Altlandkreis Ausgabe November/Dezember 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
Der Traum vom deutschen Rekord - Stefanie Strauß drückt 110 kg | Kabarettist Helmut Schleich auf der Roten Couch | Zu Allerheiligen: Bestattung ist ein altes Gesetz |
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Ohne Karte oder Einheimischen-Chip kostet eine Durchfahrt zwei Euro.<br />
einige Bürger, die beispielsweise<br />
in Raisting zum Musikunterricht<br />
gehen, regelmäßig Verwandte<br />
besuchen oder im Sommer zum<br />
Ba<strong>den</strong> an <strong>den</strong> Ammersee fahren“,<br />
sagt Helmut Dinter über die Bürger,<br />
die nicht täglich, aber doch<br />
regelmäßig diese Straße benutzen.<br />
Und Landwirte, die in diesem Gebiet<br />
beinahe täglich arbeiten? „Für<br />
sie ist die Mautstelle kostenlos zu<br />
passieren.“<br />
Wechselgeld bei<br />
Anwohnerin besorgt<br />
Wie viele Autos täglich diese Mautstraße<br />
befahren, ist schwer abzuschätzen.<br />
Neulich an einem sonnigen<br />
Dienstagvormittag, außerhalb<br />
jeglicher Stoßzeiten, sind in zehn<br />
Minuten zwei Fahrzeuge vorbeigekommen.<br />
Erst ein Handwerker aus<br />
Raisting, der zum Kun<strong>den</strong>termin<br />
nach Wessobrunn fuhr – er ist in<br />
Besitz einer Transponderkarte. Danach<br />
ein Paketdienstfahrer, der von<br />
Wessobrunn kommend nach Raisting<br />
fuhr – er bezahlte mit einer<br />
Zwei-Euro-Münze, schob <strong>den</strong> vom<br />
Automat ausgedruckten Beleg ein<br />
und wird diesen seinem Arbeitgeber<br />
vorlegen.<br />
Eine langjährige Anwohnerin berichtet<br />
je<strong>den</strong>falls, „dass sich das<br />
Verkehrsaufkommen seit Einführung<br />
der Mautstelle nicht verändert<br />
hat, genauso viele Autofahrer<br />
unterwegs sind wie vorher auch,<br />
nur eben jetzt da<strong>für</strong> bezahlen“.<br />
Negativ auffallend seien immer<br />
wieder Raser, die sich nicht an die<br />
vorgeschriebenen 30 Stun<strong>den</strong>kilometer<br />
entlang der letzten Häuserreihe<br />
halten. „Und kurioserweise<br />
gibt es immer wieder Radfahrer,<br />
die in diese Schranke knallen und<br />
zu<br />
Sturz<br />
kommen – auch welche<br />
von Raisting kommend, obwohl<br />
die Schranke von dort aus weit im<br />
Voraus ersichtlich ist.“ Grundsätzlich<br />
können Radfahrer kostenlos<br />
direkt neben der Schranke vorbeifahren<br />
– eigentlich. Wobei in<br />
die Schranke krachende Radfahrer<br />
nicht die einzige kuriose Anekdote<br />
rund um diese Mautstelle ist.<br />
„Als die Schranke neu aufgebaut<br />
wurde, haben bei uns regelmäßig<br />
Autofahrer geklingelt und gefragt,<br />
ob sie bei uns Geld wechseln können“,<br />
so die Anwohnerin weiter.<br />
Andere wiederum hätten krampfhaft<br />
versucht, diese Schranke über<br />
umliegende Felder zu umfahren.<br />
Teilweise erfolgreich, aber äußerst<br />
unverschämt, weil sie dadurch frisches,<br />
kniehohes Gras plattgefahren<br />
haben. Andere dagegen waren<br />
weniger erfolgreich. „Es ist immer<br />
wieder Mal vorgekommen, dass<br />
jemand beim Umfahrungsversuch<br />
verhockt ist.“ Und dann gibt es natürlich<br />
noch die ganz dreisten, die<br />
sich dicht an <strong>den</strong> vor ihnen Fahren<strong>den</strong><br />
klammern und ohne selbst<br />
zu<br />
bezahlen noch schnell an der<br />
nur wenige Sekun<strong>den</strong> geöffneten<br />
Schranke vorbeirasen.<br />
Geld <strong>für</strong> punktuelle<br />
Reparaturen<br />
Insgesamt, von zwei Defekten der<br />
Schranke mal abgesehen, hat sich<br />
diese in der Region einzigartige<br />
Mautstelle durchaus bewährt. „Für<br />
punktuelle Scha<strong>den</strong>sausbesserung<br />
reicht das eingenommene Geld<br />
aus“, sagt Bürgermeister Helmut<br />
Dinter, dem auch keine nennenswerte<br />
Beschwerde zu diesem außergewöhnlichen<br />
Projekt vorliegt.<br />
Allerdings hofft er, dass diese<br />
Straße auch in Zukunft nur von<br />
<strong>den</strong>jenigen befahren wird, <strong>den</strong>en<br />
diese Abkürzung auch wirklich etwas<br />
bringt. Denn eigentlich ist und<br />
bleibt dieser Abschnitt ein <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
öffentlichen Verkehr verbotener.<br />
Darauf weist ein Verkehrsschild<br />
einige Meter vor der Schranke<br />
eindeutig hin.<br />
js<br />
november / dezember <strong>2019</strong> | 61