Louis XVI-Stil, H. DASSON (Henry Dasson, 1825 ... - Koller Auktionen
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190<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1292*<br />
TAFELAUFSATZ „AUX SYMBOLES DE LA VICTOIRE“ ALS<br />
SALONTISCH, Empire und später, in der Art von P.P. THOMIRE<br />
(Pierre Philippe Thomire, 1751-1843), Paris.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Rechteckiges, verspiegeltes Blatt<br />
mit abgerundeten Seiten und feiner, durchbrochener Galerie mit<br />
Girlanden und Lorbeer, auf 12 durch bogenförmige Stege verbundenen<br />
Doppelsäulenbeinen. 215x54x58 cm.<br />
Provenienz: Aus einer englischen Sammlung.<br />
Für weitere Angaben zu Thomire siehe auch die Fussnote der Katalognr. 1282.<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 15 630.- / 28 130.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1293*<br />
PRUNK-PENDULE „AMOUR ET PSYCHE“, Empire, das Modell<br />
P.F. FEUCHERE (Pierre François Feuchère, 1737-1823) zuzuschreiben,<br />
das Zifferblatt sign. LEDURE BRONZIER A PARIS (Pierre Victor<br />
Ledure, tätig 1810/1840) und HEMON HR (Claude Hémon,<br />
tätig 1810/1830), Paris um 1810/15.<br />
Bronze vergoldet bzw. teils brüniert und „Griotte Rouge“-Marmor.<br />
Stehende Psyche, Amore bekränzend, dazwischen das stelenförmige<br />
Uhrgehäuse, auf gestuftem Rechteckpostament mit Tatzenfüssen.<br />
In reliefierten Bronzering gefasstes Emailzifferblatt mit<br />
römischen Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />
Glocke. Feine, vergoldete Applikationen in Form von Lyra, Lorbeer,<br />
Caduceus, Blumenkränzen und Zierfries. Etwas zu überholen.<br />
51x23x75 cm.<br />
Provenienz: Aus einer bedeutenden deutschen Privatsammlung.<br />
Eine modellogleiche Pendule wurde in unserer November-Auktion 1995<br />
(Katalognr. 4064) verkauft.<br />
Psyche war eine Königstochter von so aussergewöhnlicher Schönheit, dass jeder<br />
sie bewunderte und dabei die Verehrung der Schönheits- und Liebesgöttin<br />
Venus vernachlässigte. Wütend über diese Schmach befahl Venus ihrem Sohn<br />
Amor, das Mädchen in einen hässlichen Mann verliebt zu machen. Doch Amor<br />
verliebte sich selbst in die schöne Psyche und liess ihre Eltern durch einen<br />
Orakelspruch Apollos weissagen, sie müssten ihre Tochter für eine Hochzeit<br />
kleiden und sie zu einer einsamen Bergspitze bringen, wo sie von einem Dämon<br />
entführt und geheiratet würde. Trotz der Trauer wagen die Eltern nicht, sich<br />
dem Spruch zu widersetzen, und brachten Psyche, prächtig gekleidet, auf die<br />
Bergspitze. Entführt wurde sie aber von Zephyr, dem sanften Westwind, der in<br />
einen prächtigen Palast brachte. In der folgenden Nacht gesellte sich Amor<br />
unerkannt als Bettgenosse zu ihr, verbot ihr aber, ihn anzusehen. Psyche erleb-<br />
1292<br />
te mit Amor viele glückliche Stunden und wollte ihren Schwestern davon erzählen.<br />
Amor erlaubte den Besuch und liess die Schwestern von Zephyr zu ihr<br />
bringen. Die Mädchen waren bald erfüllt von Eifersucht auf Psyches Glück und<br />
redeten ihr ein, ihr Liebhaber sei gewiss der böse Dämon, wie ja das Orakel<br />
geweissagt hatte. Psyche konnte ihre Neugier und Angst nicht länger zügeln.<br />
Eines Nachts ergriff sie eine Öllampe und einen Dolch und trat ans Bett des<br />
schlafenden Amor, um den vermeintlichen Dämon zu töten. Doch als das<br />
Licht auf den wunderschönen Amor fiel, erkannte die genarrte Frau den Gott.<br />
Vor Bewunderung und Schrecken ganz starr achtete Psyche nicht auf die<br />
Lampe - ein Tropfen heisses Öl fiel auf die entblösste Schulter Amors und<br />
weckte ihn. Vom Vertrauensbruch enttäuscht entfloh er und liess die verzweifelte<br />
Psyche allein zurück. Sie musste später zahlreiche Aufgaben der Götter<br />
lösen und verfiel, nach Einnahme des Geruchs eines versiegelten Fläschchens,<br />
in einen todesähnlichen Schlaf. Amor, der es längst bereute, Psyche verlassen<br />
zu haben und auf der Suche nach ihr war, fand die Schlafende und weckte sie<br />
durch die Berührung der Liebsten mit seinen Flügeln. Der Göttervater selbst<br />
hatte nun Erbarmen mit dem bezaubernden Paar und sprach ein Machtwort.<br />
Als „Strafe“ für das ungebührliche Verhalten und um den Streichen und der<br />
jungendlichen Flatterhaftigkeit Amors ein Ende zu setzen - auch Jupiter war<br />
des Öfteren Opfer von den Liebespfeilen geworden - müsse Amor sich verheiraten,<br />
die freie Wahl der Braut sei ihm gestattet. Natürlich wählte Amor seine<br />
Psyche und feierte mit ihr eine rauschende Hochzeit, an der sämtliche Götter<br />
teilnahmen. Psyche wurde so unsterblich und erhielt ihren Platz im Olymp.<br />
Die Zuschreibung an P.F. Feuchère wird durch die Quellenlage unterstützt, die<br />
sehr schön aufzeigt, wie Feuchère nicht nur Bronzen seiner Berufskollegen<br />
übernahm, sondern auch wesentliche „bronziers“ mit Pendulen,<br />
Zusatzelementen oder Figuren belieferte und so die Zusammenarbeit dieser<br />
„Confrères“ evidenziert. Das gekaufte Modell wurde auf dem Zifferblatt mit<br />
der eigenen Signatur versehen.<br />
P.V. Ledure absolvierte die Lehrzeit bei A.A. Ravrio. Er liess sich nach seiner<br />
Heirat in der Rue Neuve des Petits-Champs nieder, wo er bis 1823 arbeitete<br />
und einen bedeutenden Kundenkreis belieferte, wie zum Beispiel den<br />
Grossherzog der Toskana, den Herzog von Franken und den Hof von König<br />
<strong>Louis</strong>-Philippe.<br />
Lit.: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />
Spätbarock und Klassizismus, München 1986, II, S. 667-681 (Aufsatz von D.<br />
Ledoux-Lebard mit biographischen Angaben zu P.F. Feuchère). Ibid S. 686-688<br />
(biogr. Angaben zu Ledure). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, S.<br />
295 (biogr. Angaben zu Hémon).<br />
Für weitere Angaben zu Feuchère siehe auch die Fussnote der Katalognr. 1299.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 380.- / 15 630.-)<br />
Siehe Abb.