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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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ÖKOLOGISCHER KONSUM - EIN ALLGEMEININTERESSE OHNE MOBILISIERUNGSKRAFT 27<br />

des Rechts und der Wirtschaft beschreiben (Luhmann 1986), die Individualisierung sozialer Lagen<br />

und Orientierungen in der "Risikogesellschaft" aufzeigen (Beck 1986) oder die in monologischen Diskursen<br />

gewonnene Selbsterzeugungskraft der neuen sozialen Bewegungen (Japp 1986) nachweisen.<br />

Mittlerweile existieren so viele Schattierungen des ökologisch-sozialen Denkens, daß Gruppen, die<br />

"zweckrationale" Strategiediskurse möglichst weitgehend durch "wertorientiertes" Ausdruckshandeln<br />

ihrer Mitglieder ersetzen möchten, wenig Aufmerksamkeit finden, sondern leicht in quasi theologische<br />

Glaubenskämpfe verfallen. 11<br />

Nachdem die letzten Überlebensnischen <strong>für</strong> traditionelle Lebensweisen, Normen und Sozialmilieus<br />

von der Industrialisierung überrollt worden sind, besteht keine Aussicht mehr auf eine<br />

"naturwüchsige" Angleichung des Denkens und Handelns aller Gesellschaftsmitglieder. Der Schluß<br />

von der eigenen persönlichen Entwicklung auf eine parallele Entwicklung "der" Gesellschaft ist heute<br />

so unzulässig, wie niemals zuvor. Die Pluralisierung sozialer Lebenswelten und die Individualisierung<br />

der Sinnerfahrung in und zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Sphären (Teilsystemen)<br />

mündet in eine Mehrzahl "eigenlogischer", wenngleich miteinander verwandter Deutungen und Orientierungen.<br />

In diesem Spektrum haben auch radikale, stark normativ geprägte ökologische Denkweisen<br />

einen "sicheren" Platz. Doch selbst im Falle, daß sie als eine Art kommunikativer Hefe wirken<br />

könnten (was wegen ihrer Neigung zur expressiven Selbstgenügsamkeit bezweifelt wird), taugt die<br />

Umgebung nicht als Hefeteig. Sie kann Differenz und Anderssein, Radikalität und Expressivität mit<br />

den unterschiedlichsten Sinngehalten gut verarbeiten, ohne daß daraus ein Kuchen wird. Ohnehin<br />

liegen alle Versuche, prononcierte Denkformen zu kultivieren (im Selbstverständnis: zu<br />

"radikalisieren") voll im herrschenden Differenzierungstrend. Ihr Resultat ist kaum anders, als wenn<br />

man sich auf homogene, nutzenorientierte Rationalinteressen stützt: eine Selbstlähmung der<br />

Akteure.<br />

5. Zwischenbilanz<br />

Angesichts der geschilderten Befunde muß die im Titel des Beitrags enthaltene Frage mit Ja beantwortet<br />

werden: Ökologischer <strong>Konsum</strong>, verstanden in den Kategorien des klassischen Verbraucherinteresses<br />

und der politischen Interessenorganisation, ist ein Allgemeininteresse ohne hinreichende<br />

Mobilisierungskraft. Diese Feststellung ist sogar noch dahingehend zuzuspitzen, daß ökologischer<br />

<strong>Konsum</strong> allenfalls als partikulares, als Spezialinteresse, das an eine besondere subkulturelle Lebensweise<br />

gebunden ist, Organisationschancen hat. Diese Außenseiterchance geht mit Sicherheit verloren,<br />

wenn ökologischer <strong>Konsum</strong> zu einem allgemeinen, nicht mehr bloß weltanschaulich getragenen, sondern<br />

rational verfolgten Interesse werden sollte.<br />

Eine nüchterne Bestandsaufnahme legt deshalb den Abschied von unbegründeten Erwartungen<br />

und ungeeigneten Handlungsalternativen nahe. Stattdessen empfiehlt sich die genauere Betrachtung<br />

der verbleibenden Handlungschancen jenseits des Wirkungsbereichs von Glaube und Hoffnung: Gibt<br />

es einen alternativen Weg der Durchsetzung ökologischer <strong>Konsum</strong>interessen? Darauf wird der nächste<br />

Abschnitt antworten. Und gibt es u.U. noch Verbesserungsmöglichkeiten beim Umgang mit dem<br />

nur begrenzt tauglichen Instrument "Interessenorganisation"? Dazu werden im letzten Abschnitt zwei<br />

Vorschläge gemacht.<br />

Man kann das in regelmäßigen Abständen an der Partei DIE GRÜNEN verfolgen.

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