Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

Woher rührt die Rekordsumme für Zuchtbulle „Weitblick“?
Der bange Blick aufs Laborergebnis
Tage, an denen Bullen-Preise im
sechsstelligen Bereich erzielt werden.
Der absolute Rekord liegt
knapp eineinhalb Jahre zurück: Stier
„Weitblick“, Rasse Fleckvieh, geboren
auf dem Lehr- und Versuchszentrum
Achselschwang bei Utting am
Ammersee, aufgezogen im Aufzuchtbetrieb
Aumiller in Merching,
wurde am 26. Juli 2018 für 151000 (!)
Euro ersteigert. Das Höchstgebot
abgegeben hat ein Mann der Besamungsstation
Höchstädt, Landkreis
Dillingen. „Zu Beginn haben
Vertreter von fünf Besamungsstationen
aus ganz Bayern mitgeboten,
besten zur jeweiligen Kuh passt.
Es gibt eine Besamungsstation in
Greifenberg, eine in München-
Grub, zwei in Wasserburg, eine
in Höchstädt, eine in Neustadt,
eine in Memmingen und eine in
Bayreuth. Hat Kinzelmann das
„perfekte“ Ergebnis recherchiert,
macht er dem jeweiligen Landwirt
einen Paarungsvorschlag.
Stimmt der Landwirt diesem Vorschlag
zu, wird die ausgewählte
Kuh mit dem ideal gewählten
Bullen-Sperma vom Tierarzt oder
Besamungstechniker besamt. Die
Chance, dass 280 Tage später ein
wertvolles Kuh- oder Stierkalb zur
Welt
kommt, liegt dann bei rund
65 Prozent. Krankheiten, Verletzungen,
Ernährung, Klima im
Stall und viele weitere Faktoren
haben Einflüsse auf die Entwicklung
des Kalbes. Somit steht unmittelbar
nach der Geburt noch
lange nicht fest, ob rund ein Jahr
später tatsächlich ein Wunderstier
wie „Weitblick“ in den Weilheimer
Ring geführt werden kann.
Klarheit über herausragende
Gene, ideale Haltung und beste
Gesundheit vorausgesetzt, liefert
letztlich tlic
eine Gewebeprobe. Die
wird dem Kalb unmittelbar nach
der Geburt am Ohrläppchen entnommen,
anschließend in ein
Labor geschickt und bis ins
kleinste Detail ausgewertet. Insgesamt
liefert das Labor-Ergebnis
44
4 Einzelwerte, tabellarisch auf
einem DIN-A4-Blatt aufgelistet.
Milch-, Fleisch- und Fitnesswert
sowie Zellzahl, Fruchtbarkeit und
Eutergesundheit sind nur weni-
ge
Beispiele. Für Halter, Züchter
Weilheim | Einmal im Monat, immer
donnerstags, werden junge
Zuchtbullen in den Ring der Weilheimer
Kälberhalle geführt. Für
Züchter, Organisatoren und potentielle
Käufer ist dieser Tag ein aufregender.
Wer bietet für welchen
Stier wie viel? Geht alles unfallfrei
über die Bühne? Wird vielleicht ein
neuer Rekord erzielt? Stiere mit besonders
guten Zuchtwerten, für die
bereits im Vorfeld die Werbetrommel
fleißig gerührt wird, gehen in
der Regel an eine Besamungsstation
und kosten in etwa so viel wie
ein neuer Kleinwagen. Weniger
gut bewertete ete Stiere mit
immer
noch
grundsoliden den Zuchtwerten
ten
werden en häufig von Landwirten für
ihren hauseigenen Milchviehbe-
iehb
hbetrieb
gekauft. Sie
kosten im Schnitt
zwischen 1500
und
2800
Euro. Es
gibt
aber im Geschichtsbuch htsb
sbuc
der
Weilheimer imer
Zuchtverbände wenige
Tage, die bis heute sprach-
los machen.
am Ende sich Höchstädt und
Greifenberg
erg ein hartes Duell geliefert“,
sagt
Manfred Kinzelmann, n, seit 30
Jahren Fachberater
für Rinderzucht
bei
den
Weilheimer
imer
Zuchtverbänden und nicht nur bei
der damaligen Auktion live dabei
gewesen. Er hat „Weitblick“ von
der Geburt bis zur Rekordversteigerung
mitbegleitet. Auf die Frage,
was genau passieren muss, um
einen derart hohen preislichen
Ausreißer zu erzielen, nennt Kinzelmann
mehrere Gründe: „Hoher
genomischer Gesamtzuchtwert,
finanzstarke Käufer und sehr viel
Glück.“
Duell zweier
Besamungsstationen
Kinzelmann etwas weiter aus
und erklärt, wie im Rahmen der
Rinderzucht vorgegangen wird.
Er berichtet zunächst vom LKV
Bayern, vom Landeskuratorium
der Erzeugerringe für tierische
Veredelung. Es überprüft die
Milchleistung aller in Bayern heimischen
Milchkühe. Und die Kühe,
die besonders leistungsstark sind,
eignen sich wiederum gut für
eine erfolgreiche Zucht. Heißt auf
die Region bezogen: Fachberater
Manfred Kinzelmann hat auf seinem
Computer die Leistungsdaten
aller Kühe, die im Zuständigkeitsbereich
der Weilheimer imer
Zuchtverbände
gehalten werden en – aus
Weilheim-Schongau, im-S
Landsberg,
Garmisch-Partenkirchen,
arte
irch
chen
en,
Starnberg,
Fürstenfeldbruck eldb
ruck
und
zu
Teilen en
aus
Tölz-Wolfratshau-
lfra
sen.
Gleichzeitig e schaut sich
Kinzelmann nn
die
Daten
der Zuchtbullen ul
len aus
allen Besamungsstationen
tion
Bayerns
an und versucht
herauszufin-
ufi
den, welches
Bullen-
len-
Sperma
am
Auf den ersten Blick sind die
herausragenden Gene von
Zuchtbulle „Weitblick“ nicht
wirklich erkennbar.
Hoher genomischer Gesamtzuchtwert?
t? Um diesen en Wert ein-
fach
verständlich zu machen, holt