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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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RUDOLF LEINEWEBER<br />

gen doch in ihren Ergebnissen bereits vorstrukturiert fest, wenn wir hier zusammenkommen. Es handelt<br />

sich bei den - von Herrn Subjetzki (dem Aufsichtsratsvorsitzenden) - stets sehr liberal geleiteten<br />

Diskussionen ohnehin nun um verbale Wirtschaftsdemokratie, die zu realer Unternehmenspolitik nur<br />

dann werden kann, wenn die wirtschaftlichen Machtträger intellektuell von der ökonomischen Relevanz<br />

des Gesagten <strong>für</strong> das Unternehmen überzeugt werden können. Die aus dem Hause der Commerzbank<br />

im vergangenen Herbst über das Handelsblatt geäußerte Meinung, Anträge zur Hauptversammlung<br />

deutscher Aktiengesellschaften an den Besitz eines Grundkapitals von mindestens 5 % zu<br />

binden, würde zugleich die Abschaffung des letzten formalen Stückes von Wirtschaftsdemokratie im<br />

Bereich großer Unternehmen bedeuten, etwa auf der politischen Ebene vergleichbar, als würde jemand<br />

hergehen und nach einer militanten Demonstration das Recht auf Demonstrationsfreiheit aus<br />

dem Grundgesetz streichen.<br />

"Gestatten Sie mir, sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, daß ich einige<br />

Gedanken zu dem Verhältnis Ökonomie - Ökologie anfüge. Die Funktionsweisen der uns in den<br />

westlichen Industriestaaten geläufigen, marktwirtschaftlich organisierten Unternehmen sind im<br />

Grunde auf die Erzielung ökonomischen Gewinns hin orientiert. Dabei ist es relativ gleichgültig, ob<br />

dies mit Gewinnmaximierung oder Gewinnoptimierung beschrieben wird. Seit ungefähr 100 Jahren<br />

nun wird dieses erwerbswirtschaftliche Prinzip erweitert, ergänzt und relativiert durch die sozialen<br />

Belange der im Unternehmen tätigen Menschen. Seit ungefähr 10 Jahren nun stehen die Unternehmen<br />

unter dem Druck, auf das, was ein milder Sprachgebrauch als Umweltprobleme charakterisiert,<br />

zu reagieren. Ich möchte Sie nicht mit Begriffsbestimmungen verwirren oder gar langweilen, muß jedoch,<br />

um mit meinen Gedanken bei Ihnen Verständnis erwecken zu können, darauf hinweisen, daß<br />

wir unter Umweltschutz einen sicher notwendigen, gleichwohl aber nur <strong>für</strong> eine Übergangszeit gültigen<br />

Reparaturmechanismus innerhalb der von Kapitalrationalität geprägten Wirtschaftsweise im Westen<br />

wie im Osten sehen können. Mit anderen Worten: Verstärkter Umweltschutz, sprich verstärkte<br />

Sicherheitsauflagen, hätten vor Jahren die unmittelbaren Katastrophen in Seveso, Bhopal oder auch<br />

bei Sandoz und Ciba Geigy in den vergangenen Monaten verhindern können. Dies wäre notwendig<br />

und wünschenswert gewesen und hätte Menschen und Tieren, der Natur insgesamt unnötiges Leid<br />

erspart. Aber auch die Aktionäre haben herbe Verluste erlitten, sei es unmittelbar in Geldwerten<br />

oder durch den Imageverlust z.B. der gesamten chemisch-pharmazeutischen Industrie. (...) Herr Vorsitzender,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich aus gegebenem, erfreulichen<br />

Anlaß das Bild verwenden, daß es in der Chemisch/Pharmazeutischen Industrie einer, erfolgreichen<br />

Abrüstungsverhandlungen über Atomraketen vergleichbaren, gewaltigen, internationalen Anstrengung<br />

bedürfte, das gleichsam innerst aggressive Potential abzurüsten. Ökologische Politik eines<br />

Unternehmens heißt, einen Umstellungsprozeß einleiten, der den Unternehmenserfolg nicht allein<br />

mißt am erfolgreichen Verkaufsabschluß, sondern auch den hinter dem Ladentisch liegenden<br />

Bedeutungen <strong>für</strong> den Menschen und die natürliche Umwelt Rechnung trägt. Die anstehenden Verbote,<br />

gefordert von den Verbänden der Deutschen Wasserwirtschaft hinsichtlich der Verwendung<br />

von bestimmten, <strong>für</strong> das Ökosystem schädlichen Kunstdüngern, die Zahlung von Prämien bei reduziertem<br />

Einsatz von Pestiziden und ähnlichem in der Landwirtschaft, z.B. durch das Land Baden-<br />

Württemberg, deuten in die Richtung, daß nur Unternehmen mit biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />

in naher Zukunft am bundesdeutschen Markt erfolgreich sein werden.<br />

Da auch die Firma Schering in diesem Marktsegment tätig ist, hat die eher prinzipielle Frage, wie<br />

eine ernstzunehmende marktwirtschaftliche Antwort auf das Spannungsfeld wirtschaftlicher Erfolg,<br />

soziale Sicherung und ökologischer Umbau eines Großunternehmens aussehen könnte, zugleich sehr<br />

praktischen Charakter.

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