Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
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Es zählt jede Minute: Prof. Dr. Andreas Knez appeliert an die gesamte<br />
Bevölkerung, im Notfall keine Skrupel zu haben.<br />
wird man bewusstlos. Da muss<br />
man ganz schnell reagieren.<br />
Wie?<br />
<strong>Das</strong> ist mein ganz großes Anliegen:<br />
Es sollte jeder lernen, wie ein<br />
bewusstloser Patient reanimiert<br />
wird. <strong>Das</strong> muss man können!<br />
Und jeder muss wissen, was ein<br />
automatisierter externer Defibrillator<br />
(AED) ist. Ab und zu lese ich<br />
„Spende eines Defibrillators“. Für<br />
Firmen häufig eine gute Werbung,<br />
aber das ist Mal was richtig Sinnvolles.<br />
Woran merke ich, dass der AED<br />
zum Einsatz kommen sollte?<br />
Immer dann, wenn der „Patient“<br />
nicht mehr reagiert. Schütteln,<br />
Schmerzreiz setzen, typischerweise<br />
an der Unterseite des Oberarms.<br />
Reagiert er nicht, beginnen<br />
sofort die Maßnahmen: 30 Mal auf<br />
die Brust drücken, dann zweimal<br />
beatmen. Wenn man nicht beatmen<br />
will, dann wenigstens nur<br />
drücken. Bei einem Notfall erschrickt<br />
jeder, die meisten machen<br />
gar nichts. Zumindest die 112 sollte<br />
gerufen wer<strong>den</strong>.<br />
Kann ich mit dem Defi brillator etwas<br />
falsch machen?<br />
Nein. Rausnehmen, anschalten,<br />
der AED führt einen letztlich<br />
durch die Anwendung. Er macht<br />
automatisch eine Rhythmusanalyse,<br />
vergleicht und löst nur aus,<br />
wenn er hundertprozentig sicher<br />
ist, dass es ein defibrillierbarer<br />
Rhythmus ist. Dann sagt er:<br />
Weg vom Patienten, leuchtet rot<br />
» Man kann mit dem Defi brillator<br />
nichts falsch machen.<br />
Aber man muss es halt machen.<br />
Prof. Dr. Andreas Knez,<br />
Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Weilheim<br />
auf und schließlich gibt es einen<br />
Schock. Man kann nichts falsch<br />
machen, aber man muss es halt<br />
machen.<br />
Aufklärung ist entsprechend das<br />
Zauberwort.<br />
Ja, das ist mir ein extremes Bedürfnis.<br />
Wenn der Kopf acht Minuten<br />
kein Blut bekommt, dann<br />
war’s das <strong>für</strong> das Gehirn. Jede<br />
Minute zählt.<br />
Was dürfen Besucher während der<br />
Herzwochen erwarten?<br />
Wir wer<strong>den</strong> Vorträge halten und<br />
zwar so, dass es die Leute verstehen.<br />
Keiner will sterben, es gibt<br />
also immer die Fragen, was präventiv<br />
getan wer<strong>den</strong> kann. Wie bei<br />
allen Herzkreislauferkrankungen<br />
eben auf seine Risikofaktoren zu<br />
achten. Wir zeigen <strong>den</strong> Gästen<br />
zusammen mit dem Roten Kreuz<br />
auch praktisch, was bei so einem<br />
akuten Problem zu tun ist.<br />
Außerdem wer<strong>den</strong> wir natürlich<br />
<strong>den</strong> AED zeigen. Letztlich geht es<br />
darum, alle zu animieren, keine<br />
Skrupel zu haben, sondern gleich<br />
loszulegen. Der Sinn ist auch, genau<br />
das zu multiplizieren.<br />
Um was wer<strong>den</strong> sich die Vorträge<br />
drehen?<br />
Dr. Holger Auerbach wird über<br />
kleine Defibrillatoren sprechen,<br />
die Patienten mit einer sehr<br />
schlechten Pumpfunktion prophylaktisch<br />
implantiert wer<strong>den</strong>. Eine<br />
Lebensversicherung, sie lösen aus,<br />
wenn diese Patienten Mal was<br />
haben. Auf dem Gebiet hat sich<br />
unwahrscheinlich viel entwickelt.<br />
Letztlich möchten wir die Leute<br />
beruhigen, aber auch sensibilisieren<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> plötzlichen Herztod,<br />
gebündelt an einem Tag im Pfarrheim<br />
Miteinander. Mir liegt es<br />
sehr am Herzen, es in Kooperation<br />
mit dem BRK zu machen, weil die<br />
höchst professionell sind, Reanimation<br />
in Perfektion ausführen.<br />
Ist der plötzliche Herztod ein reines<br />
Problem der älteren Bevölkerung?<br />
Kinder sind zwar nicht die große<br />
Anzahl, <strong>den</strong>noch rund zehn bis 15<br />
Prozent. Hier muss man wissen,<br />
dass dann keine Herzerkrankung<br />
Herzwochen<br />
„Plötzlicher Herztod“<br />
Mittwoch, 6. <strong>November</strong> <strong>2019</strong>, 18.30 Uhr,<br />
Pfarrheim Miteinander,<br />
Theatergasse 1, Weilheim<br />
Moderation: Prof. Dr. Andreas Knez, Chefarzt Klinik <strong>für</strong> Innere<br />
Medizin/Kardiologie Weilheim<br />
Referenten: Ltd. Oberarzt Dr. Holger Auerbach, Oberarzt Stephen<br />
Bo<strong>den</strong>berger<br />
im klassischen Sinne Auslöser<br />
ist, sondern die meisten eine angeborene<br />
Ionenkanalerkrankung<br />
haben. Unsere Herzkontraktionen<br />
wer<strong>den</strong> ja über Stromimpulse<br />
ausgelöst, die Stromimpulse<br />
repolarisieren sich, gehen dann<br />
über Kalium-, Natrium- oder Calciumkanäle.<br />
Und an diesen Kanälen<br />
kann es Störungen geben. <strong>Das</strong><br />
sind angeborene Herzerkrankungen,<br />
die einen <strong>für</strong> diese bösartigen<br />
Herzrhythmusstörungen empfänglich<br />
machen. <strong>Das</strong> sollte man<br />
einfach Mal gehört haben, weil es<br />
familiär gehäuft ist. Hat ein Patient<br />
Herzrhythmusstörungen – es<br />
muss ja nicht immer gleich Kammerflimmern<br />
sein – muss man<br />
immer fragen: Gibt es <strong>den</strong>n in der<br />
Familie jeman<strong>den</strong>, der unerwartet<br />
früh verstorben ist? Da macht es<br />
immer Sinn, sich genetisch untersuchen<br />
zu lassen, schließlich gibt<br />
es auch Empfehlungen wie damit<br />
umzugehen ist. Es gibt genetisch<br />
> > > KONTAKT<br />
Klinik Weilheim<br />
Innere Medizin/Herzkatheter<br />
Telefon: 0881 / 188-596 und -598<br />
Telefax: 0881 / 188-688<br />
E-Mail: in-sek-wm@kh-gmbh-ws.de<br />
www.meinkrankenhaus2030.de<br />
determinierte Erkrankungen, die<br />
auch im jugendlichen Alter zu<br />
Herzrhythmusstörungen führen<br />
können.<br />
Gerade im „E-Health-Bereich“ tut<br />
sich eine Menge. Auch auf diesem<br />
Gebiet?<br />
Was ich mir von E-Health erwarte<br />
ist, dass Ersthelfer alarmiert wer<strong>den</strong>.<br />
Es gibt in Stockholm ein Pilotprojekt:<br />
Mit Absetzen des Notrufes<br />
wird geschaut, ob ein Smartphone<br />
eines geschulten Ersthelfers in der<br />
Nähe ist, der dann so mit-alarmiert<br />
wird. So können die Zeiten ohne<br />
Versorgung verkürzt wer<strong>den</strong>. Ich<br />
bin zudem gespannt, wie die Entwicklung<br />
mit <strong>den</strong> „Smart-Watches“<br />
weitergeht. Die können zum Teil<br />
schon EKGs schreiben, woran auch<br />
zu sehen ist, ob man Vorhofflimmern<br />
hat. Die Auswertung kann direkt<br />
an das Krankenhaus geschickt<br />
wer<strong>den</strong>. Spannend, in welche<br />
Richtung das gehen wird. tis<br />
november / dezember <strong>2019</strong> | 25