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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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ANDREAS FISCHER<br />

auch die Öffnung hin zum Reproduktionsbereich möglich ist. Im Rahmen dieser Diskussionen kann<br />

der Verbraucher an Bedeutung gewinnen.<br />

Der Umweltschutz zählt inzwischen zu den anerkannten Aufgaben der organisierten Verbraucherpolitik<br />

und ist auch von den Gewerkschaften aufgenommen worden, seitdem erkannt worden ist,<br />

daß Umweltschutz Arbeitsplätze nicht nur nicht gefährdet, sondern auch Arbeitsplätze sichert oder<br />

sogar schafft (vgl. Schneider, 1986; Gurgsdies, 1987:560). Zusammenfassend kann festgestellt werden,<br />

daß auch in den Gewerkschaften eine Sensibilisierung gegenüber ökologischen Fragestellungen stattgefunden<br />

hat. Umweltpolitik ist zu einem gewerkschaftlichen Thema geworden. 12<br />

Es kann aber nicht davon ausgegangen werden, daß die ökologische Umorientierung der Gewerkschaften<br />

ungehindert in die praktische Alltagspolitik Eingang findet. Hildebrandt weist darauf hin,<br />

daß die Gewerkschaften mit der ökologischen Orientierung in der Regel vermittelt ein anderes Ziel<br />

verfolgen: die Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze (vgl Hildebrandt, 1988:2).<br />

Audi die Betriebsräte treten nicht als Promotoren des Umweltschutzes hervor (ebd.). Bei den Arbeitnehmern<br />

kann von einer heterogenen ökologischen Orientierung ausgegangen werden, die<br />

zunächst einmal im Reproduktionsbereich ihr Aktionsfeld sucht Im Rahmen der Produktion kann<br />

tendenziell von einem "betrieblichen Produktionsbündnis" gesprochen werden: Arbeitnehmer kooperieren<br />

aus Sorge um ihre Beschäftigungs- und Karrierechancen mit dem Management in einer bornierten<br />

Betriebssperspektive (vgl. Wiesenthal, 1988:15). Darüber hinaus sind die Betriebsmitglieder<br />

nicht in der Lage, ökologische Kreisläufe zu berücksichtigen und erweiterte gesellschaftliche Kostenrechnungen<br />

zum eigenen Kalkül zu machen (vgl. Hildebrandt, 1988:4). Einige Überlegungen, die diesem<br />

Dilemma zu begegnen versuchen, kommen zu dem Ergebnis, daß außerbetriebliche, regionale<br />

und gesellschaftliche Instanzen in der Produktions- und Produktmitbestimmung einzubeziehen sind<br />

(vgl. Hochgreve, 1989:465ff.; Hildebrandt, 1988:4). 14 Allerdings stellt ach das Problem, daß sich außerbetrieblich<br />

noch keine Instanz herausgebildet hat, "die die infrastrukturellen und ökologischen<br />

Interessen der Region behandelt und als Gegenüber der betrieblichen Mitbestimmungsinstanz fungieren<br />

könnte." (Hildebrandt, 1988:4). Hier bietet sich unter anderem <strong>für</strong> die Verbraucherorganisationen<br />

die Möglichkeit, diese Lücke zu füllen und sich als ein "kompetentes Gegenüber" in die betriebliche<br />

Produktion einzumischen. Notwendigerweise müßten auch sie ihr Selbstverständnis ändern,<br />

indem sie sich nicht allein auf die individuelle Einzelhilfe (individuelle Nutzenmaximierung) konzentrieren,<br />

sondern - der Konzeption des qualitativen <strong>Konsum</strong>s folgend - die Verbraucherinteressen im<br />

Produktionsbereich vertreten. 15<br />

12<br />

Dennoch hat sich ein Spaimungsfeld erhalten, das sich sowohl auf grundsätzlicher Ebene zwischen den beiden<br />

Größen Arbeit und Umwelt äußert, wie auch auf regionaler Ebene bzw. betriebswirtschaftlicher Ebene.<br />

13<br />

Dennoch soll die Umweltpolitik stärker in den Vordergrund treten. Für Steinkühler soll nicht mehr jeder Arbeitsplatz<br />

verteidigt werden, sondern nur der gesellschaftliche nützliche und ökologisch vertretbare (vgl. Martens,<br />

in: Die Zeit Nr. 45 vom 3.11.1989).<br />

14 Der Leiter der Abteüung Wirtschaftspolitik im DGB-Landesbezirk Hessen, H. Hochgreve, schlägt vor, daß<br />

im Aufsichtsrat großer Unternehmen neben den Faktoren Arbeit und Kapital auch die Natur vertreten sein soll.<br />

"Die Aufgabe, den Faktor Natur zu vertreten, sollten Verbände übernehmen, an die (...) strenge, politisch gesetzte<br />

Kriterien anzulegen wären." (Hochgreve, 1989:466). Hüdebrandt weist darauf hin, daß einige betrieblichen<br />

Konversationsinitiativen "immer ein Bein in der regionalen Umweltpolitik hatten." (Hüdebrandt, 1988:4; vgl.<br />

Mehrens, 1985).<br />

Inwieweit die etablierten Verbraucherorganisationen geeignet sind, die Verbraucherinteressen im Produktionsprozeß<br />

zu vertreten, ist allein aus dem Grund problematisch, weil es sich um Fremdorganisationen handelt

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