Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
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ist <strong>für</strong> mich eine tolle Quelle der<br />
Inspiration, auch insofern, weil<br />
ich mich unheimlich oft aufregen<br />
könnte über das, was da drin steht.<br />
Via E-Paper oder noch klassisch?<br />
Obwohl ich Papier gerne in der<br />
Hand halte, lese ich inzwischen<br />
viel E-Paper.<br />
Mit Notizblock auf dem Schoß?<br />
Notizen mache ich mir viel zu viele.<br />
Auch beim Fernsehschauen<br />
oder im Kino. Aber so sieht halt<br />
künstlerisches Schaffen aus.<br />
Und dann?<br />
Wird überlegt, was baue ich ein,<br />
wie schneide ich um. Und wenn<br />
keine Vorstellung ist, wird geschrieben,<br />
wer<strong>den</strong> Interviews gegeben<br />
oder es wird gedreht. Es<br />
ist definitiv kein Beruf, der mit 40<br />
Stun<strong>den</strong> die Woche getan wäre.<br />
Sicherlich haben Sie auch ein starkes<br />
Team um sich herum?<br />
Vor allem <strong>für</strong> die Informationsfilterung.<br />
Sammeln tu ich schon<br />
überwiegend selbst. Aber das<br />
dann zu filtern und zu schauen,<br />
was macht man draus... Für die<br />
Sendung „SchleichFernsehen“<br />
sind wir mit Regisseur Rainer<br />
Pause, Autor Thomas Merk, Journalist<br />
Andreas Rüttenauer und mir<br />
zu viert. Die Vielfalt der Themen<br />
in verschie<strong>den</strong>e Gefäße gießen,<br />
damit das Endergebnis passt, machen<br />
wir gemeinsam. Zehn Tage<br />
vor der Sendung fangen wir an zu<br />
arbeiten. Meistens in Bonn, weil<br />
mein Regisseur dort zuhause ist<br />
und wegen der Leitung eines großen<br />
Theaters nicht weg kann. Was<br />
mir aber nix ausmacht. In Bonn<br />
bin ich weg vom Alltagsgeschäft<br />
und hab die notwendige Ruhe,<br />
mich drei Tage nur auf eine Sache<br />
zu konzentrieren.<br />
Aufgenommen wird die Sendung<br />
aber in München?<br />
Ganz genau. Und je nachdem,<br />
wohin’s halt <strong>den</strong> Hapflinger Sepp<br />
12 | altlandkreis<br />
verschlägt. Mit ihm haben wir auch<br />
schon in Schongau am Denkmal<br />
von Franz Josef Strauß gedreht.<br />
Ex-Papst Ratzinger sprechen Sie<br />
nach wie vor in der Sendung<br />
„SchleichFernsehen“. Fällt Ihnen<br />
diese Imitation seit dem Austritt<br />
aus der Kirche leichter?<br />
<strong>Das</strong> hat mit dem Kirchenaustritt<br />
im Jahr 2008 nix zu tun. Ich bin<br />
überhaupt kein religiöser, auch<br />
kein gläubiger Mensch. Und habe<br />
deshalb auch nicht verstan<strong>den</strong>,<br />
warum ich in der Kirche bin.<br />
Sicherlich <strong>für</strong> viele überraschend,<br />
da Sie schon einen durchaus<br />
streng-katholischen, traditionsbewussten<br />
Bayer verkörpern. Zumindest<br />
in einigen Ihrer Rollen.<br />
Ich bin auch ein sehr traditionsbewusster<br />
Mensch. Und ich bin<br />
auch nicht aus der Kirche ausgetreten,<br />
was vielleicht bizarr klingen<br />
mag, wie viele andere, die<br />
mit der Amtskirche ein Problem<br />
hatten. Ich bin einfach nur aus<br />
dem Grund ausgetreten, weil ich<br />
einfach kein gläubiger Mensch<br />
bin. Mit der Idee Gott, dass ein<br />
Teil meiner Persönlichkeit ein höheres<br />
Wesen verwaltet, dem ich<br />
Rechenschaft schuldig bin, kann<br />
ich einfach nichts anfangen. <strong>Das</strong><br />
hat aber nichts mit Kirche zu tun.<br />
Im Gegenteil. Für <strong>den</strong> Apparat<br />
Kirche interessiere ich mich total,<br />
fahre auch regelmäßig nach Rom.<br />
Aber mehr als Teil der Kultur, als<br />
politische Organisation und philosophisch.<br />
Ratzinger-Bücher zu<br />
lesen ist anstrengend, aber macht<br />
mir Spaß.<br />
Wie reagieren Fans darauf? Stichwort<br />
„Gotteslästerung“.<br />
Auf die Ratzinger-Brüder in<br />
„SchleichFernsehen“ kommt dieser<br />
Vorwurf jedes Mal wieder. <strong>Das</strong><br />
ist so sicher wie das Amen in der<br />
Kirche. Meistens sind es zwei, drei<br />
Briefe, die mich erreichen. <strong>Das</strong><br />
nehme ich zur Kenntnis, aber sehe<br />
es nicht so.<br />
Gibt es neben Ratzinger und Strauß<br />
noch weitere Lieblingsrollen von<br />
Ihnen?<br />
Helmut Schmidt, als der noch<br />
gelebt hat, war das Gegenprogramm<br />
zu Strauß, und trotzdem<br />
eitel wie die Sau. Sich nichtre<strong>den</strong>d<br />
zu äußern und dabei sich vollzuqualmen,<br />
darüber hinaus mit viel<br />
komödiantischem Honig ausgestattet,<br />
<strong>den</strong> man saugen kann –<br />
eine tolle Figur. Ich habe auch,<br />
als er noch besser beinander war,<br />
Franz Beckenbauer gemacht, was<br />
auch sehr lustig war. Oder Uli<br />
Hoeneß, der immer eine dankbare<br />
Figur war. Schade, dass er sich<br />
jetzt vom FC Bayern zurückzieht<br />
aus der ersten Reihe. Wobei ich ja<br />
nicht glaube, dass er seine Finger<br />
vom FC Bayern lässt. Wie hat er<br />
so schön gesagt: „Wer seinen Rat<br />
sucht, dem gibt er ihn gerne.“ Und<br />
wer seinen Rat nicht sucht, wie ich<br />
dann weitergedichtet habe, der<br />
kann ihn kennenlernen. (lacht)<br />
Gibt’s auch Persönlichkeiten, die<br />
Sie wahnsinnig gerne spielen wür<strong>den</strong>,<br />
es aufgrund Stimme und Statur<br />
jedoch nicht passt?<br />
Wolfgang Schäuble. Für mich eine<br />
graue Eminenz der deutschen Politik,<br />
immer in der eineinhalbsten<br />
Reihe gestan<strong>den</strong>. Finanzminister,<br />
Innenminister, Bundestagspräsi<strong>den</strong>t,<br />
Fraktionschef – er hat sich<br />
im politischen Kabarett immer<br />
angeboten. Eine total bizarre Figur.<br />
Und das bedaure ich wirklich<br />
sehr, dass ich ihn allein aus physionomischen<br />
Grün<strong>den</strong> nie spielen<br />
konnte. Papst Franziskus ist<br />
auch so eine Figur, aus der man<br />
wahnsinnig viel machen könnte.<br />
Mit seiner unglaublichen Beliebtheit<br />
in Deutschland, obwohl<br />
er im Grunde auch nur ein Sprücheklopfer<br />
ist. Aber: Gibt’s maskenmäßig<br />
einfach nicht her. Und<br />
wenn das der Fall ist, kommst du<br />
auch nicht ran an die Figur. Sprechen<br />
könnte man ihn zwar schon,<br />
aber parodieren leider nicht. Es<br />
ist eben leichter, einen schlanken