IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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TECHNISCHE INFRASTRUKTUREN DER KONSUMARBEIT AM BEISPIEL DES WÄSCHEWASCHENS<br />
(Verbrauch) von <strong>Konsum</strong>gütern verstanden wird - prototypisch der <strong>Konsum</strong> von Lebensmitteln -,<br />
wird man die maschinellen Bedingungen des <strong>Konsum</strong>s nicht ausklammern können.<br />
Um die Strukturen der gesellschaftlichen "Reproduktionsbereiche" zu beschreiben, stützt sich die<br />
wissenschaftliche, aber auch die umweltpolitische Debatte primär auf die Begriffe <strong>Konsum</strong><br />
(Verbrauch) und Produkt (Industrieprodukt). Durch den herkömmlichen <strong>Konsum</strong>begriff wird aber<br />
der praktische Umgang mit Produkten auf einen voraussetzungs- und folgenlosen Abschlußakt<br />
(häufig sogar auf die reine Kaufentscheidung) reduziert, der als passiver und improduktiver Vorgang<br />
(konsumatorische Endhandlung) erscheint. Komplementär hierzu leistet der klassische Produktbegriff<br />
einer Sichtweise Vorschub, die die Gegenstände des <strong>Konsum</strong>s zu "monadischen", von einander<br />
unabhängigen und insofern autonomen Einheiten werden läßt - eine Vorstellung, die nicht nur die<br />
umfangreichen Maschinerien vergessen macht, die <strong>für</strong> die Produktion und Entsorgung von technischen<br />
Gütern erforderlich sind, sondern die auch die systemische Verknüpfung mit und zwischen einzelnen<br />
Technikprodukten sowie ihre insbesondere unter ökologischen Aspekten bedeutsame Kopplung<br />
mit technischen Infrastrukturnetzen ausblendet.<br />
Käuflich erhältliche Lebensmittel z.B. sind aber meist nur "Halbprodukte", die mit dem PKW<br />
herangeschafft, im Kühlschrank energieaufwendig zwischengelagert und mit Hilfe des Herdes, anderer<br />
Küchengeräte und dem Eßgeschirr zu Mahlzeiten "weiterverarbeitet" werden. Vor diesem Hintergrund<br />
ist das <strong>Konsum</strong>ieren - so der Vorschlag von Joerges (1981a) - angemessener als <strong>Konsum</strong>arbeit<br />
zu begreifen, die als Teil oder im Anschluß an die Haushaltsproduktion auf Basis eines technischen<br />
Systems geleistet wird, das aus mehreren, mehr oder weniger eng verknüpften <strong>Konsum</strong>produkten<br />
mit unterschiedlichem Technisierungsgrad (Lebensmittel versus Haushaltsmaschinen) besteht<br />
und das selbst wiederum in die die Privathaushalte übergreifenden Infrastrukturnetze eingebunden<br />
ist. "<strong>Konsum</strong>arbeit" schließt dabei nicht nur utilitaristische, sondern explizit auch kontemplative oder<br />
eher ästhetisch-expressive Tätigkeiten ein, denn selbst der Medienkonsum, etwa der <strong>Konsum</strong> von<br />
Musik, enthält Arbeitsmomente: der Aufbau der HIFI-Anlage, ihr Betrieb und ihre Wartung, die<br />
Versorgung mit notwendigen Hilfsmitteln (Platten, Kassetten) und schließlich der Erwerb von technischen<br />
Kompetenzen, die <strong>für</strong> die Kaufentscheidung und den praktischen Betrieb solcher Anlagen erforderlich<br />
sind. Aus diesem Blickwinkel ist dann der <strong>Konsum</strong> von Technikprodukten nicht nur unter<br />
ökonomischen und ökologischen Aspekten überaus folgenreich. Durch ihn werden auch die materiellen<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> die Entfaltung bestimmter kultureller Praktiken geschaffen. So ermöglicht<br />
das "<strong>Konsum</strong>gut" Waschmaschine, das die weiteren Ausführungen zum Gegenstand haben, ein modeabhängiges<br />
Bekleidungsverhalten <strong>für</strong> breite Bevölkerungsschichten.<br />
Der herkömmliche <strong>Konsum</strong>begriff wirft darüber hinaus - auch dies wird das Beispiel der Waschmaschine<br />
zeigen - im Hinblick auf <strong>Konsum</strong>güter vom Typ Maschine besondere Probleme auf. Von<br />
einem <strong>Konsum</strong> der Waschmaschine durch die Verwenderinnen kann im Sinne des materiellen Verschleißes<br />
gesprochen werden. Doch konsumieren die Waschmaschinen-Verwenderinnen auch<br />
Waschmittel, Wasser und Strom? Oder sind es nicht vielmehr die Maschinen, die hier konsumieren<br />
bzw. Waschmittel verbrauchen? Als Begriffshuberei sollte man diese Überlegung nicht mißverstehen.<br />
Die "Antriebe" des <strong>Konsum</strong>s, seine Motive und auch die Gedankenlosigkeit, die mitunter das <strong>Konsum</strong>verhalten<br />
kennzeichnen, d.h. letztlich die realen Verhaltensoptionen der <strong>Konsum</strong>enten, scheinen<br />
zunehmend davon abhängig zu sein, in welchem Umfang und in welcher Form das Privatleben mit<br />
technischen Geräten und Maschinen gestaltet wird.<br />
Schließlich liegt auch den gängigen Erklärungsversuchen <strong>für</strong> Widersprüche und Konfliktlagen in<br />
gesellschaftlichen "Reproduktionsbereichen" die schroffe Gegenüberstellung von Produktion