Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

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Stefanie Strauß drückt 110 Kilogramm Der Traum vom deutschen Rekord Peiting | Der größte sportliche Erfolg für Stefanie Strauß liegt ziemlich genau ein Jahr zurück: Im Herbst 2018 wurde sie Deutsche Meisterin im Bankdrücken. Damit gerechnet hat niemand. Sie selbst am allerwenigsten. Schließlich war es ihre erste richtige Saison auf Wettkampf-Basis. s. Und diese gleich als Deutschlands Beste abzuschließen? „Wahnsinn“, nn“, sagt die 37-jährige Peitingerin, erin in, die zu diesem außergewöhnlichen ewöh he n Sport im Grunde durch 4 | altlandkreis Zufall gekommen ist. „Beim Bayersoier Fünfkampf hat mal jemand eine Aushilfe gesucht und mich gefragt.“ Weil Stefanie Strauß aufgrund einer Wirbelsäulenverkrümmung ohnehin regelmäßig im Fitnessstudio trainiert, um mit gezielten Übun- gen ihren Rücken zu stabilisieren, schneidet sie auf Anhieb gut ab bei diesem Gaudi- Wettkampf, der inzwischen Kultstatus erreicht hat und Läufer, Rennradfah- rer, r, Mountainbiker, Stockschützen und Bankdrücker auch aus weiterer Regi- on magisch anzieht. Auch Stefanie Strauß hat damals Feuer gefangen, nimmt beim Soier Fünfkampf seither mit einem eigenen Team jährlich teil – und gewinnt in ihrer Disziplin nahezu ausnahmslos mit großem Vorsprung. Ihr Rekord im Bankdrücken beim Fünfkampf liegt bei schier unglaubli- chen 110 Kilogramm – das wäre theoretisch auch deutscher Rekord in ihrer Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm. Doch der Wettkampf in Bayersoien unterscheidet sich vom strengeren Regelwerk bundesweiter und internationaler Wettkämpfe. Letztere werden von einer dreiköpfigen Jury bewertet. Und die achtet unter anderem darauf, dass die Athleten ihre mit Gewichten versehene Stange erst dann nach oben drücken, wenn sie leicht, aber ruhig und ohne zittrige Hände auf der Brust aufliegt. „Solange du zitterst, bekommst du kein Signal zum Hochdrücken“, sagt Stefanie Strauß. Heißt: Es kann durchaus mal zwei, drei oder gar vier Sekunden dauern, bis das Stemm- Signal ertönt – und diese Sekunden des Stange-Haltens kosten extrem viel Kraft. Beim Fünfkampf dagegen sind die Kampfrichter nicht so streng. Hier dürfen die Athleten und Athletinnen das Gewicht in einem Fluss ablassen, hochdrücken und wieder ablegen. „Was viel einfacher ist.“ Erst Familie, dann das Training Zwei bis dreimal die Woche trainiert Stefanie Strauß. Vor Beginn der Wettkampf-Saison auch ziemlich viel ohne Gewichte – Liegestützen und Klimmzüge sind ihr nach wie vor wichtig für die Stabilisierung von Rücken und Rumpf. Je näher es jedoch Richtung ersten Wettkampf geht, desto intensiver beginnt das eigentliche Training: Bankdrücken. Zum Aufwärmen viele Wiederholungen mit weniger Gewicht. Dann die harten Einheiten, ebenfalls mit bis zu 110 Kilogramm. In Sachen Motivation hilft ihr Trainingskollege Sebastian
Lieblingswettkampf: Beim Fünfkampf in Bad Bayersoien ist Bankdrückerin Stefanie Strauß im wahrsten Sinne eine Bank, gewinnt fast immer. Kucharek, auch aus Peiting, auch Bankdrücker und amtierender Bayerischer Meister – er stemmte 180 Kilogramm! Und er war im Grunde derjenige, der Stefanie Strauß zu professionellen Wettkämpfen bewegte. „Er hat mal geschaut, was die stärksten Frauen in meiner Gewichtsklasse so drücken und meinte, dass ich da gar nicht weit weg wäre von den besten in ganz Deutschland.“ Weil der Trainingsaufwand für den Fünfkampf – Stefanie Strauß hat der Ehrgeiz längst gepackt – ohnehin recht hoch betrieben wird, ist die Entscheidung schließlich gefallen: Schwäbische, Bayerische und Deutsche Meisterschaft sind die drei großen Bewerbe im Jahr 2018. Gestartet wird für den AC Kaufbeuren, der einzige Kraftsportverein in der näheren Umgebung. „Den nächsten gibt’s erst wieder in München“, sagt Stefanie Strauß, die trotzdem nahezu ausschließlich im Peitinger Fitnessstudio trainiert. Und zwar so, dass die Familie nicht darunter leidet. Erst werden ihre Kinder im Alter von fünf und acht Jahren ins Bett gebracht, „dann geht’s für gut zwei Stunden ins Atlantis“. Wobei die hauptberufliche Mutter und Sozialpädagogin ohnehin die volle Unterstützung ihrer Liebsten hat. Ehemann Michael ist selbst leidenschaftlicher Sportler, fährt pro Saison mehrere Mountainbike-Marathon-Rennen und kann den sportlichen Ehrgeiz seiner Stefanie zu 100 Prozent nachvollziehen. „Und meine Freundinnen sind froh, dass sie beim Weggehen eine starke Frau an ihrer Seite haben, die im Notfall auf sie aufpassen kann“, sagt Stefanie Strauß mit einem kräftigen Augenzwinkern. Apropos aufpassen: In Sachen Ernährung „bin ich wirklich eine ganz schlechte“, gibt Strauß offen und ehrlich zu. Natürlich isst sie gesund, nimmt viele Kohlehydrate zu sich und mixt sich auch den einen oder anderen Proteinshake. Aber nie nach Plan. „Ich müsste sicherlich mehr Fleisch essen. Und wenn ich mal Lust auf Schokolade habe, das können auch zwei Tafeln auf einmal sein, dann esse ich die auch.“ Titelverteidigung in Coburg? Für den Deutschen Meistertitel 2018 hat es trotzdem gereicht. Damit qualifizierte sich Stefanie Strauß sogar für die WM und EM 2019. Die Weltmeisterschaft musste sie allerdings aus finanziellen und zeitlichen Gründen auslassen – sie fand in Tokio statt. Bei der Europameisterschaft in Hamm, Luxemburg, war sie dagegen voller Elan am Start, wurde in ihrer Gewichtsklasse achte von insgesamt elf. „Das ist nochmal ein ganz anderes Niveau“, sagt sie. Allein optisch würden einige Kontrahentinnen schon auffallen. Auch negativ? Stefanie Strauß möchte niemandem etwas unterstellen, „aber Doping ist bei uns leider auch ein Thema“. Umso besser, dass insbesondere die neuen Gesichter der Branche unangekündigt kontrolliert werden. Stefanie Strauß erwischte es bislang zweimal, musste jeweils eine Urinprobe abgeben. Alles sauber, alles bestens. Aber eben ungewohnt für eine Frau, die bis dato nur am Gaudiwettkampf im Bierzelt von Bad Bayersoien teilgenommen hatte – und dies auch weiterhin tun wird. „Das ist und bleibt mein Lieblingswettkampf, weil dort die Stimmung überragend ist.“ Auf professionellen Wettkämpfen sei die Atmosphäre eher steif, weil es kaum Publikum gibt, niemand anfeuert, schimpft, hineinbrüllt. Dafür ist der sportliche Anreiz bei stärkerer Konkurrenz umso größer. Die Bestleistung auf professioneller Ebene liegt für Stefanie Strauß bislang bei 100 Kilogramm. Ihr großes, langfristiges Ziel: „Den Deutschen Rekord von Regina Haas zu knacken.“ Der liegt derzeit – in Strauß‘ Gewichtsklasse – bei 108,5 Kilogramm. Die nächste Gelegenheit dazu? Am 9. und 10. November in Coburg. Dort findet die Deutsche Meisterschaft 2019 statt. Stefanie Strauß möchte an diesem Wochenende aber vor allem eines: Ihren Titel verteidigen und sich damit erneut für EM und WM qualifizieren. Letztere findet 2020 im tschechischen Pilsen statt. „Im Vergleich zu Tokio nur ein Katzensprung von Peiting entfernt.“ Und somit auch zeitlich und finanziell zu „drücken“. js MIT HOL- UND BRINGSERVICE! Ein Stück Heimat. Die Seniorenzentren der AWO Oberbayern TAGESPFLEGE november / dezember 2019 | 5
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