IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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DIE GEWERKSCHAFTLICHE VERBRAUCHERPOLITIK<br />
Die verbraucherpolitischen Ansätze des DGB wurden durch die Rezession 1966/67 zunächst einmal<br />
unterbrochen. Während die Verbraucherarbeit eingestellt wurde, ließen die preispolitischen Aktivitäten<br />
in diesem Zeitraum nicht nach. Das Thema Preispolitik wurde auch in der Zeit der Konzertierten<br />
Aktion forciert. So wurden Flugblätter und Rededispositionen verteilt bzw. Zeitungsanzeigenkampagnen<br />
zum Thema Preissteigerungen durchgeführt (DGB-Geschäftsbericht, 1971:171). Damit<br />
stand die DGB-Verbraucherpolitik weiterhin im Einklang mit der Politik der Verbraucherorganisationen.<br />
Im Zeitraum 1953 bis 1973 stand die Preis- und Geldwertstabilität in den Veröffentlichungen<br />
der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AGV) und späteren Arbeitsgemeinschaft der<br />
Verbraucher (AgV) - und jetzt wieder Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände - im Mittelpunkt<br />
(Biervert et al, 1984:42).<br />
n<br />
In dem Zeitraum von 1967/68 bis Mitte der siebziger Jahre bemühte sich der DGB im Rahmen<br />
eines "innerpolitischen Reformwillen(s) im Zeichen wirtschaftlichen Aufschwunges" (Vetter,<br />
1982:257), direkt verbraucherpolitisch aktiv zu werden. Er nimmt innerhalb einer verbraucherpolitisch<br />
relevanten Reformdiskussion Stellung, die sich schwerpunktmäßig mit der Stärkung der Nachfrageposition<br />
sozial schwacher Gruppen, dem Ausbau des Verbraucherschutzes, der Verbesserung<br />
der Finanzierung der Verbraucherorganisationen und der Bedeutungszunahme der öffentlichen Güter<br />
beschäftigt. Auf der Grundlage der wirtschaftlichen Hoch-Konjunktur wurde vor allem der Staat<br />
zum Adressaten der verbraucherpolitischen DGB-Forderungen. Auch in der verbraucherpolitischen<br />
Q<br />
Arbeit favorisierte der DGB die Politik des "internen Lobbying , bei der eine frühzeitige Beteiligung<br />
an den Entscheidungsprozessen in der Ministerialbürokratie und im parlamentarischen Bereich gesucht<br />
wird. Schließlich wurden die Widerstände gegenüber der Etablierung der "dritten Kraft" dahingehend<br />
abgeschwächt (nicht aber grundsätzlich aufgegeben!), daß der DGB sich da<strong>für</strong> einsetzte,<br />
auch Verbrauchervertreter in der Konzertierten Aktion aufzunehmen. Zusammenfassend kann <strong>für</strong><br />
die Phase 1967 bis 1975 festgestellt werden, daß parallel zur Verfestigung und zum Ausbau der gesellschaftlichen<br />
Stellung der Verbraucherorganisationen (AgV, Stiftung Warentest, Verbraucherzentralen)<br />
auch der DGB offensiver wurde. Da<strong>für</strong> steht der gewerkschaftliche Satzungsbeschluß von<br />
1971 und die Beteiligung der Gewerkschaften an den verbraucherpolitischen Gremien. Die Gründe<br />
<strong>für</strong> die offizielle Aufnahme der Verbraucherpolitik als Aufgabenfeld des DGB liegen zunächst einmal<br />
in der gesamtwirtschaftlichen und politischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Der<br />
DGB strebte in dieser Konjunkturphase neue Aufgabenfelder an (vgl Nickel, nach Minte, 1978:249,<br />
Anm.3). Für die verbraucherpolitische Öffnung des DGB lassen sich auch gewerkschaftsinterne<br />
Gründe vermuten. Der DGB versuchte, organisationsinterne Probleme durch eine Funktionserweiterung<br />
zu kompensieren. In der Arbeitsbevölkerung sank der Arbeiteranteil zugunsten des Angestelltenanteils,<br />
so daß im Interesse der Erhaltung der Organisationsstärke zusätzliche Mitgliedergruppen<br />
geworben werden mußten (Frauen und Angestellte). Das verbraucherpolitische Engagement beschränkte<br />
sich zunächst einmal auf Absichtserklärungen und Bemühungen, als Verbraucherorganisation<br />
sowohl innerhalb der Mitgliedschaft wie auch in der Bevölkerung generell präsent zu sein.<br />
7 Für die organisierte Verbraucherpolitik sieht Biervert diese Entwicklung bereits mit dem Jahr 1973 als<br />
beendet an (1984:50ff.). Für den DGB trifft dies nicht zu. Vielmehr erreichte diese Entwicklung mit der<br />
Diskussion und der Annahme der verbraucherpolitischen Forderungen auf dem DGB-Bundeskongreß 1975 -<br />
quasi verzögert - ihren Höhepunkt und gleichzeitig ihr Ende,<br />
o VgL dazu die Studie von Süllow (1982), der die Kernpunkte des Kooperationskonzepts der Gewerkschaften<br />
beschrieben und analysiert hat.<br />
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