IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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TECHNISCHE INFRASTRUKTUREN DER KONSUMARBEIT AM BEISPIEL DES WÄSCHEWASCHENS<br />
bakteriologische Menagerie der Kläranlagen - bei Umweltschädlichkeitsprüfungen von Waschmitteln<br />
werden deshalb eingehend die Gesundheitsfolgen <strong>für</strong> die in der biologischen Klärstufe tätigen Bakterien<br />
untersucht. Der Phosphatersatzstoff Zeolith hingegen enthärtet nicht nur das Waschwasser,<br />
sondern beschleunigt auch die Klärschlammsedimentation in den Abwasseranlagen. Er unterstützt<br />
deshalb die Reinigung der Wäsche und die Reinigung des Abwassers der Wäsche.<br />
In diesem Zusammenhang erhalten die mit der Phosphatverordnung in Gang gekommene Jagd<br />
nach neuen Waschmittelsubstanzen sowie die Vervielfältigung des Waschmittel- und Waschhilfsmittelangebots<br />
eine besondere Bedeutung (Kanowski 1986). Nicht zu unrecht be<strong>für</strong>chten die Wasserund<br />
Klärwerksbetreiber, daß sich der meßtechnische Aufwand <strong>für</strong> die Kontrolle der Wasserqualität<br />
immer mehr ausweitet und daß aufwendigere Maßnahmen notwendig werden, um gefährliche Spezies<br />
aus dem zunehmend umfangreicheren waschchemischen Substanzenzoo vom Trinkwasser<br />
fernzuhalten. Ohnehin wandelt sich ja die Trinkwasser-"Förderung" mehr und mehr vom bloßen<br />
Brunnenbetrieb zum chemischen Produktionsbetrieb.<br />
Nun können zwar neue Waschmittelsubstanzen vorab auf ihre Auswirkungen <strong>für</strong> Mensch, Umwelt,<br />
Waschmaschine, Waschgut und Abwassersystem überprüft werden. Im Hinblick auf mögliche<br />
negative Synergismen im Wechselspiel mit den vielen anderen Abfallstoffen, die im Klärwerk<br />
zusammentreffen, und angesichts der komplexen Biologie der Gewässer sind jedoch die Ergebnisse<br />
von Laborversuchen nur sehr beschränkt aussagefähig. Es hat teilweise Jahrzehnte "praktischer<br />
Erfahrungen" bedurft, um die vielfältigen Wirkmechanismen und die ökologischen Auswirkungen der<br />
herkömmlichen Waschmittelsubstanzen einschätzen zu können - schon allein deshalb, weil potentiell<br />
gefährliche Waschmittelsubstanzen, die durch das chronisch lecke Abwassersystem, überlastete<br />
Klärwerke oder über den Klärschlamm ins Grundwasser gelangen, teilweise ein oder zwei Jahrzehnte<br />
im Verborgenen wandern, bis sie Trinkwasserreservoirs erreichen.<br />
Aus diesem Grund wenden sich z.B. Wasser- und Klärwerksbetreiber nachdrücklich gegen den<br />
breiten Einsatz des Phosphatsubstituts NTA. NTA, mit dem im Vergleich zu den anderen Phosphatersatzkandidaten<br />
die besten Waschleistungen möglich sein sollen, steht im Verdacht, daß es unter bestimmten<br />
Bedingungen in der Lage ist, gebundene, insofern nur latent gefährliche Schwermetalle des<br />
Abwassers zu aktivieren. Dies könnte bei der Abwasserreinigung unmittelbar die Bakterien und damit<br />
die Funktionstüchtigkeit der biologischen Klärstufen und mittelbar die Klärschlammqualität<br />
beeinträchtigen. Durchbricht NTA die Kläranlagen und gelangt in die Gewässer, was in der Schweiz<br />
seit kurzem nachweisbar ist, kann es Schwermetalle aus den Flußsedimenten remobilisieren, die sich<br />
dort in großen Mengen als Folge teilweise Jahrzehnte zurückliegender Umweltsünden angesammelt<br />
haben. Die Wasserversorgungsunternehmen be<strong>für</strong>chten deshalb, daß sie bei größerem NTA-Verbrauch<br />
gezwungen sein könnten, bei der Trinkwassergewinnung spezielle Verfahren zur Eliminierung<br />
von Schwermetallen anzuwenden - eine äußerst kostenintensive Maßnahme, die bislang weitgehend<br />
vermieden werden konnte.<br />
Da in Gebieten mit hoher Besiedlungsdichte und einer Trinkwasserversorgung via Uferfiltration<br />
die Wasserver- und -entsorgungseinrichtungen nahezu ein in sich geschlossenes technisches System<br />
bilden, lassen sich also auch die Rückwirkungen einiger schwer abbaubarer Waschmittelstoffe auf die<br />
Verfahren der Trinkwassergewinnimg und -aufbereitung als Teil des waschtechnischen Funktionszusammenhangs<br />
begreifen.<br />
Der Stand der Klärwerkstechnik und ihr Ausbau stehen deshalb auch im Mittelpunkt der<br />
Auseinandersetzung um den Phosphatersatz in Waschmitteln (BMI 1985). Phosphatbe<strong>für</strong>worter betonen,<br />
daß man über 90 % der Phosphate problemlos durch eine nachgeschaltete Phosphatfällungs-