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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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ANDREAS FISCHER / VOLKMAR LÜBKE<br />

zusammenfassen läßt, wenn es gelingt, konkrete, d.h. differenzierte, fallspezifische und situationsabhängige<br />

Verbraucherprobleme zu koordinieren und zu vertreten. Mit anderen Worten heißt das, daß<br />

<strong>für</strong> den einzelnen der persönliche Nutzen von entscheidender Bedeutung ist (vgl. Nelles/Bewyl,<br />

1984:284f.). Mit der Gründung der Bonner Verbraucherinitiative im Jahr 1985 ist es gelungen, individuell<br />

vorteilhafte (Dienst-)Leistungsangebote mit politischem Unterstützungspotential zu koppeln.<br />

Hier haben sich Bürger in ihrer Rolle als Verbraucher zusammengefunden und versuchen, frühzeitig<br />

auf Unternehmensentscheidungen einzuwirken und nicht nur durch Marktentnahme auf das<br />

Unternehmensverhalten zu reagieren. 5<br />

Nach wie vor steht die Be<strong>für</strong>chtung im Raum, daß der Hoffnungsschimmer <strong>für</strong> bewußtes <strong>Konsum</strong>verhalten,<br />

der mit dem Wertewandel verbunden ist, wie eine Seifenblase zerplatzen wird. Wie<br />

Wiesenthal darlegt, ist der vor allem in der jüngeren Bevölkerung festgestellte Wertewandel und der<br />

damit verbundene Hoffnungsschimmer <strong>für</strong> ein ökologisch/politisch bewußtes <strong>Konsum</strong>verhalten nicht<br />

linear fortzuschreiben. Die Wertorientierung verliert sich in weitverzweigten "Schattierungen eines<br />

ökologisch-sozialen Denkens" (Wiesenthal, 1988:12f.). Um der von ihm diagnostizierten<br />

"Selbstlähmung der Akteure" (ebenda) zu begegnen, müssen die ökologischen und politischen Ziele<br />

im Zielsystem der Marktteilnehmer (<strong>Konsum</strong>enten, Arbeitnehmer, Arbeitgeber) aufgewertet werden.<br />

Gleichzeitig sind sie mit der Realisierung anderer Ziele zu verbinden. Assoziationen müssen<br />

bewußt hergestellt werden.<br />

Um diese Entwicklung zu forcieren, sind die Parteien und Verbände gefordert. Die politischen<br />

Parteien haben den Verbraucher als Klienten bereits entdeckt. Die SPD räumt in ihrem Programm<br />

der Verbraucherpolitik einen größeren Stellenwert ein. Die Grünen versuchen durch zahlreiche Expertenrunden,<br />

sich in dieser Problematik eine Meinung zu bilden und zugleich die Rolle des Verbrauchers<br />

in ihren konzeptionellen Überlegungen aufzuwerten.<br />

Bei den Gewerkschaften findet ein Lernprozeß in der Form statt, daß auf programmatischer<br />

Ebene nicht mehr der Umweltschutz der Arbeitsplatzsicherheit konträr gegenüber steht, sondern<br />

eine positive, gegenseitige Beeinflussung gewollt ist. Der von Gewerkschaftsgruppen initiierte Prozeß<br />

der "Alternativen Produktion" macht zwar deutlich, daß zunächst der Erhalt der Arbeitsplätze im<br />

Vordergrund steht. Dieses Ziel ist aber mit ökologischen wie politischen Elementen gekoppelt. In<br />

den gewerkschaftlichen Arbeitkreisen wurden Verbraucherprobleme aufgenommen, weil sie im realen<br />

oder vermeintlichen Zusammenhang mit der Arbeitsplatzsicherheit stehen (vgl. Mehrens, 1985;<br />

Briefs, 1986; Hildebrandt, 1984:25ff.).<br />

Schließlich haben die etablierten Verbraucherorganisationen ihren verantwortungsvollen Anteil in<br />

dieser Problematik erkannt und die Herausforderung angenommen. Bereits 1983 begann die Arbeitsgemeinschaft<br />

der Verbraucherverbände in Bonn die Veränderung der Schwerpunkt- und Aufgabenstellung<br />

programmatisch mit der Begrifflichkeit "qualitativer <strong>Konsum</strong>" zu erfassen. Zwei Jahre<br />

später sah in Berlin die Neufassung der Satzung der Stiftung Warentest vor, ökologische Fragestellungen<br />

in die Untersuchungstätigkeit aufzunehmen.<br />

Die Verbraucherorganisationen tragen aufgrund ihrer in der Bevölkerung anerkannten Informationspolitik<br />

das ihrige dazu bei, das Umweltbewußtsein und das Wissen über umweltschädigendes<br />

5 Die Verbraucherinitiative konzentriert sich mit ihren 6000 Mitgliedern auf die Arbeitsschwerpunkte Ernährung,<br />

Gesundheit, Umwelt sowie Bio- und Gentechnologie, vgl. Verbraucherinitiative, 1989 sowie den Beitrag<br />

von Gerd Billen

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