hand, dass es „sehr gut bei den<br />

Gästen ankomme, wenn man die Speise<br />

mit Limetten, Kokosraspeln und<br />

Papadam garniert“. „Mir kommt es<br />

nicht darauf an, dass die Fleischportionen<br />

kleiner werden, sondern das<br />

Veggie-Angebot so attraktiv ist, dass<br />

die Gäste generell weniger Fleischgerichte<br />

auswählen“, formuliert<br />

Schmitz sein Ziel. Um das zu erreichen,<br />

seien die Menschen dahinter<br />

entscheidend – als emotionale Botschafter<br />

der neuen Philosophie. Regelmäßige<br />

Meetings und Besuche der<br />

Restaurantleiter und Köche bei Gemüsebauern,<br />

Milchviehhaltern oder<br />

etwa in der Käserei unterstützen dies.<br />

Gleichzeitig hat Schmitz mit seinem<br />

Team mit „FOODnext“ ein eigenes<br />

Köche-Magazin lanciert, in dem aktuelle<br />

Themen wie Aktionswochen, das<br />

1x1 der Farbenküche und andere Dinge<br />

in bildreicher Sprache den Mitarbeitern<br />

Appetit auf mehr machen. So<br />

viel Liebe zum Produkt überträgt sich<br />

auf die Gäste, denen die neue Richtung<br />

sichtlich schmeckt. Der Gemüse-<br />

und Obstanteil stieg auf den Tellern<br />

um 22 Prozent,<br />

während Schnitzel und Lachs<br />

bei den hungrigen Essern um 10 Prozent<br />

verloren. Das Ergebnis: Innerhalb<br />

von drei Jahren drosselte die SV<br />

Group ihren CO2-Ausstoß je Hauptmahlzeit<br />

um fast 10 Prozent. Gemeinsam<br />

mit seinem Team hat Schmitz an<br />

weiteren vielen Stellschrauben gedreht,<br />

um die Menüs klimafreundlicher<br />

zu gestalten. Täglich ein nachhaltiges<br />

Angebot im Restaurant zu servieren,<br />

sei schwierig. „Für den Kunden<br />

muss es gesund, frisch und vor allem<br />

preiswert sein.“ Dies sei wie Sudoku<br />

spielen, so Schmitz, sehr kniffelig. Ohne<br />

intensive Auseinandersetzung und<br />

tägliches Üben komme man nicht voran.<br />

So seien etwa Kräuter als Flugware<br />

aufgrund ihres geringen Gewichts<br />

akzeptabel, jedoch schwere Produkte<br />

wie Lamm aus Neuseeland nicht,<br />

führt der Cateringprofi an. Knowhow,<br />

das nicht jeder Gast im Hinterkopf<br />

hat. „Wir verkaufen Veggie und<br />

Klimaschutz über den Teller. Am Ende<br />

entscheidet jeder selbst, wie viel<br />

Verantwortung er übernimmt.“<br />

Claudia Zilz<br />

Inspiriert bei<br />

der täglichen<br />

Arbeit: das<br />

Köche-Magazin<br />

der SV Schweiz.<br />

Besuche bei Gemüsebauern und in der<br />

Käserei gehören zum Programm.<br />

2016 | gv-praxis |food-service |<strong>Transgourmet</strong><br />

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