IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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ENRICO TALIANI<br />
2, <strong>Konsum</strong> als Wirtschaftsmodalität Im Sinne von Gütergenuß<br />
Die Dritte Welt besteht heute aus einem Mosaik heterogener Völkerschaften, die starke Differenzierung<br />
innerhalb des entsprechenden Nationalrahmens aufweisen. Der wachsenden Zahl der<br />
Landbevölkerung, die um ihr Überleben kämpft, steht eine kleine, hochprivilegierte soziale Schicht<br />
der Stadtbevölkerung gegenüber, die ihren Geschmack und folglich ihren <strong>Konsum</strong> am Importerzeugnissen<br />
(Dauergüter und Nahrungsmittel) orientiert.<br />
Dieses überall anzutreffende Phänomen hat seine Ursache in den Rückwirkungen des Wirtschaftsdualismus<br />
(Gegensatz zwischen Marktwirtschaft und Versorgungssystem), wodurch sich die<br />
Integrations- bzw. Überwmdungsmöglichkeiten zweier tief verschiedener Wirtschaftsformen um so<br />
weiter verringern, je mehr das gesamte ländliche Organisationssystem an Produktivität verliert. Das<br />
'Dualsystem' führt die Modernisierung von Verhaltens- und Erwartungsweisen herbei, deren Beziehungspunkte<br />
außerhalb der traditionellen Wirtschafts- und Lebensorientierung liegen. Die sozialen<br />
Kosten, die von der Landbevölkerung bezahlt werden, verwandeln sich in äußerst negative ökologische<br />
Nachwirkungen. Um die Versorgungsproduktion <strong>für</strong> die wachsende Bevölkerungs mittels der<br />
Anwendung moderner Hilfsmittel zur Erhöhung der Produktivitätsquote im modernen landwirtschaftlichen<br />
Sektor zu verstärken, werden sämtliche Nutzflächen unkontrollierten Nutzungsmethoden<br />
(Pestizide, etc.) unterworfen, die zur teilweisen oder globalen Zerstörung von einst produktiven ökologischen<br />
Systemen führen. D.h. neben Schädigungen des Sozialsystems entstehen 'ökologische Schäden',<br />
deren negative Auswirkungen am meisten in jenen Gebieten abzulesen sind, wo die Verwüstungsprozesse<br />
schon lange am Werk sind.<br />
3. Produktion als Ansporn zur Befriedigung der Konsulnkonstellationen der 'Ersten<br />
Welt'<br />
Wenn das Versorgungswirtschaftssystem stagniert oder stillgelegt wird und die Umwelt zerstört,<br />
da es nicht reproduktionsfahig ist, verursachen die von außen gesteuerten Rationalisierungskriterien<br />
der Landwirtschaft irreversible Sozial- und Umweltschäden. Es genügen einige Beispiele: Die Störung<br />
des ökologischen Gleichgewichts ganzer Gebiete mittels Zierstörung der Wälder, die Nutzung<br />
des Bodens <strong>für</strong> ungeeigneten Anbau, die Ausdehnung der Weideflächen und das Betreiben von Viehzucht<br />
in dazu ungeeigneten Gegenden oder auf Flächen, die seit jeher zum Anbau landwirtschaftlicher<br />
Produkte bestimmt waren.<br />
Im Namen der Planung und Rationalisierung werden nicht erneuerungsfähige Ressourcen vergeudet<br />
(wie z.B: der tropische Regenwald); werden Nutzungskriterien angewandt, die sich auf lange<br />
Sicht jeder Produktivitätslogik entziehen. Engstirnige Interessenberechnung verbietet die Koordinierung<br />
von Hilfsaktionen zur Überwindung der sozialen Ungerechtigkeit, die das 'Welt-System' in zwei<br />
sich endgültig feindlich gegenüberstehende Blöcke spalten könnte.<br />
Die Folgen der <strong>Konsum</strong>orientierung in der 'Ersten Welt' sind Grund <strong>für</strong> die schon lange drohende<br />
ökologische Katastrophe. Zu diesem Argument, glaube ich, gibt es genügend Literatur. Zwischen<br />
Umweltproblematik und sozialer Ungleichheit reicher und armer Länder gibt es enge Beziehungen.<br />
Wo auch immer man mit der kritischen Darstellung von Fakten im Nord-Süd-Spannungsfeld<br />
beginnt, führt jede Spur zum gleichen Ausgangspunkt: Die bisher erarbeiteten Entwicklungsmodelle