IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
156<br />
RUDOLF LEINEWEBER<br />
gen doch in ihren Ergebnissen bereits vorstrukturiert fest, wenn wir hier zusammenkommen. Es handelt<br />
sich bei den - von Herrn Subjetzki (dem Aufsichtsratsvorsitzenden) - stets sehr liberal geleiteten<br />
Diskussionen ohnehin nun um verbale Wirtschaftsdemokratie, die zu realer Unternehmenspolitik nur<br />
dann werden kann, wenn die wirtschaftlichen Machtträger intellektuell von der ökonomischen Relevanz<br />
des Gesagten <strong>für</strong> das Unternehmen überzeugt werden können. Die aus dem Hause der Commerzbank<br />
im vergangenen Herbst über das Handelsblatt geäußerte Meinung, Anträge zur Hauptversammlung<br />
deutscher Aktiengesellschaften an den Besitz eines Grundkapitals von mindestens 5 % zu<br />
binden, würde zugleich die Abschaffung des letzten formalen Stückes von Wirtschaftsdemokratie im<br />
Bereich großer Unternehmen bedeuten, etwa auf der politischen Ebene vergleichbar, als würde jemand<br />
hergehen und nach einer militanten Demonstration das Recht auf Demonstrationsfreiheit aus<br />
dem Grundgesetz streichen.<br />
"Gestatten Sie mir, sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, daß ich einige<br />
Gedanken zu dem Verhältnis Ökonomie - Ökologie anfüge. Die Funktionsweisen der uns in den<br />
westlichen Industriestaaten geläufigen, marktwirtschaftlich organisierten Unternehmen sind im<br />
Grunde auf die Erzielung ökonomischen Gewinns hin orientiert. Dabei ist es relativ gleichgültig, ob<br />
dies mit Gewinnmaximierung oder Gewinnoptimierung beschrieben wird. Seit ungefähr 100 Jahren<br />
nun wird dieses erwerbswirtschaftliche Prinzip erweitert, ergänzt und relativiert durch die sozialen<br />
Belange der im Unternehmen tätigen Menschen. Seit ungefähr 10 Jahren nun stehen die Unternehmen<br />
unter dem Druck, auf das, was ein milder Sprachgebrauch als Umweltprobleme charakterisiert,<br />
zu reagieren. Ich möchte Sie nicht mit Begriffsbestimmungen verwirren oder gar langweilen, muß jedoch,<br />
um mit meinen Gedanken bei Ihnen Verständnis erwecken zu können, darauf hinweisen, daß<br />
wir unter Umweltschutz einen sicher notwendigen, gleichwohl aber nur <strong>für</strong> eine Übergangszeit gültigen<br />
Reparaturmechanismus innerhalb der von Kapitalrationalität geprägten Wirtschaftsweise im Westen<br />
wie im Osten sehen können. Mit anderen Worten: Verstärkter Umweltschutz, sprich verstärkte<br />
Sicherheitsauflagen, hätten vor Jahren die unmittelbaren Katastrophen in Seveso, Bhopal oder auch<br />
bei Sandoz und Ciba Geigy in den vergangenen Monaten verhindern können. Dies wäre notwendig<br />
und wünschenswert gewesen und hätte Menschen und Tieren, der Natur insgesamt unnötiges Leid<br />
erspart. Aber auch die Aktionäre haben herbe Verluste erlitten, sei es unmittelbar in Geldwerten<br />
oder durch den Imageverlust z.B. der gesamten chemisch-pharmazeutischen Industrie. (...) Herr Vorsitzender,<br />
meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich aus gegebenem, erfreulichen<br />
Anlaß das Bild verwenden, daß es in der Chemisch/Pharmazeutischen Industrie einer, erfolgreichen<br />
Abrüstungsverhandlungen über Atomraketen vergleichbaren, gewaltigen, internationalen Anstrengung<br />
bedürfte, das gleichsam innerst aggressive Potential abzurüsten. Ökologische Politik eines<br />
Unternehmens heißt, einen Umstellungsprozeß einleiten, der den Unternehmenserfolg nicht allein<br />
mißt am erfolgreichen Verkaufsabschluß, sondern auch den hinter dem Ladentisch liegenden<br />
Bedeutungen <strong>für</strong> den Menschen und die natürliche Umwelt Rechnung trägt. Die anstehenden Verbote,<br />
gefordert von den Verbänden der Deutschen Wasserwirtschaft hinsichtlich der Verwendung<br />
von bestimmten, <strong>für</strong> das Ökosystem schädlichen Kunstdüngern, die Zahlung von Prämien bei reduziertem<br />
Einsatz von Pestiziden und ähnlichem in der Landwirtschaft, z.B. durch das Land Baden-<br />
Württemberg, deuten in die Richtung, daß nur Unternehmen mit biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />
in naher Zukunft am bundesdeutschen Markt erfolgreich sein werden.<br />
Da auch die Firma Schering in diesem Marktsegment tätig ist, hat die eher prinzipielle Frage, wie<br />
eine ernstzunehmende marktwirtschaftliche Antwort auf das Spannungsfeld wirtschaftlicher Erfolg,<br />
soziale Sicherung und ökologischer Umbau eines Großunternehmens aussehen könnte, zugleich sehr<br />
praktischen Charakter.