Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

Eine Mautstraße mitten im Landkreis
Dieser Schleichweg kostet Geld
Zimmerei und Holzhäuser
Wir beraten
Sie gerne
Wessobrunn | Wer von Wessobrunn
nach Raisting möchte,
hat offiziell zwei Möglichkeiten:
Entweder über Weilheim und
Wielenbach. Oder über Rott und
Dießen am Ammersee. Beide
Strecken sind umständlich, da
Raisting aus Luftliniensicht nicht
mal halb so weit entfernt liegt
von Wessobrunn, die Betroffenen
sozusagen immer in großem Bogen
außen herumfahren müssen.
Es gibt allerdings noch eine dritte
und wesentlich flottere Möglichkeit:
Das Befahren einer ziemlich
schmalen Nebenstraße, die von
Zellsee über Stillern direkt nach
Raisting führt. Die Distanz hier:
Gerade Mal acht Kilometer, was
in etwa einer Fahrzeit von knapp
15 Minuten entspricht. Jedoch ist
diese Strecke nicht ohne Hindernis
zu befahren. Wer von Zellsee
kommend auf diese Nebenstraße
einbiegt, fährt zunächst an wenigen
Einfamilienhäusern vorbei,
um plötzlich auf eine geschlossene
Schranke mit Münzautomaten
zu stoßen. Es handelt sich bei dieser
Strecke um eine Mautstraße –
die einzige im Landkreis. Wie
dieses außergewöhnliche Konzept
zustande gekommen ist? Hierfür
holt Wessobrunns Bürgermeister
Helmut Dinter etwas weiter aus:
„Ursprünglich wurde die Straße
von den Bayerischen Staatsforsten
auf deren Grund für den Forstbetrieb
gebaut.“ Doch viele andere
Bürger, die von Raisting nach
Wessobrunn – oder umgekehrt –
fahren mussten, haben sich an
das Verbotsschild für Pkw und
Motorräder nicht gehalten. Heißt:
Die Straße wurde zusätzlich durch
jede Menge Schwarzfahrer belastet
und so verstärkt beschädigt.
Und weil die Gemeinde Wessobrunn
für den kostspieligen Unterhalt
dieser Straße verantwortlich
ist, mussten sich die Verantwortlichen
etwas einfallen lassen.
Münzen oder
Transponderkarte
Berufstätige, die jeden Morgen von
Wessobrunn nach Raisting, Dießen
oder einen anderen Ort am Ammersee
müssen, sparen sich mit
dieser Abkürzung nicht nur viel
Zeit und Spritgeld, sondern entlasten
darüber hinaus das sehr starke
Verkehrsaufkommen in Weilheim
und Dießen – und aufgrund
der deutlich weniger gefahrenen
Kilometer auch die Umwelt. Es
gibt also gute Argumente, die für
ein Befahren dieser eigentlich
gesperrten Kurzstrecke abseits
der Staatsstraßen sprechen. Aus
diesen Gründen hat auch Bürgermeister
Helmut Dinter Verständnis
gehabt für Schleichwegfahrer, „für
die diese Strecke auch wirklich
sinnvoll ist“. Damit gemeint sind
übrigens auch Dießener und Raistinger,
die beispielsweise im Forster
Industriebetrieb Schröder oder
in einem der zahlreichen Betriebe
in Peißenberg arbeiten. Die Mautstelle,
nach Absprache mit Polizei
und Landratsamt im Jahre 2009 errichtet,
ist somit ein Kompromiss.
Durchfahren erlaubt, aber nicht
umsonst. Die Schranke hebt sich
durch Einwerfen einer Zwei-Euro-
Münze. Aber auch mittels Transponderkarte,
die pro Jahr 104 Euro
kostet, über die Gemeinde Wessobrunn
erhältlich ist und nur derjenige
bekommt, der diese Strecke
aus beruflichen Gründen oft fahren
muss. „Darüber hinaus haben
Einheimische die Möglichkeit, für
den Automat passende Münzen
zum vergünstigten Preis von einem
Euro pro Stück zu kaufen. Letzteres
macht für Berufspendler weniger
Sinn. „Aber wir haben ja auch
Bernbeuren
08860 8157
www.holzbau-holzmann.de
Die einzige Mautstelle im Landkreis Weilheim-Schongau:
Wer diese Schranke bei Zellsee heben lassen möchte, muss bezahlen.
60 | altlandkreis